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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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einander ein Weilchen böse an.
    Das Mädchen klatschte in die Hände. »Sooo… haben wir uns jetzt abreagiert? Prima. Ich habe mir nämlich nicht die Gesundheit ruiniert, um euch Dusseln beim Zanken zuzusehen. Können wir endlich weitermachen?«
    Der Zauberer rümpfte die Nase. »Meinetwegen.«
    Der Rauch ringelte sich mürrisch deckenwärts. »Meinetwegen.«
    »Na bitte, geht doch.«
    Ich hätte nie eingewilligt, wenn mich das Mädchen nicht darum gebeten hätte. Aber sie hatte dort am Anderen Ort den richtigen Riecher gehabt, mich um Ptolemäus’ willen darum zu bitten. Sie hatte sofort erkannt, dass das mein schwacher Punkt war, eine immer noch offene Wunde. Sogar mein in zweitausend Jahren angehäufter Zynismus hatte sie nicht verheilen lassen. So lange schleppte ich nun schon die Erinnerung an seinen Traum mit mir herum, den Traum, dass sich Dschinn und Menschen eines Tages zusammentun könnten, ohne Arg, ohne Hintergedanken, ohne sich gegenseitig abzuschlachten. Klar, es war ein Hirngespinst, die Fakten sprachen eindeutig dagegen, aber Ptolemäus hatte nun mal daran geglaubt. Seine Überzeugung wirkte noch genug nach, dass mich Kitty damit ködern konnte, als sie seine erhabene Geste wiederholt und die Pforte durchschritten hatte.
    Sie hatte sein Bündnis erneuert und damit war mein Los besiegelt, da half kein Stöhnen, kein Fluchen und kein besseres Wissen. Für Ptolemäus wäre ich durchs Feuer gegangen und dasselbe würde ich auch für Kitty tun.
    Wohlgemerkt: Feuer? Säurefass? Nagelbett? Alles besser als das, wozu ich mich soeben bereit erklärt hatte.
    Der Zauberer wappnete sich in seinem Kreis für das Bevorstehende. Er rief sich die Formel noch einmal ins Gedächtnis und bereitete alles für die Beschwörung vor. Im benachbarten Bannkreis waberte die Rauchsäule hin und her wie eine gefangene Raubkatze. Mir fiel auf, dass in beide Pentagramme Lücken gekratzt waren, damit ich sofort vom einen ins andere überwechseln konnte. Mann, waren die beiden vertrauensselig. Ich hätte jederzeit rausschlüpfen, sie beide verspachteln und mich mit einem lustigen Liedchen auf den Lippen verabschieden können. Ein ausgesprochen reizvoller Gedanke, ich hätte zu gern das Gesicht meines ehemaligen Herrn und Meisters gesehen. Es war ewig her, dass ich mir einen Zauberer einverleibt hatte, 2
(Genau gesagt ein paar hundert Jahre. Einer meiner tschechischen Herrn neigte zur Beleibtheit. Ich verspottete ihn wegen seiner mangelnden Kondition und sorgte so dafür, dass er immer wütender und verstockter wurde. Eines Abends, als wir einander wieder einmal in unseren Pentagrammen gegenüberstanden, forderte ich ihn auf, seine Zehen zu berühren. Er gab sich redlich Mühe und streckte dabei den Hintern aus dem Bannkreis, was mir erlaubte, meine Fesseln abzustreifen. Er hatte tatsächlich einiges Fett angesetzt, schmeckte aber nicht übel. )
aber natürlich war spontanes Verschlingen in Kittys Plan nicht vorgesehen. Mit einigem Bedauern widerstand ich der Versuchung.
    Außerdem musste ich an meine Verfassung denken. Es fiel mir schon schwer, eine so simple Erscheinungsform wie die Rauchsäule beizubehalten. Ich brauchte Rückendeckung, und zwar schleunigst.
    »’tschuldige«, erkundigte ich mich höflich, »aber wird das heute noch was?«
    Der Zauberer fuhr sich nervös durchs Haar und beschwerte sich bei Kitty. »Noch so eine Bemerkung, wenn er drin ist, und ich entlasse ihn sofort, Stab hin, Stab her. Richte ihm das aus.«
    Sie klopfte mit dem Fuß auf den Boden. »Ich warte, Nathanael.«
    Er stieß einen leisen Fluch aus, fuhr sich noch einmal übers Gesicht, dann ging es los. Ich fand die Beschwörung ja ein bisschen holprig, ohne die Eleganz und Finesse, die ich sonst von ihm gewohnt war. Die Formulierung »Schnapp dir den verflixten Dämon Bartimäus und zerquetsch ihn ohne Rücksicht auf Verluste« beispielsweise war ein wenig derb und hätte leicht zu Missverständnissen führen können, aber es schien zu klappen. Eben blubberte die Rauchsäule noch unschuldig vor sich hin, schon wurde sie durch die eine Lücke aus dem einen Bannkreis hinaus und durch die andere Lücke in den anderen Bannkreis hineingesogen, strebte unaufhaltsam dem Kopf meines Herrn entgegen…
    Ich sah noch, wie er die Augen fest zumachte.
    Plonk.
    Weg. Die Schmerzen waren weg. Das war meine erste Empfindung. Alles andere zählte nicht. Als hätte jemand in einem dunklen Zimmer den Vorhang mit einem Ruck aufgezogen und helles Licht vertriebe das

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