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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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beiden nicht im Stich lassen. Bei jedem Schritt hüpfte das Amulett von Samarkand an ihrem Hals.
    Fünf Minuten verstrichen, Kitty hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Plötzlich war sie wieder wach.
    »Was war das?«
    »Eine magische Detonation«, flüsterte Miss Piper. »Drüben am Osteingang.«
    Sie gingen weiter.
    Vier Minuten später betraten sie den Ziergarten vor dem Palast. Im selben Augenblick bebte die Erde und auf dem Weg vor dem Gebäude flammte ein weißer Blitz auf. Alles blieb wie angewurzelt stehen. Es folgte jedoch kein zweiter Blitz. Die Nerven aller waren so zum Zerreißen gespannt, dass die Luft förmlich knisterte.
    Kitty spähte angestrengt in die Dunkelheit. Gegen die hell erleuchtete Glaskonstruktion wirkte die Nacht noch schwärzer. Es war schwer zu erkennen, aber doch, dort auf dem Weg – dort stand jemand. Jetzt bewegte er sich und seine Silhouette zeichnete sich vor dem Gebäude ab.
    Kitty zögerte kurz, dann stolperte sie ihm rufend entgegen.
II Nathanael
    Als er jemanden seinen Namen rufen hörte, blieb Nathanael wie angewurzelt stehen. Die Rufe drangen kaum zu ihm durch, so dröhnten ihm die Ohren von den vielen Detonationen, und in seiner Hand vibrierte der Stab noch immer voller Tatendrang. Trotzdem gelang den leisen Lauten, was keinem Dämon gelungen war: Nathanael schlug das Herz bis zum Hals.
    Im Verlauf der Schlacht hatte er sich mit dämonischer Wendigkeit bewegt, hatte dem Tod immer wieder ein Schnippchen geschlagen und mithilfe des Stabes verderblichere Kräfte entfesselt, als sie den meisten Dschinn zu Gebote standen. Eine Erfahrung, die seit Jahrhunderten der Wunschtraum der meisten Zauberer war, und auch Nathanael hatte insgeheim davon geträumt. Er fühlte sich unverwundbar, genoss es, Schrecken zu verbreiten, ohne selbst gefährdet zu sein. Er tanzte durch die Nacht und zerschmetterte seine Feinde. Und doch, trotz aller Behändigkeit und List, trotz aller Berauschtheit, war er im Innersten seltsam unbeteiligt und distanziert und fühlte sich sonderbar einsam. Sein Abscheu gegenüber den Dämonen, die er tötete, hatte etwas Sachliches, Nüchternes, und er empfand wenig Mitgefühl mit jenen, denen er das Leben rettete. Die Frau am Trafalgar Square hatte ihm vor Augen geführt, was diese Leute von ihm hielten. Sie begegneten ihm mit Angst und Abscheu, und das zu Recht. Er war Zauberer. Ihm und seinesgleichen hatten sie es zu verdanken, dass London in Flammen stand.
    Sein Stolz hielt ihn bei der Stange, sein Stolz und der Dschinn, der sich in ihm eingenistet hatte. Gewiss, er wollte versuchen, der Zerstörung ein Ende zu setzen, aber danach, wenn alles getan war?
    Doch dann, auf dem Weg vor dem Glaspalast…
    Der Dschinn meldete sich zu Wort: Das war Kitty.
    Weiß ich! Hältst du mich für blöd?
    Ich meine ja nur, weil du plötzlich schlapp und schwerfällig bist wie ein nasser Lappen. Ich dachte schon, dich hat vor Schreck der Schlag getroffen.
    Ich habe mich nicht erschrocken.
    Behauptest du! Dein Herz schlägt wie ein Schmiedehammer. Iiih, und schwitzen tust du auch! Hast du vielleicht Fieber?
    Nein. Wie wär’s, wenn du mal die Klappe halten würdest?
    Sie kam ihm langsam entgegen. Ihre Aura erhellte das Gelände auf allen sieben Ebenen, als wäre es Tag. Eine kleine Menschenschar kam hinter ihr hergeschlurft.
    »Kitty.«
    »Nathanael.«
    Sie sahen einander an. Dann klappte sein Mund auf und gab eine Art Rülpser von sich. »He, ich bin auch noch da!«
    Nathanael fluchte und schlug sich auf den Mund.
    Kitty grinste. »Hallo Bartimäus.«
    Mit einem Mal wurde Nathanael grundlos zornig. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst nicht herkommen? Du bist noch in viel zu schlechter Verfassung. Es ist zu gefährlich.«
    »Seit wann hör ich auf dich? Wie steht es hier überhaupt?«
    Nathanael öffnete ohne sein Zutun den Mund, und Bartimäus antwortete: »Noudas Komplizen haben wir größtenteils zur Strecke gebracht, aber er selbst läuft immer noch frei herum. Da drin«, Nathanael zeigte mit dem Daumen über die Schulter, »zusammen mit sieben anderen Wesenheiten und ungefähr hundert Gewöhnlichen. Wir sind…«
    »Eben dabei, uns der Sache anzunehmen«, beschloss Nathanael den Satz.
    »…in ernsten Schwierigkeiten«, sagte der Dschinn.
    Kitty blinzelte verwirrt. »Wie jetzt?«
    Nathanael packte den Stab fester und feine Kraftadern krochen knisternd über seine Hand. Freudige Ungeduld wallte in ihm auf. Er würde Nouda bezwingen, die Gewöhnlichen befreien und zu Kitty

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