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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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und wollte eben loslegen…
    »Bartimäus!« Eine sanfte Stimme. Zu sanft für Mandrake. Als ich mich umdrehte, erblickte ich eine schlanke junge Frau mit mausbraunem Haar, die in einem benachbarten Pentagramm ebenfalls am Schreibtisch saß. Es war Piper, die Assistentin meines Herrn, die sich heute alle Mühe gab, streng auszusehen. Zu diesem Zweck krauste sie ganz reizend die Stirn, legte die Fingerkuppen zu einem kleinen Dach zusammen und sah mich wie eine Kindergärtnerin tadelnd an. »Wo hast du bloß gesteckt, Bartimäus? Wir haben dich wie verabredet schon heute Morgen erwartet. Mr Mandrake musste sich eigens die Mühe machen, dich zurückzuholen, wo er doch auch so schon schrecklich viel zu tun hat. So geht das nicht weiter. Du wirst immer unartiger.«
    So hatte ich mir das nun wieder nicht vorgestellt. Ich richtete mich hoch auf. »Unartig?«, brüllte ich. »Unartig? Wissen Sie nicht, wer ich bin? Ich bin Bartimäus, Sakhr al-Dschinni, N’gorso der Mächtige, Erbauer von Mauern, Zerstörer von Weltreichen. Ich habe zwanzig Namen und Ehrentitel in ebenso vielen Sprachen und jede Silbe kündet von meinen Ruhmestaten! Wag es nicht, mich zu schmähen, Weib! Wenn dir dein Leben lieb ist, rate ich dir, die Röcke zu schürzen und schleunigst das Weite zu suchen. Ich muss Mr Mandrake unter vier Augen sprechen.«
    Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Du benimmst dich wieder mal unmöglich, Bartimäus, gewöhn dir das doch endlich ab. Wir hätten da einen kleinen Auftrag für dich.«
    »Wie bitte? So nicht!« Ich trat in meinem Pentagramm einen halben Schritt auf sie zu, meine Augen sprühten Funken und eine korallenrote Flammenwolke umwaberte mich. »Erst habe ich mit Mandrake ein Hühnchen zu rupfen!«
    »Tut mir Leid, aber der Herr Minister ist momentan unabkömmlich.«
    »Unabkömmlich? Quatsch mit Soße! Ich seh ihn doch dort drüben hocken!«
    »Er arbeitet an einer wichtigen Broschüre, die heute noch fertig werden muss.«
    »Er wird seine Lügenparolen bestimmt ein paar Minuten unterbrechen können. 2
(Zu Mandrakes Maßnahmen, die Gewöhnlichen einzulullen, gehörten auch diverse Serien schauderhafter Groschenromane, die von den Heldentaten britischer Soldaten in der amerikanischen Einöde erzählten. Sie trugen Titel wie: »Wahre Kriegsgeschichten«, waren mit schlechten Holzschnitten bebildert und schilderten Vorfälle, die sich angeblich tatsächlich ereignet hatten. Natürlich waren in diesen Märchen die amerikanischen Zauberer brutal und grausam und bedienten sich der allerschwärzesten Magie und der abstoßendsten Dämonen. Im Gegensatz dazu beharrten die wackeren Briten auf guten Umgangsformen und Fairplay und wehrten sich ihrer Haut, indem sie sich aus Zaunpfosten, Blechbüchsen und ein paar Enden Schnur improvisierte Waffen bastelten. Der Krieg als solcher wurde als etwas Notwendiges und zugleich Tugendhaftes dargestellt. Uralte Kamellen: Ich habe seinerzeit miterlebt, wie Kobolde im ganzen Nildelta ähnliche Behauptungen in königliche Stelen gravierten, um die Feldzüge der Pharaonen zu rechtfertigen. Schon damals hat niemand den Blödsinn geglaubt. )
Ich muss ihn sprechen.«
    Miss Piper rümpfte die Nase. »Ich wüsste nicht, was du ihm zu sagen hättest. Jetzt hör zu, was ich dir auftrage.«
    Ich wandte mich von ihr ab und dem Schreibenden zu: »Heda, Mandrake!« Keine Reaktion. Ich rief ihn noch einmal an, diesmal lauter. Die Akten auf dem Tisch wehten und flatterten.
    Der Zauberer fuhr sich durchs Stoppelhaar und sah mit gequältem Blick auf, als spürte er eine alte Wunde an einer heiklen Stelle pochen, dann bat er seine Assistentin: »Miss Piper, bitte setzen Sie Bartimäus doch davon in Kenntnis, dass mich seine Beschwerden nicht im Mindesten interessieren. Rufen Sie ihm in Erinnerung, dass die meisten Herren ihn für sein unrühmliches Verhalten in der Schlacht bestrafen würden und dass er von Glück sagen kann, dass ich ihn am Leben lasse. Das wäre alles.« Er griff wieder zum Stift.
    Miss Piper setzte zum Sprechen an, aber ich kam ihr zuvor. »Bitte setzen Sie dieses stoppelköpfige Würstchen davon in Kenntnis, dass er mich unverzüglich entlassen soll«, fauchte ich. »Zwar ist meine Macht immer noch fürchterlich, trotzdem bin ich ein wenig geschwächt. Ich brauche dringend Erholung. Wenn er dieser vernünftigen und begründeten Bitte nicht nachgibt, sehe ich mich in meiner Not gezwungen, gegen meine und seine Interessen zu handeln.«
    Sie schien verdutzt. »Was meinst

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