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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Phänomen und unsere Hauptstreitkraft steht nicht zur Verfügung, um dem Treiben ein Ende zu bereiten.«
    Mr Devereaux nickte matt. »Allerdings, allerdings. Möchte außer mir noch jemand was Süßes?« Er sah in die Runde. »Nein? Dann eben nur für mich.« Er hüstelte. Ein großer grauer Schemen erschien, trat an seinen Sessel und stellte mit Geisterhand eine vergoldete Servierplatte vor ihn hin, auf der sich Kaffeegebäck türmte. Der Schemen zog sich zurück und Devereaux nahm sich einen Donut mit Zuckerguss. »Hm, köstlich. Ach bitte, Jane, wie schätzen Sie und Ihre Beamten die Lage hier im Land ein?«
    Miss Farrar nahm eine ungezwungene Haltung ein, die zugleich ihre Figur hervorragend zur Geltung brachte. »Ehrlich gesagt, als Besorgnis erregend. Wir haben es ja nicht nur mit diesen Überfällen zu tun, die schon für sich genommen ein Problem sind, sondern auch mit den Umtrieben der Gewöhnlichen. Immer mehr Leute scheinen gegen magische Angriffe immun zu sein, sie durchschauen Trugbilder, entlarven unsere Spitzel. Andere haben sich davon ermutigen lassen, Streiks und Demonstrationen zu organisieren. Ich halte diese Entwicklung für potenziell gefährlicher als den Krieg in Amerika.«
    Der Premierminister tupfte sich Zuckergusskrümel vom Mund. »Nun lassen Sie mal die Kirche im Dorf, Jane. Mit den Gewöhnlichen werden wir zu gegebener Zeit fertig. Es ist der Krieg, der sie so unruhig macht.« Er schaute bedeutungsvoll zu Mr Mortensen hinüber.
    Miss Farrar legte den Kopf ein wenig schief, sodass ihr eine vorwitzige Haarsträhne anmutig ins Gesicht fiel. »Die Entscheidung liegt natürlich ganz bei Ihnen, Sir.«
    Mr Devereaux klatschte sich auf den Schenkel. »Aber gewiss doch! Und ich entscheide, dass wir uns jetzt eine kleine Pause gönnen. Kaffee und Gebäck für alle!«
    Der Schemen erschien abermals und nach einigem Geziere nahmen die Minister die dargebotenen Erfrischungen entgegen. Mandrake beugte sich über seine Tasse und schielte wieder zu Jane Farrar hinüber. Im Rahmen des Kabinetts waren sie tatsächlich Verbündete, von den anderen argwöhnisch beäugt und von Devereaux begünstigt, wurden sie längst in einen Topf geworfen. Aber das wollte nicht viel heißen, solche Zweckbündnisse konnten sich im Handumdrehen auflösen. Es fiel ihm wie immer schwer, die große Anziehungskraft, die Jane als Frau auf ihn ausübte, mit der Kaltschnäuzigkeit ihres offiziellen Auftretens in Übereinstimmung zu bringen. Seine Miene verfinsterte sich. Es war nicht zu leugnen, dass ihn trotz aller Selbstbeherrschung, trotz seiner Überzeugung, dass die Regentschaft der Zauberer rechtens war, das Auftreten von jemandem wie Farrar unterschwellig beklommen machte. Trotzdem – sie sah einfach umwerfend aus!
    Wenn er ehrlich war, machte ihn das ganze Kabinett beklommen. Es hatte ihn beträchtliche Willensstärke gekostet, sich in den Reihen der Minister zu behaupten. Seine Kollegen strotzten allesamt vor Ehrgeiz, Machtbewusstsein, Schläue und Hinterlist, keiner handelte je seinen höchsteigenen Interessen zuwider. Um nicht unterzugehen, hatte er es ebenso gehalten.
    Vielleicht war das ja alles ganz normal. War er irgendwann jemandem begegnet, der sich anders verhalten hätte? Ungebeten erschien Kittys Gesicht vor seinem inneren Auge. Lächerlich! Eine Verräterin, gewalttätig, unbeherrscht, zügellos… Er malte einen Kringel auf seinen Block, ein Gesicht mit langen dunklen Haaren… Lächerlich! Außerdem war das Mädchen sowieso tot. Eilig übermalte er das Gesicht.
    Und noch früher, vor langer, langer Zeit, war da eine Kunstlehrerin gewesen, Miss Lutyens. Komisch, an ihr Gesicht konnte er sich gar nicht mehr richtig erinnern…
    »Haben Sie nicht zugehört, John?« Das war Devereaux, und er sprach ihm beinahe ins Ohr. Mandrake spürte Zuckergusskrümel an seine Wange spritzen. »Wir sprechen gerade über unsere Position in Europa. Ich hatte Sie nach Ihrer Meinung gefragt.«
    Mandrake setzte sich gerade hin. »Verzeihung, Sir. Äh, meine Agenten berichten mir von Unmutsbekundungen bis hinunter nach Italien. Angeblich ist es sogar in Rom zu Krawallen gekommen. Aber das fällt nicht mehr in meine Zuständigkeit.«
    Die hagere, strenge Sicherheitsministerin Jessica Whitwell fühlte sich angesprochen. »Aber in meine. Italien, Frankreich, Spanien, die Niederlande –überall das Gleiche. Unsere Truppenverbände sind ausgedünnt wie noch nie. Was ist das Ergebnis? Abweichler, Aufstände, Aufruhr. In ganz Europa

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