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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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preisgeben, mit dem er seinen Dämon betraut hatte. Der Name Clive Jenkins fiel, worauf unverzüglich fünf Horla zu dessen Londoner Wohnung entsandt wurden. Sie waren im Handumdrehen wieder da. Mr Jenkins war nicht zu Hause, über seinen Aufenthalt war nichts bekannt.
    Da Mandrake nicht wusste, was sein Dschinn eigentlich herausgefunden hatte, und da die umgehende Beschwörung des verletzten Bartimäus womöglich zur vollständigen Auflösung seiner Substanz geführt hätte – ohne dass vorher noch etwas Brauchbares aus ihm herauszubekommen wäre – wurde die Angelegenheit bis auf weiteres vertagt. Mandrake wurde verdonnert, nach Ablauf von drei Tagen vor dem Kabinett zu erscheinen und dortselbst seinen Dämon zu beschwören und zu befragen.
    Bis dahin musste der junge Zauberer die Bürde des allgemeinen Unmuts tragen. Der Premierminister war außer sich, weil seine antiken Standbilder zu Bruch gegangen waren, während Mr Collins (der beim Losschrillen des Alarms als Erster in den Ententeich gehechtet war, nur um dort unter dem Gewicht einer stattlichen Dame, die hinterhergesprungen war, beinahe zu ersaufen) Mandrake aus den Badetüchern, in die man ihn gehüllt hatte, rachsüchtig anfunkelte. Der dritte Minister, Mr Mortensen, war zwar relativ ungeschoren davongekommen, Mandrake aber schon seit Jahren nicht wohl gesinnt. Alle drei verurteilten einhellig das verantwortungslose und eigenmächtige Treiben ihres jüngeren Kollegen und kündigten einen ganzen Katalog von Strafmaßnahmen an, wollten sich jedoch angesichts der bevorstehenden Kabinettssitzung nicht näher dazu äußern.
    Mr Mandrake hatte diesen Anschuldigungen nichts entgegenzusetzen. Käseweiß im Gesicht verließ er den Landsitz des Premierministers und ließ sich nach London zurückchauffieren.
    Am folgenden Tag frühstückte Mr Mandrake allein. Miss Piper, die wie üblich zur frühmorgendlichen Lagebesprechung erschien, wurde von einem Hausangestellten wieder weggeschickt. Der Minister sei unpässlich, komme aber irgendwann später noch ins Büro. Miss Piper machte beunruhigt kehrt.
    Der Zauberer begab sich mit bleiernen Schritten in sein Arbeitszimmer. Der Türwächter, der sich zu einer scherzhaften Bemerkung hinreißen ließ, wurde von einem Rüttler weggeputzt. Mandrake saß lange einfach nur am Schreibtisch und stierte an die Wand.
    Schließlich griff er zum Telefon und wählte eine Nummer.
    »Hallo? Ist dort das Büro von Jane Farrar? Kann ich sie bitte sprechen? Ja, hier ist Mandrake… Aha… verstehe. Na dann.« Er legte den Hörer langsam wieder auf.
    Er hatte sie bloß warnen wollen. Wenn sie sich weigerte, mit ihm zu reden, war sie selbst schuld. Am vergangenen Abend hatte er sein Bestes getan, sie aus der Sache herauszuhalten, aber das hatte nicht viel genützt. Etliche Gäste hatten mitbekommen, dass sie sich heftig gestritten hatten. Zweifellos würde sie sich ebenfalls einen Rüffel einhandeln. Mandrakes Mitgefühl hielt sich in Grenzen, beim Gedanken an die hübsche Miss Farrar empfand er eine unerklärliche Abneigung.
    Das eigentlich Blöde an der Sache war, dass er den ganzen Ärger hätte vermeiden können, wenn er einfach Farrars Rat befolgt hätte. Bartimäus hatte so gut wie sicher Einzelheiten über Jenkins’ Verschwörung mitgebracht und damit hätte man Devereaux besänftigen können. Er hätte seinen Diener sofort befragen sollen. Stattdessen hatte er ihn entlassen. Es war absurd! Der Dschinn war ihm schon lange ein Dorn im Auge, ausfallend, streitsüchtig und schwächlich, wie er war, außerdem stellte er wegen der Sache mit seinem Geburtsnamen nach wie vor einen Risikofaktor dar. Er hätte kurzen Prozess mit ihm machen sollen, solange er wehrlos war. Das wäre ein Leichtes gewesen!
    Mit leerem Blick betrachtete er seine Akten. Sentimentaler Trottel… Vielleicht hatte Farrar ja Recht. Das Kabinettsmitglied John Mandrake hatte sich ins eigene Fleisch geschnitten. Er hatte sich gegenüber seinen Feinden eine Blöße gegeben. Trotzdem, bei aller Wut auf Bartimäus, auf Farrar und vor allem auf sich selbst – er hätte nicht anders handeln können. Der Anblick des malträtierten Tierchens hatte ihn so erschüttert, dass er nicht lange überlegt hatte.
    Eben das machte ihn so fertig, mehr als alle Drohungen und Bosheiten seiner Kollegen. Jahrelang war sein Leben eine Abfolge rationaler Entscheidungen gewesen. Mandrake hatte sein ganzes Selbstverständnis aus der bedingungslosen Hingabe an seine Arbeit bezogen, jegliche

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