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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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machten rasch die Runde, manche davon fantasievoll ausgeschmückt. 4
(Zum Beispiel hatte jemand eine drastische Zeichnung an die Hafenmauer geschmiert, die den Königssohn mit nacktem Hintern, über einen Bibliothekstisch gebeugt, zeigte, wo ihm unsichtbare Hände ebenjenen königlich versohlten.)
Der Thronfolger war nicht besonders beliebt. Dass ihn jemand in die Schranken gewiesen hatte, erregte allgemein Belustigung und steigerte Ptolemäus’ Ruhm.
    Als es Nacht geworden war, ließ ich mich vom Wind über den Palast tragen und hielt mit den anderen Dschinn ein Schwätzchen.
    »Gibt’s was Neues?«
    »Vom Königssohn gibt’s was Neues, Bartimäus. Seine Stirn ist umwölkt von Zorn und Furcht. Jeden Tag brabbelt er wieder, Ptolemäus werde irgendwann einen Dämon auf ihn hetzen und Anspruch auf den Thron erheben. Die Angst davor lässt seine Schläfenader pochen wie eine Trommel.«
    »Aber mein Herr lebt allein für seine Studien, die Krone kümmert ihn nicht.«
    »Trotzdem. Der Königssohn brütet bis tief in die Nacht und mit trunkenem Kopf über seinen Sorgen. Er schickt Boten auf die Suche nach Verbündeten, die ihm helfen sollen, die Gefahr abzuwenden.«
    »Ich danke dir, Affa, flieg wohl.«
    »Flieg wohl, Bartimäus.«
    Ptolemäus’ Vetter war ein Dummkopf und Säufer, aber ich konnte seine Befürchtungen nachvollziehen. Er selbst war kein Zauberer. Die Zauberer von Alexandria waren unfähige Schatten jener Großen, denen ich einst im Schweiße meines Angesichts gedient hatte. 5
(Diesbezüglich verließen sich die alten Pharaonen üblicherweise auf ihre Priester, und das griechische Herrschergeschlecht hatte keine Veranlassung gesehen, daran etwas zu ändern. Aber die Zeiten, als sich noch begabte Zauberer nach Ägypten aufgemacht hatten, um dort ihr Handwerk auszuüben, damit das Reich auf dem Buckel weinender Dschinn wuchs und gedieh, waren längst vorbei. )
Seine Streitmacht war die schwächste seit etlichen Generationen und meistens irgendwo weit weg im Einsatz. So gesehen war Ptolemäus vergleichsweise mächtig. Sollte es ihm einfallen, den Thronfolger stürzen zu wollen, hatte er gute Karten.
    Ich wartete ab und hielt die Augen offen.
    Der Thronfolger fand Verbündete. Geld wechselte den Besitzer. In einer Mondnacht stahlen sich vier Assassinen in den Palastgarten und statteten meinem Herrn einen Besuch ab. Wie ich vielleicht schon erwähnt habe, war der Besuch nicht von langer Dauer.
    Der Thronfolger hatte dafür gesorgt, dass er in der fraglichen Nacht nicht in Alexandria, sondern draußen in der Wüste auf der Jagd weilte. Als er zurückkehrte, sah er über dem Krokodiltor einen Schwarm Aasvögel kreisen, dann erblickte er die dort baumelnden Leichen der gedungenen Mörder. Ihre leblosen Füße streiften den Federschmuck seines Streitwagens, als er in die Stadt einfuhr. Mit bleichem, rotfleckigem Gesicht entschwand der Prinz in seine Gemächer und ließ sich tagelang nicht blicken.
    »Herr«, mahnte ich, »Euer Leben ist immer noch in Gefahr. Ihr müsst Alexandria verlassen.«
    »Das ist ausgeschlossen, Rekhyt, das weißt du. Die Bibliothek ist nun mal hier.«
    »Euer Vetter ist Euer Todfeind. Er wird es wieder versuchen.«
    »Und du wirst dein Bestes tun, seine Pläne zu vereiteln, Rekhyt. Du hast mein volles Vertrauen.«
    »Diesmal waren die Mörder Menschen, die nächsten werden anderer Natur sein.«
    »Du wirst gewiss mit ihnen fertig. Musst du so geduckt dahocken? Das macht mich ganz nervös.«
    »Ich bin heute ein Kobold, Kobolde hocken so da«, entgegnete ich. »Übrigens ehrt mich Euer Vertrauen, aber ich kann ehrlich gesagt darauf verzichten. Genauso kann ich übrigens drauf verzichten, in der Schusslinie zu stehen, wenn ein Marid durch Eure Tür gewalzt kommt.«
    Er kicherte in seinen Trinkbecher. »Ein Marid! Ich glaube, du überschätzt die Fähigkeiten unserer Hofzauberer. Ich rechne eher mit einem einbeinigen Mauler.«
    »Euer Vetter lässt seine Beziehungen spielen. Er feiert Trinkgelage mit den römischen Gesandten. In Rom scheint überhaupt schwer was los zu sein. Offenbar ist jeder Wald-und Wiesenzauberer zwischen hier und dem Tigris dorthin unterwegs, um ein Stück vom Kuchen abzukriegen.«
    Ptolemäus zuckte die Achseln. »Damit liefert sich mein Vetter den Römern aus. Weshalb sollten sie mir etwas antun?«
    »Damit er für immer und ewig in ihrer Schuld steht. Aber ich bin dann längst tot.« Ich stießärgerlich eine Schwefelschwade aus. Die Weltfremdheit meines Herrn

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