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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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aber wirklich los, sonst komme ich zu spät zur Arbeit.«
    Sie wandte sich ab und schritt energisch aus. Er biss sich wütend und hilflos auf die Lippe. »Sie haben mich ganz falsch verstanden!«, rief er ihr nach. »Ich bin nicht hergekommen, um mich vor Ihnen aufzuspielen. Ich hatte bloß damals keine Gelegenheit, mich zu bedanken, und…«
    Miss Lutyens blieb stehen und drehte sich um. Sie sah jetzt nicht mehr zornig aus. »Doch, ich glaube, ich habe Sie sehr gut verstanden, und ich freue mich darüber. Aber Sie verwechseln da etwas. Dankbar ist mir der Junge von früher, aber der sind Sie nicht mehr, Sie können nicht mehr für ihn sprechen. Uns beide verbindet nichts, Sie und mich.«
    »Ich wollte Ihnen doch bloß sagen, dass ich weiß, dass Sie mir damals helfen wollten, und…«
    »Ja. Tut mir Leid, dass es mir nicht gelungen ist. Auf Wiedersehen, Mr Mandrake.« Sie stapfte durch das nasse Laub davon.

Bartimäus
17
    Die nächsten paar Stunden, die nächste Beschwörung – hey, so gefällt’s mir. Also, wenn ihr mich fragt, ein Tag ohne Frondienste ist doch glatt vergeudet!
    Mal überlegen. Mandrake – abgehakt. Das Mädchen – ebenfalls abgehakt. Wer war es diesmal? Wenn schon eine Kitty plötzlich Pentagramme malte, konnte es ebenso gut der Briefträger sein.
    Pech gehabt. Es war mal wieder mein guter alter Herr und Meister, und er machte ein Gesicht, als wäre ihm ein ganzer Läuseschwarm über die Leber gelaufen. Obendrein hielt er auch noch eine Lanze mit silberner Spitze in der Hand.
    Seine Absicht war deutlich und erforderte eine sofortige Gegenmaßnahme. Ich nötigte meine geschundene Substanz zu einer imposanten Erscheinungsform: ein löwenköpfiger Krieger, wie es sie zur Zeit der Pharaonenkriege gab, 1
(Streng genommen hatte ich einen Löwinnenkopf, denn die Mähne fehlte. Mähnen werden allgemein überschätzt. Klar sehen sie schneidig aus, aber beim Kämpfen behindern sie eindeutig die Sicht, außerdem sind sie hinterher immer eklig mit geronnenem Blut verklebt. )
mit ledernem Brustharnisch und Kettenschurz, blitzenden Augen und weißen Fangzähnen hinter schwarzen Lefzen. Einwandfrei. Ich hob drohend die Pranke.
    »Versuch’s gar nicht erst, du kleiner Scheißer.«
    »Ich verlange eine Erklärung, Bartimäus! Eine Erklärung! Und wenn du keine hast – siehst du diese Lanze? Die kriegst du zu spüren, bevor ich mit dir fertig bin«, sprudelte es aus seinem verzerrten Mund. Er machte Glotzaugen wie ein Fisch und schien überhaupt ein bisschen schräg drauf zu sein.
    »Du kapierst doch erst, wo das spitze Ende ist, wenn du draufsitzt«, schnurrte ich. »Aber ich warne dich. Ich kann auch ungemütlich werden.« Ich ließ eine sichelförmige Kralle aus meiner Samttatze schnellen und drehte sie spielerisch hin und her, damit sie schön blinkte.
    Er grinste niederträchtig. »Pah, das ist doch alles nur Show. Vor zwei Tagen konntest du nicht mal mehr sprechen, geschweige denn dich wehren. Ich wette, wenn ich dich ein bisschen mit der Lanze traktiere, vergeht dir das Lachen. Auf mich umlenken kannst du die Bestrafung diesmal auch nicht.« 2
(Er hatte leider Recht. Hätte er mir einen Strafbann verpasst, hätte ich den auf ihn umlenken können (dass ich seinen Geburtsnamen kannte, hatte entscheidende Vorteile), aber gegen einen Lanzenstich konnte ich mich in meinem geschwächten Zustand nicht wehren. )
    »Ach nee?« Die Löwin richtete sich zu voller Größe auf, ihre Puschelohren streiften die Zimmerdecke. »Du hängst dich ja ganz schön aus dem Fenster, Kumpel. Dann lass doch mal sehen, was du kannst.«
    Er holte mit der Lanze aus. Die Löwin duckte sich und hieb mit der Pranke danach. Es war beiderseits eine schwache Vorstellung, denn wir trafen beide kilometerweit daneben.
    »Was war das denn?«, höhnte die Löwin und tänzelte durch ihren Bannkreis. »Du stellst dich ja an wie ein blinder Spatz, der nach einem Wurm pickt.«
    »Du warst auch nicht besser.« Der Zauberer hüpfte von einem Fuß auf den anderen, duckte sich, richtete sich jäh wieder auf und machte Ausfälle nach allen erdenklichen Richtungen. Er keuchte und schnaufte und handhabte seine Waffe ungefähr so geschickt wie ein Zweijähriger Messer und Gabel.
    »Kuckuck«, machte ich, »hier bin ich! Vor deiner Nase.«
    »Ich verlange eine Erklärung, Bartimäus!«, zeterte er noch einmal. »Ich will die Wahrheit wissen! Keine Ausreden, keine Ablenkungsmanöver! Wer hat dich beschworen?«
    So was in der Art hatte ich schon

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