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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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verkleckert.«
    »Schön, schön«, blaffte Mandrake, »und was soll ich damit anfangen? Das nützt mir alles überhaupt nichts! Wenn ich die Kabinettssitzung morgen lebendig überstehen will, brauche ich was Handfestes… Hopkins! Der ist die Schlüsselfigur. Kannst du ihn beschreiben?«
    Die Löwin kratzte sich die Nase. »Tja, das ist komischerweise nicht so einfach. Er sieht irgendwie… durchschnittlich aus. Geht vielleicht ein bisschen krumm, unauffälliges, unrasiertes Gesicht, mausbraunes Haar, glaube ich, äh… Wieso fasst du dir an den Kopf?«
    Er verdrehte die Augen. »Ich krieg die Krise! Ich hätte wissen müssen, dass man dir solche Aufträge nicht anvertrauen kann. Da hätte sich ja sogar Ascobol noch schlauer angestellt.«
    Das fuchste mich nun doch. »Ach ja? Du glaubst, der hätte rausgefunden, wo Hopkins wohnt?«
    »Wie bitte?«
    »Ascobol hätte dir die vollständige Anschrift beschafft? Ich sehe richtig vor mir, wie sich ein bulliger Zyklop in Trenchcoat und Filzhut im Café neben Jenkins und den Söldner pflanzt, sich einen Kaffee bestellt und lange Ohren macht. Doch, ja – total unauffällig.«
    »Ist ja gut. Weißt du denn, wo Hopkins wohnt? Dann sag’s mir!«
    »Er wohnt im Hotel Ambassador. Bitte sehr. Hab ich ganz nebenbei aufgeschnappt, als man mich gerade mal nicht bis zum letzten Esslöffel 6 (
Fachausdruck: Maßeinheit für Substanz.)
durch die Gegend gescheucht hat. So, und jetzt… he, was machst du da?«
    Mit einem Mal war der Zauberer hellwach. Er drehte sich nach den anderen Pentagrammen um, räusperte sich und rieb sich die müden roten Augen. »Ich habe nur eine Chance, Bartimäus«, verkündete er. »Eine einzige, und die gedenke ich zu nutzen. Wenn ich morgen nichts Konkretes vorweisen kann, machen mich die anderen Minister fertig. Was könnte konkreter sein als ein Hopkins in Handschellen?«
    Er ließ die Finger spielen und setzte zu einem Bannspruch an. Eisiger Wind umpeitschte meine Knöchel, jammervolles Geheul erfüllte die Luft. Mal ehrlich, solche geschmacklosen Effekte galten schon damals in Uruk als abgedroschen. 7
(Den Eisiger-Wind-geisterhaftes-Geheul-Effekt habe ich zuletzt benutzt, um im libanesischen Zedernwald den Riesen Humbaba abzulenken, damit sich mein Herr und Meister Gilgamesch von hinten anschleichen und ihn erschlagen konnte. Damals schrieben wir das Jahr 2600 v. Chr., und es hat auch bloß geklappt, weil Humbaba so ein Holzkopf war. )
Mit solchem Radau kriegt man heute keinen Zauberer mehr aus seinem Bannkreis, außer er kann sich vor Lachen nicht mehr halten. Ich schüttelte resigniert den Kopf. Es war nicht schwer zu erraten, wer da im Anmarsch war.
    Tatsächlich materialisierte sich kurz darauf, untermalt mit einem Scheppern wie von einem zerbrochenen Gong, der blonde Hüne im benachbarten Pentagramm und hob sogleich zu jammern und zu nörgeln an, was sein Herr wohlweislich überhörte. Mich hatte er noch nicht entdeckt. Ich wartete, bis er winselnd auf den Knien lag, verzweifelt die Hände rang und um seine Entlassung flehte, ehe ich hüstelte und höflich fragte: »Brauchst du ein Taschentuch, Ascobol? Ich krieg ja schon nasse Füße.«
    Der Zyklop lief vor Zorn und Scham knallrot an und sprang auf. »Was hat der denn hier zu suchen, Herr?«, blökte er. »Mit dem Kerl kann ich nicht!«
    »Immer mit der Ruhe«, erwiderte ich. »Ich bin so gut wie weg, ich warte nur noch, bis du deine Befehle entgegengenommen hast. Stimmt’s, ›Herr‹?«
    Mandrake ignorierte uns beide, konzentrierte sich auf die restlichen Pentagramme und fuhr mit seinen Beschwörungen fort. Noch mehr billige Effekte wie Quieken und Knallen, Geblubber und Getrappel, der Gestank von Schießpulver, faulen Eiern und Methan erfüllten das Zimmer. Der reinste Kindergeburtstag, fehlten bloß noch die Spaßhütchen.
    Im Handumdrehen hatten sich die üblichen Verdächtigen eingefunden, der Rest von Mandrakes Truppe. Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Zuallererst Ascobol, der mich zwischen seinen Zöpfen böse anglotzte, dann Cormocodran, ein humorloser Bursche der dritten Ebene, der bei der Keltendämmerung in Irland mitgemischt hatte und dessen Lieblingsgestalt ein aufrecht gehender Keiler mit von Färberwaid blau verschmierten Hauern und Hufen war, und dahinter stand Mwamba, eine Dschinnijah, die bei den ostafrikanischen Abaluyia gedient hatte. Mwamba mochte ich eigentlich ganz gern, weil sie nicht so ein Getue wie die anderen machte. Heute erschien sie aus unerfindlichen

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