Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
ziehst dabei eine Fratze wie ein Afrit! Wenn man dich anspricht, gibst du pampige Antworten, bist frech und aufsässig. Es ist nicht zu fassen! Und der Tee, den du gekocht hast, war schauderhaft labbrig. So geht das nicht weiter. Was ist los mit dir, Mädchen?«
»Nichts.«
»Schon wieder eine pampige Antwort! Ich warne dich, wenn das so weitergeht, setze ich dich vor die Tür.«
»Tut mir Leid, Sir.« Kitty seufzte. Schließlich war es nicht Mr Buttons Schuld, dass Bartimäus nicht auf ihren Vorschlag eingegangen war. »Ich habe… ich hatte ein bisschen Ärger.«
»Ärger?« Die Stirn des Alten glättete sich wieder. »Warum hast du das nicht gleich gesagt, meine Liebe? Erzähl mal, vielleicht kann ich dir ja helfen.« Ein Anflug von Besorgnis huschte über sein Gesicht. »Geht es etwa um Geld?«
»Nein, Sir, nichts dergleichen.« Kitty zögerte. Sie konnte ihm wohl kaum die Wahrheit sagen, nämlich dass der eigentliche Grund, weshalb sie bei ihm arbeitete, an diesem Morgen hinfällig geworden war. Nach fast drei Jahren verließ sich Mr Button ganz auf sie, und sie wusste, dass er sie trotz seiner barschen Worte sehr schätzte, aber er war und blieb ein Zauberer. »Es hat mit meinem Aushilfsjob zu tun, Sir«, schwindelte sie. »Ich kellnere doch abends in einer Kneipe und dort gab es vor zwei Tagen eine Dämonenrazzia. Dabei ist einer meiner Kollegen ums Leben gekommen.«
»Eine Razzia?«, wiederholte Mr Button skeptisch. »Wieso das denn?«
»Das Übliche, Sir. Die Behörden haben Aufrührer unter den Gästen vermutet, Leute, die sich gegen unsere Regierung auflehnen.« Sie nahm sich ein Stück Gewürzkuchen von dem Teller, der vor ihr stand, und biss lustlos hinein.
»Nun ja, Lizzie, jede Regierung hat schließlich das Recht, sich zu schützen. Überleg dir lieber, ob du weiter in dieser Kneipe arbeiten willst, wenn sich dort Revoluzzer treffen.«
»Aber das ist gar nicht der Fall, Sir, darum geht es ja gerade. Die Gewöhnlichen, die da hinkommen, reden einfach nur –über den Krieg, die Polizei, darüber, was alles verboten ist. Sie reden bloß. Sie sind gar nicht in der Lage, irgendwas dagegen zu unternehmen, das wissen Sie doch.«
»Hm.« Mr Button blickte aus dem schmutzigen Fenster in den grauen Oktoberhimmel. »Ich kann es ihnen nicht verdenken. Dieser Krieg dauert schon viel zu lange. Ich fürchte, Mr Devereaux hat den Ernst der Lage noch nicht ganz begriffen. Aber was kann unsereins da ausrichten? Sogar mir, der ich selbst Zauberer bin, sind die Hände gebunden! Die Minister sind die Einzigen, die etwas ändern könnten, Lizzie, wir anderen müssen uns aufs Zusehen und Abwarten beschränken. Das verstehe ich natürlich, dass du ein bisschen neben dir stehst, wenn ein Freund von dir umgekommen ist. Tut mir Leid für dich. Nimm dir doch noch ein Stück Kuchen.«
»Das ist nett von Ihnen, Sir, vielen Dank.« Kitty kam der Aufforderung nach und hockte sich auf die Sofalehne.
»Vielleicht solltest du dir heute Nachmittag freinehmen, Lizzie«, schlug Mr Button vor. »Ich arbeite an meinem Dämonenverzeichnis weiter, damit habe ich gut zu tun. Wie viele Dämonen es gibt! Man könnte meinen, am Anderen Ort herrscht ein fürchterliches Gedränge!«
Kitty hatte den Mund voll Kuchen und musste erst hinunterschlucken. »Entschuldigung, Sir, aber was hat es eigentlich mit dem Anderen Ort auf sich? Ich meine, wie sieht es dort aus?«
»Dort regiert das Chaos! Es ist eine Brutstätte unvorstellbarer Scheußlichkeiten«, brummte der Alte. »Wenn ich mich recht entsinne, hat Dulac den Anderen Ort eine ›Kloake des Wahnsinns‹ genannt. Wir können uns die Gräuel einer solchen Welt nicht einmal ansatzweise vorstellen.« Er schüttelte sich. »Wenn ich nur daran denke, brauche ich noch ein Stück Kuchen.«
»Es gibt also Zauberer, die schon mal da waren? Sonst wüsste man ja nicht, wie es dort zugeht.«
»Hm, na ja«, Mr Button zuckte die Achseln, »nicht direkt. Die betreffenden Fachleute beziehen sich hauptsächlich auf die Berichte verlässlicher Dämonen. Sich persönlich dort hinzubegeben, ist nicht zu empfehlen, dabei riskiert man Leib und Seele.«
»Es hat also noch niemand versucht?«
»Versucht schon. Dulacs Herr und Meister Ficino beispielsweise hatte gehofft, auf diese Weise dämonische Kräfte zu erlangen. Stattdessen hat er den Verstand verloren – im wahrsten Sinne des Wortes, denn er hat ihn nie mehr wiedergefunden. Was seinen körperlichen Zustand betraf… nein. Nicht beim
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