Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
Gründen als überdimensionale Dornenechse in hüfthohen Stiefeln. Ganz hinten lungerte noch Hodge herum, der mit seinen Stacheln, seinem üblen Gestank und miesen Charakter fast seinen Bannkreis sprengte. Wir fünf hatten in den letzten Monaten öfters zusammengearbeitet, aber die anderen waren meinem Geist und Witz leider nicht gewachsen.8 Es hatte böses Blut gegeben und man konnte unser Verhältnis bestenfalls gespannt nennen. 8 Mwamba war flatterhaft wie ein Schmetterling, Cormocodran ein maulfauler Grobian, und Ascobol und Hodge nervten einfach nur, weil sie immer so miesepetrig waren.
Mandrake trocknete sich die schweißnasse Stirn. »Ich habe euch heute hoffentlich zum letzten Mal gerufen.« Diese Ankündigung verfehlte ihre Wirkung nicht. Man hörte Hufescharren, Geräusper und Stachelgerassel. »Wenn ihr diesen Auftrag zu meiner Zufriedenheit erledigt«, fuhr der Zauberer fort, »beschwöre ich euch nie wieder. Diese Zusicherung treibt euch hoffentlich zu Höchstleistungen.«
»Was ist Euer Begehr?«, knurrte Cormocodran und fletschte die Hauer.
»Im Hotel Ambassador hat sich ein gewisser Hopkins eingemietet. Ihr sollt ihn festnehmen und hierher bringen. Sollte ich nicht anwesend sein, wartet ihr in euren Pentagrammen auf meine Rückkehr. Dieser Hopkins ist vermutlich ein Zauberer, jedenfalls hat er Verbündete, die imstande sind, niedere Dschinn zu beschwören, die euch aber wahrscheinlich nichts anhaben können. Gefährlicher als Hopkins ist ein großer Mann mit einem schwarzen Bart. Er ist kein Zauberer, hat aber die Fähigkeit, magischen Angriffen standzuhalten. Diese Person hält sich womöglich ebenfalls im Hotel auf. Wenn dem so ist, dürft ihr ihn nach Belieben gefangen nehmen oder töten. Mir geht es um Hopkins.«
»Wir brauchen eine Personenbeschreibung«, zischelte Mwamba, »und zwar eine gute. Für mich sehen alle Menschen gleich aus.«
Ascobol nickte. »Ist doch auch so. Alle haben ungefähr die gleiche Gestalt, die gleiche Anzahl Gliedmaßen und Köpfe. Aber es gibt auch Unterschiede. Nehmen wir nur mal…«
Mandrake hob beide Hände. »Ganz recht, ganz recht. Zum Glück ist Bartimäus Hopkins schon einmal begegnet und kann ihn euch zeigen.«
Ich schrak auf. »Moment mal, so haben wir nicht gewettet! Du hast gesagt, ich darf gehen, wenn ich dir Bericht erstattet habe.«
»Stimmt. Aber deine Beschreibung von Hopkins war vage und unvollständig. Damit kommen wir nicht weit. Du begleitest die anderen und zeigst ihnen Hopkins, das ist alles. Ich verlange nicht, dass du in deiner gegenwärtigen Verfassung handgreiflich wirst. Sobald du wieder hier bist, entlasse ich dich.«
Er wandte sich den anderen zu und erteilte ihnen ausführliche Anweisungen, aber die Löwin hörte nicht mehr hin. In meinen Puschelohren toste der Zorn. Ich war so wütend, dass ich kaum noch auf zwei Beinen stehen konnte. Dieser arrogante Mistkerl! Brach mir nichts, dir nichts das Versprechen, das er eben erst gegeben hatte! Na schön, dann ging ich halt mit, aber wenn ich Mandrake irgendwann zu fassen kriegte, sollte er bitter bereuen, dass er mich verschaukelt hatte.
»Noch Fragen?« Der Zauberer hatte seine Ausführungen beendet.
»Kommt Ihr denn nicht mit?«, wollte Hodge wissen und zupfte an seiner zu weiten Stachelhaut herum.
»Nein«, Mandrakes Miene verfinsterte sich, »leider nicht. Ich muss ins Theater. Das ist für meine angeknackste Karriere unerlässlich. Außerdem«, er warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, »habe ich vielleicht noch etwas anderes zu erledigen.«
Die Löwin musterte ihn unversöhnlich. »Du begehst einen Riesenfehler.« Ich wandte mich nach den anderen um. »Auf geht’s«, kommandierte ich, »mir nach.«
Kitty
18
Kitty hatte schon den ganzen Tag schlechte Laune. Sie war mürrisch, verschlossen und gereizt, sogar aufbrausend, wenn ihr Meister etwas von ihr verlangte. Sie kam ihren Pflichten ordnungsgemäß, aber unbeteiligt nach, knallte mit den Türen, stampfte lärmend durch die Zimmer, und einmal warf sie sogar, weil sie sich zu schnell umgedreht hatte, zwei hohe Stapel sorgfältig geordneter Bücher um. Worauf ihr Meister seinerseits gereizt reagierte.
»Pass doch auf, Lizzie«, rief er ärgerlich. »Meine Geduld ist bald am Ende!«
Kitty blieb mit Gewittermiene vor dem Sofa stehen. »Sind Sie mit meiner Arbeit nicht zufrieden, Mr Button?«
»Keineswegs! Seit heute Morgen benimmst du dich unmöglich, trampelst wie ein wild gewordener Elefant durchs Haus und
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