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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Artischocken.
    Die schwere Last war nicht das Einzige, was mich an diesem Auftrag nervte. Auch der frühe Aufbruch ging mir auf den Bürzel. Schon kurz nach Mitternacht hatte ich von Israel aus losfliegen müssen, um die Nordostküste Afrikas aufzusuchen, wo die besten wilden Artischocken wuchsen, nur damit ich (hier ein Auszug aus meinem Auftrag) »noch vor Tau und Tag die allersaftigsten Exemplare aussuchen« konnte. Als ob der Zeitpunkt auch nur im Geringsten von Belang gewesen wäre!
    Es war anstrengend genug gewesen, die blöden Dinger auszubuddeln – bestimmt klebte mir noch wochenlang der Dreck zwischen den Krallen –, und sie tausendfünfhundert Meilen bei leichtem Gegenwind zurückzuschleppen, war auch kein Pappenstiel. Aber das war alles noch zu verkraften. Was mir wirklich das Gefieder sträubte, war das schadenfrohe Gekicher meiner Geisterkollegen, als ich mich Jerusalem wieder näherte.
    Breit grinsend flogen sie an mir vorbei und fuchtelten angeberisch mit ihren blitzenden Speeren und Schwertern. Sie sollten in der Wüste Banditen jagen – das war wenigstens ein vernünftiger Auftrag. Und ich? Ich gondelte mit meinem Einkaufsnetz gen Norden, lächelte gequält und fluchte leise, aber umso derber vor mich hin. 12
    Ich wurde nämlich bestraft und das war einfach ungerecht.
     
    Wenn man einen Zauberer unter Zuhilfenahme fairer Tricks abmurkst und sich anschließend an den Anderen Ort flüchtet, hat man normalerweise erst mal seine Ruhe. Dann vergehen ein paar Jährchen, vielleicht auch das eine oder andere Jahrzehnt, bis irgendwann der nächste habgierige Glückssucher, der sich ein paar Brocken Altsumerisch beigebracht und herausgefunden hat, wie man ein halbwegs ansehnliches Pentagramm malt, auf deinen Namen stößt, dich beschwört und erneut in Fesseln legt. Aber in diesem Fall sind zumindest die Regeln klar und werden von beiden Parteien stillschweigend anerkannt. Der Zauberer zwingt dich, ihm zu Reichtum und Macht zu verhelfen, 13 und du tust dein Möglichstes, um ihn übers Ohr zu hauen.
    Manchmal klappt es, meistens leider nicht. Es hängt vom Geschick und Urteilsvermögen beider Seiten ab. Aber es ist ein ehrlicher Zweikampf, und wenn man ausnahmsweise die Oberhand über seinen Peiniger gewinnt, erwartet man am allerwenigsten, dass man umgehend wieder beschworen und von jemand anderem für diesen Triumph bestraft wird!
    Doch genau so verhielt es sich in Salomos Jerusalem. Keine vierundzwanzig Stunden nachdem ich den alten Zausel verspeist und seinen Turm fröhlich rülpsend verlassen hatte, fand ich mich schon in einem benachbarten Mauerturm wieder. Ich kam noch nicht mal dazu, mich zu beschweren, denn schon wand ich mich in Substanzkrämpfen, wurde abwechselnd Durchgenudelt, Plattgequetscht und Gestreckt und bekam zum krönenden Abschluss den Glühheißen Stichel zu spüren. 14 Man könnte meinen, dass ich wenigstens hinterher Gelegenheit zu ein paar bissigen Bemerkungen gehabt hätte, aber von wegen! Im Handumdrehen wurde ich mit dem ersten von mehreren todpeinlichen Aufträgen losgeschickt, die nur dazu ersonnen waren, meinen ungebundenen Geist zu brechen.
    Die Liste war niederschmetternd. Als Erstes musste ich ins Libanon-Gebirge fliegen und Eis aus den Gletschergipfeln hacken, damit die Sorbets des Königs schön kühl blieben. Danach wurde ich in die Kornkammern des Palastes geschickt, um die Gerstenkörner für die jährliche Inventur zu zählen. Anschließend musste ich in Salomos Gärten die vertrockneten Blätter von Bäumen und Blumen zupfen, damit nichts Braunes oder Welkes das königliche Auge beleidigte. Als Nächstes folgten zwei unerfreuliche Tage in der Palastkloake, über deren Verlauf ich hier den (leicht, verschmierten) Schleier des Vergessens breiten möchte, danach durfte ich mich auf die anstrengende Suche nach einem Ei des Vogels Rock für das königliche Frühstück begeben. 15 Und zu allem Überfluss hatte man mir jetzt noch eine Lieferung für das anstehende Artischockenfest aufgebrummt, wodurch ich unweigerlich zum Gespött meiner Dschinnkollegen wurde.
    Natürlich konnte keine dieser Maßnahmen meinen Geist brechen, aber ich verspürte doch einen leisen Ärger. Und wem hatte ich das alles zu verdanken? Salomo!
    Dabei hatte er sich nicht mal die Mühe gemacht, mich persönlich zu beschwören. Nein, dafür war er natürlich viel zu wichtig. So wichtig, dass ich ihn während meiner dreijährigen Sklavenfron in Jerusalem kaum je zu Gesicht bekommen hatte. Dabei

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