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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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grade mal dazu aufgerafft, auf der zweiten Ebene ein Abwehrnetz um den Palast zu errichten. Da kann jeder Kobold durchspazieren!«
    Der Zauberer strich sich das Kinn. »Gut. Demnach will sie sich freikaufen. Wie die anderen auch.«
    »Wenn das so ist«, sagte der Foliot und rekelte sich auf seiner Wolke, »könntet Ihr mich eigentlich wieder entlassen. Ich habe genug von diesen Fernbeschwörungen. Davon krieg ich scheußliches Kopfweh! Und Beulen an den komischsten Stellen. Hier zum Beispiel. Ich kann kaum noch sitzen. Schaut Euch das bitte mal an!«
    »Du kehrst nach Saba zurück, Sklave«, schnarrte Khaba und wandte den Blick ab, »und beobachtest weiter, was dort geschieht! Und vergiss nicht, mich sofort zu verständigen, wenn dir etwas auffällt. Ich werde dich beschwören, sooft es mir beliebt, Beulen hin oder her.«
    Der Foliot verzog mürrisch das Gesicht. »Muss das sein? Offen gestanden wäre mir die Baustelle lieber.«
    »Unsere Arbeit hier ist fürs Erste getan«, sagte Khaba förmlich. »Salomo… er schickt uns woandershin.«
    »Ach, so ist das! Er ist wohl sauer auf Euch, was? Ihr seid ein bisschen in Ungnade gefallen, hm? So ein Pech aber auch!«
    Khaba kniff die Lippen zusammen, bis sie nur noch ein schmaler Strich waren. »Eins schwör ich dir«, knurrte er, »der Tag der Vergeltung wird kommen!«
    »Klar doch«, erwiderte der Foliot. »Wisst Ihr, was? Am besten erledigt Ihr das sofort. Warum schleicht Ihr Euch nicht in die Gemächer des Königs und klaut ihm den Ring, während er schläft?«
    »Gezeri…«
    »Warum denn nicht? Ihr seid schnell, Ihr seid schlau, Ihr könntet ihn umbringen, ehe er den Ring drehen kann… Na? Worauf wartet Ihr noch?« Der Foliot kicherte. »Ach, das wird ja doch nichts, Khaba. Ihr habt genauso viel Angst wie alle anderen.«
    Der Zauberer stieß wütend fauchend ein Wort hervor und klatschte in die Hände. Gezeri kreischte quiekend auf. Dann implodierte der Foliot mitsamt seiner Wolke und war verschwunden.
    Der zornbebende Khaba stand im blaugrünen Zwielicht und starrte ins Leere. Der Tag würde kommen, da all jene, die ihn gedemütigt und verlacht hatten, ihren Irrtum bitter bereuen würden…
    Eine Stimme raunte ihm etwas zu. Jemand streichelte ihm den Nacken. Khaba gab sich einen Ruck und schüttelte die finsteren Gedanken ab. Dann verließ er seinen Kreis und ging zu den Substanzkäfigen hinüber. Bevor er in die Wüste aufbrach, blieb ihm noch ein wenig Zeit, um sich abzulenken.
     

Asmira
     
    13
     
    A m Tag des Frühlingsfestes dauerten die religiösen Zeremonien doppelt so lange wie sonst. Dem kleinen Mädchen war langweilig. Sie wartete, bis die Ehemaligen vor dem Sonnengott knieten und die breiten Hinterteile emporreckten, dann schaute sie sich unauffällig um. Die anderen Mädchen waren ebenfalls ins Gebet versunken, hatten die Augen geschlossen und drückten sich die Nase am Steinfußboden platt. Während ihr Lobgesang anschwoll und den ganzen Raum erfüllte, stand das Mädchen auf, schlich auf Zehenspitzen zwischen seinen Gefährtinnen hindurch und kletterte aus dem Fenster. Die Kleine lief über das Flachdach des Schulungssaals, huschte die Mauerkrone des Palastgartens entlang und sprang gelenkig wie ein Kätzchen auf die dunkle Straße hinunter. Dort strich sie ihr Gewand glatt, rieb sich das aufgeschürfte Schienbein und trabte bergab. Bei ihrer Rückkehr erwartete sie eine Tracht Prügel, aber das war ihr egal. Sie wollte unbedingt den Festzug sehen.
    Von den Türmen ließ man Orangenblüten herunterrieseln und die Leute sahen aus wie mit Schnee bedeckt. Sie säumten die Straßen – Städter und Bergbewohner gleichermaßen – und warteten geduldig auf ihre Königin. Die Kleine mochte nicht ganz vorn stehen, weil sie fürchtete, unter den Rädern des königlichen Wagens zermalmt zu werden, darum kletterte sie die Holzstiege zum nächstbesten Wachturm hoch, wo zwei schlanke Frauen mit Schwertern an den Hüften standen und die Menge aufmerksam beobachteten.
    »Was willst du denn hier?«, fragte die eine verwundert. »Warum bist du nicht bei den anderen, wo du hingehörst? Los, lauf schon.«
    Aber die andere wuschelte der Kleinen durch das kurze dunkle Haar und sagte: »Zu spät. Hör doch – da kommen sie! Setz dich hierhin und verhalte dich ruhig, Asmira. Vielleicht hast du ja Glück und wir haben dich gar nicht gesehen.«
    Die Kleine grinste und setzte sich im Schneidersitz den Wachfrauen zu Füßen. Sie stützte das Kinn auf die Fäuste und reckte

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