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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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habe warten lassen«, fuhr der Zauberer fort, »aber ich hatte fern von hier zu tun. Noch mehr tut es mir leid, dass ich diesen… diesen abscheulichen Überfall auf Euch nicht verhindern konnte.« Er deutete mit ausholender Gebärde auf die Verwüstung ringsum.
    Khaba stand dichter vor Asmira, als ihr lieb war. Er verströmte einen eigenartigen Geruch. Asmira musste an die Totenhalle denken, in der die Priesterinnen zu Ehren verstorbener Ehemaliger Räucherwerk verbrannten. Von dem süßlichen, beißenden Geruch wurde es Asmira immer ein bisschen schlecht. »Ich bin Euch trotzdem dankbar«, erwiderte sie, »denn Eure Diener haben mir das Leben gerettet. Wenn ich demnächst nach Himjar zurückkehre, sorge ich dafür, dass sich meine Königin dafür erkenntlich zeigt.«
    »Bedauerlicherweise ist mir Euer Land nicht bekannt«, sagte der Zauberer lächelnd und schaute sie mit seinen Glupschaugen unverwandt an.
    »Himjar liegt in Arabien, östlich des Roten Meeres.«
    »Aha. Demnach ist Saba ganz in der Nähe. Was für ein Zufall, dass alle Länder in dieser Gegend offenbar von Frauen regiert werden!« Der Zauberer lachte. »Auch meine Heimat Ägypten hat eine Weile mit der weiblichen Thronfolge geliebäugelt, aber sie hat sich nicht durchgesetzt. Dennoch, verehrte Priesterin, gebührt die Ehre, Euch gerettet zu haben, nicht mir. Sie gebührt vielmehr meinem König, dem großen Salomo, auf dessen Geheiß wir diese Wüste von Banditen säubern. Wenn Ihr jemandem Dank schuldet, dann ihm.«
    Asmira rang sich ein bezauberndes Lächeln ab. »Ich würde mich gern persönlich bedanken, wenn das möglich ist. Ich bin nämlich im Auftrag meiner Königin nach Jerusalem unterwegs und wollte ohnehin um eine Audienz bei Salomo ersuchen.«
    »Verstehe.«
    »Vielleicht könnt Ihr mir dabei behilflich sein?«
    Das Lächeln erlosch nicht, die Augen blickten unverwandt. Blinzelte der Zauberer überhaupt je? »Die Audienzen beim König sind sehr begehrt«, sagte er, »und so mancher wird enttäuscht. Ich gehe aber davon aus, dass Eure Stellung und – die Bemerkung sei mir gestattet – Euer beträchtlicher Liebreiz das Interesse des Königs wecken werden.« Er fuhr herum und schaute zu seinen Sklaven hinüber. Sein Lächeln erlosch und er rief barsch: »Nimschik! Komm sofort her!«
    Eine der Wesenheiten verzog das Gesicht und setzte sich in Bewegung.
    »Du führst die Aufsicht über die anderen«, verkündete Khaba. »Ich nehme nur Khosro mit, weil er meinen Teppich zieht. Ihr räumt die Leichen und den ganzen Unrat von der Straße. Begrabt die Gefallenen, verbrennt die toten Kamele. Falls ihr noch andere Überlebende entdeckt, versorgt deren Wunden und bringt sie zum Tor des Volkes am Palast, zusammen mit allen Waren und Tieren, die noch zu gebrauchen sind. Verstanden?«
    Der Hüne zögerte. »Herr, Salomo hat aber verboten…«
    »Dummkopf! Die Banditen sind tot, ihr dürft zurückkehren. Wenn ihr alles erledigt habt, wartet ihr auf dem Dach meines Turmes auf neue Anweisungen. Wenn ihr mich in irgendeiner Weise enttäuscht, ziehe ich euch das Fell über die Ohren. Und jetzt fort mit euch!«
    Als sich der Zauberer wieder Asmira zuwandte, lächelte er so breit wie zuvor. »Leider sind meine Sklaven entsetzlich schwer von Begriff, verehrte Priesterin Cyrine, aber als Zauberer muss man sich nun mal mit diesen Geschöpfen herumärgern, wie Euch vielleicht bekannt ist.«
    »Soviel ich weiß, sprechen unsere älteren Priesterinnen gelegentlich mit Geistern«, erwiderte Asmira und setzte bescheiden hinzu: »Ich selbst verstehe nichts davon.«
    »Das will ich hoffen, ein hübsches Ding wie Ihr…« Die großen sanften Augen lösten sich von Asmiras und musterten sie flink von Kopf bis Fuß. »Aber keine Bange«, sagte Khaba dann, »ich habe meine Diener fest im Griff. Sie sind mit magischen Ketten gebunden und fürchten noch mein freundlichstes Wort. Wenn Ihr jetzt…«
    Er stockte und runzelte die Stirn. Von irgendwoher war das Klingeln von Glöckchen zu vernehmen. Ein Windstoß, der einen strengen Geruch mitführte, fuhr in Asmiras Kopftuch. Sie musste husten.
    »Entschuldigt mich einen Augenblick, Priesterin«, sagte der Zauberer.
    Er sprach ein Wort. Es dauerte drei Herzschläge lang, dann erblühte über ihm eine violette Wolke wie eine in der Luft schwebende Blume. Auf der Wolke lümmelte sich, die Patschhändchen hinter dem Kopf verschränkt, ein kleiner grünhäutiger Dämon. Der Dämon setzte sich auf und sagte: »Guten Abend, Herr. Mir

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