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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Khabas Glubschaugen gefiel mir gar nicht.
    Er setzte wieder sein verkniffenes Lächeln auf, beugte sich vor und rammte die Fingernägel in das Pult, als wollte er das Elfenbein herausbrechen. »Bartimäus von Uruk«, sagte er leise, »du nimmst ja wohl nicht an, dass ich dich, nachdem du mich in solche Schwierigkeiten gebracht und sogar König Salomo gegen mich aufgebracht hast, sodass er mich in die Wüste geschickt hat, nachdem du im Steinbruch gegen den armen Gezeri handgreiflich geworden bist – dass ich dich also angesichts dieses nicht enden wollenden Sündenregisters einfach in die Freiheit entlasse?«
    So gesehen, war das wirklich ein bisschen überraschend. »Aber die Banditen«, setzte ich an. »Nur weil ich…«
    »Ohne deine Missetaten«, unterbrach mich der Zauberer, »hätte ich mich gar nicht mit irgendwelchen Banditen befassen müssen.«
    Das war nicht zu widerlegen. »Einverstanden«, sagte ich, »aber was ist mit der Priesterin? Ihr habt doch vorhin gesagt, dass…«
    »Ach richtig, die bezaubernde Cyrine.« Khaba lächelte. »Die tatsächlich glaubt, dass ein einfaches Mädel aus einem rückständigen Provinznest ankommen und mit Salomo ein Schwätzchen halten kann. Heute Abend wird sie in meiner Begleitung ein Festmahl genießen und die Wunder des Palastes bestaunen. Falls Salomo morgen zu beschäftigt sein sollte, um sie zu empfangen, kann ich sie vielleicht zu einem kleinen Spaziergang überreden. Vielleicht kommt sie ja mit in meinen Turm? Vielleicht vergisst sie hier ihren diplomatischen Auftrag? Wer weiß? Ja, ich habe ihr versprochen, Sklave, dass ich dich aus meinen Diensten entlasse, und das will ich auch tun. Aber als Wiedergutmachung für alles, was du mir angetan hast, sollst du mir eine letzte Gefälligkeit erweisen.«
    Seine Hand tastete in seinem Gewand umher, holte etwas hell Funkelndes hervor und hielt es mir hin. Es war eine Flasche. Ein bauchiges Fläschchen, ungefähr so groß wie eine Kinderfaust, aus durchsichtigem, geschliffenem Kristall gefertigt und mit eingravierten Blumen verziert.
    »Gefällt sie dir?«, fragte der Zauberer. »Ägyptischer Bergkristall. Hab ich in einem Grab gefunden.«
    »Die Blumen sind ziemlich kitschig.«
    »Hmm. Die dritte Dynastie bevorzugte einen eher volkstümlichen Stil«, stimmte mir Khaba zu. »Aber das braucht dich nicht zu stören, Bartimäus. Du brauchst dir die Blumen nicht anzuschauen, weil du nämlich drinnen sitzen wirst. Diese Flasche«, er drehte das Behältnis hin und her, dass der Schliff funkelte, »ist nämlich dein künftiges Zuhause.«
    Meine Substanz zog sich zusammen. Die kleine runde Halsöffnung gähnte mich an wie ein offenes Grab. Ich räusperte mich mühsam. »Sie ist ein bisschen klein…«
    »Der Unbeschränkte Bannzauber«, sagte Khaba, »ist ein Vorgang, für den ich mich schon lange interessiere. Wie du sicherlich weißt, Bartimäus, entspricht er im Grunde einer Entlassung, allerdings einer, bei der der Dämon nicht in seine eigene Dimension zurückkehrt, sondern vielmehr in ein irdisches Gefängnis gebannt wird. Diese Käfige hier…«, er wies auf die schwach leuchtenden Folterkammern hinter sich, »sind voller ehemaliger Diener, die ich auf diese Weise ›entlassen‹ habe. Mit dir könnte ich es genauso machen, aber die Flasche hat noch einen zusätzlichen Nutzen für mich. Sobald du darin eingeschlossen bist, überreiche ich dich König Salomo als Geschenk, als Beweis meiner Ergebenheit, als kleinen Beitrag zu seiner Wunderkammer. Wahrscheinlich nenne ich dich den ›Mächtigen Gefangenen‹ oder sonst irgendeinen Unsinn. Salomo hat einen furchtbar primitiven Geschmack, das wird ihm gefallen. Wenn ihn seine Jongleure mal langweilen, belustigt ihn vielleicht dein verzerrtes Gesicht hinter dem Kristall, vielleicht stellt er dich aber auch nur zu seinem anderen Krimskrams und holt dich nie wieder hervor.« Der Zauberer zuckte die Achseln. »Jedenfalls dürfte es mindestens hundert Jahre dauern, bis jemand das Siegel aufbricht und dich freilässt. Du kannst in aller Ruhe deine Unverschämtheit bereuen, während deine Substanz vor sich hin modert.«
    Der Zorn überwältigte mich, ich trat in meinem Kreis einen Schritt vor. »Reg dich ab«, sagte Khaba gelassen. »Die Bedingungen deiner Beschwörung hindern dich daran, mir etwas anzutun. Aber selbst wenn du es versuchen könntest – es wäre sehr unklug, kleiner Dschinn. Wie dir vielleicht schon aufgefallen ist, bin ich nicht schutzlos.«
    Er schnippte mit den

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