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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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verstehen, er konnte nicht mehr als zwanzig Schritte von uns entfernt sein. »Was willst du denn jetzt schon wieder?«
    »Nur eine kleine Frage, o großer Hiram«, antwortete Gezeri. Sein Tonfall stand in krassem Gegensatz zu der respektvollen Wortwahl. »Mein Herr, der glorreiche Khaba, ist leider ein wenig unpässlich.«
    »Ich habe ihn doch noch beim Abendessen gesehen.« Hirams Abscheu war nicht zu überhören. »Er war betrunken.«
    »Inzwischen ist er wieder nüchtern, aber er hat etwas verloren. Eine kleine Flasche. Hat sie wohl verlegt, jedenfalls kann er sie nicht mehr finden. Vielleicht ist sie vom Tisch gerollt, vielleicht wurde sie mit dem übrigen Geschirr abgeräumt. Wir haben alles abgesucht – ohne Erfolg. Rätselhaft.«
    »Etwa sein Geschenk für Salomo?«, fragte Hiram. »Was geht das mich an? Ich hätte angenommen, dass du ein Auge darauf hast, schließlich bist du Khabas Sklave. Und wenn nicht du, dann sein abscheulicher Schatten.«
    »Nein, wir beide haben in Khabas Turm die Verwüstung beseitigt, die… ach, nicht so wichtig. Hört zu…« Gezeri sprach im Plauderton und ich sah vor mir, wie er auf seiner Wolke saß und lässig seinen Schwanz zwirbelte, »Ihr habt nicht zufällig die kleine Araberin gesehen?«
    »Die Priesterin Cyrine? Die ist in ihrem Zimmer, nehme ich doch an.«
    »Welches Zimmer hat sie denn, wenn ich fragen darf? Khaba vermutet nämlich, dass…«
    »Nein, das darfst du nicht fragen.« Ich hörte, wie Hiram weiterging und unwirsch sagte: »Khaba kann sich morgen früh um seinen Kram kümmern. Unsere Gäste haben das Recht auf eine ungestörte Nachtruhe.«
    »Es ist nur so, dass wir annehmen…« Man hörte eine leise Zauberformel, das angriffslustige Quieken einer Maus und einen schrillen Aufschrei: »Aua!«, kam es von Gezeri. »Ruf deinen Sklaven zurück! Ich bin ja schon weg!« Ich vernahm das unverwechselbare Poff! einer implodierenden lila Wolke. Der Zauberer durchquerte humpelnd den Saal, seine Schritte verklangen.
    Ich sah die Kleine finster an. »Das ging ja schnell. Khaba ist schon hinter dir her. Am besten lassen wir uns rasch von jemand anderem umbringen.«
     
    Wir hatten Glück. Keine weiteren dämonischen Streuner verirrten sich in den Babylonischen Saal. Im Anschluss mussten wir noch die Hethitischen Kammern durchqueren, durch den Sumerischen Anbau huschen, links am Keltischen Kabinett 82 vorbeitrippeln und uns kurz vor den weitläufigen (und gut bewachten) Ägyptischen Sälen in den südlichen Gartenwandelgang verdrücken.
    »Uff!«, keuchte ich. »Lass uns kurz verschnaufen und das Terrain sondieren. Was siehst du?«
    Die Nacht hinter den Säulen war tintenschwarz und totenstill. Eine leichte östliche Brise trug lauwarme Wüstenluft heran. Ich betrachtete die Sterne. Arkturus schien hell, Osiris verblasste allmählich – demnach blieben uns noch vier oder fünf Stunden, bis es hell wurde.
    Die Gärten waren von Norden nach Süden angelegt. Alles war stockfinster, nur aus den Palastfenstern fielen verzerrte Lichtvierecke auf Sträucher und Standbilder. Im Norden ragte der Königsturm auf, praktischerweise gleich neben dem Harem, aber vom Hauptgebäude des Palastes getrennt. Im Süden lagen viele der öffentlichen Gebäude, darunter auch der Audienzsaal, die Unterkünfte von Salomos menschlichen Dienern und – ein wenig abseits – seine randvoll mit Gold gefüllte Schatzkammer.
    Das Mädchen hatte sich ausgiebig umgeschaut. »Sind wir jetzt im Garten? Mir fällt nichts Verdächtiges auf.«
    »Da sieht man mal wieder, wie wenig du weißt«, entgegnete ich. »Ihr Menschen seid wirklich mit Blindheit geschlagen. Hier wimmelt es nur so von Wächtern. Siehst du das Standbild neben dem Rhododendrongebüsch? Das ist ein Afrit. Wenn du wie ich die höheren Ebenen erkennen könntest… na ja, ist vielleicht besser, wenn du nicht siehst, was er gerade macht. Er ist der Hauptmann und befehligt die Nachtschicht. Alle Wächter auf diesem Teil des Palastgeländes erstatten ihm regelmäßig Meldung. Sie überwachen sich sogar gegenseitig, damit sich keiner danebenbenimmt. Ich sehe fünf, nein, sechs Dschinn, die entweder im Gebüsch kauern oder zwischen den Bäumen schweben, und die komischen Glühwürmchen überall gefallen mir auch nicht. Auf dem Hauptweg befindet sich eine Stolperfalle, die irgendwas Fürchterliches auslöst, und über den ganzen Garten spannt sich auf der fünften Ebene eine mordsgroße Schutzkuppel. Jeder Geist, der dort durchfliegt, löst einen

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