Bartstoppelkuesse
tranken australischen Shiraz und ließen uns in den Abend treiben.
Erwin verführte mich.
Ich überlegte kurz, ob ich mich dagegen wehren sollte, aber das Gefühl war einfach zu schön. Und es war Ewigkeiten her, dass ich richtig geilen Sex gehabt hatte.
Seine Finger glitten sanft zwischen meine Schenkel und er begann mit seinen Fingerspitzen meine Schamlippen zu spreizen. Er ließ seine Zuge sanft aber schnell über meine Klitoris gleiten und verwöhnte mich mit intimen Küssen.
Er zog mich auf sei nen Schoß und stieß mich leidenschaftlich. Ich begann ihn langsam zu reiten. Als er kam, schrie er auf und sabberte mir auf die Brustwarzen. Mein unzurechnungsfähiger Wohnungsnachbar klopfte mit dem Hammer an die Wand. Erwin und ich aber erlebten alle Höhen der sexuellen Glückseligkeit. Wir streichelten uns, bis wir vor Lust explodierten. Er war eine echte Granate im Bett!
Eine Woche später zog Erwin bei mir ein. Wir liebten uns und wussten auch ohne Worte, was wir wollten.
Irgendwann überreichte ich ihm aus Spaß eine Liste über grundsätzliche Dinge, die Männer im Umgang mit Frauen beachten sollten:
Komplimente stimmen mich sanft, keine Komplimente machen mich sauer.
Wenn du mal keinen hochkriegst, kein Problem. Aber bitte mach’ es nicht zu meinem.
Küssen ist eine eigene Disziplin und keine Vorfahrtstraße ins Schlafzimmer.
Rede nicht mit meinem Busen, sonst siehst du bald meinen Hintern.
Wir machen Liebe und keine Bodenturnübungen. Acht Stellungen in drei Minuten sind definitiv zu viel.
Wenn ich dir eine Szene mache, frage nie: „Hast du deine Tage?“
Dann fing Erwin an, alles umzukrempeln.
Mein Teppich flog raus, ein Futon-Bett musste her, obwohl ich meine durchgelegene französische Liegewiese doch so sehr liebte. Die Wände leuchteten auf einmal in trendigem Terrakotta-Design. Erwin verkaufte mein Sofa gewinnbringend in der Avis und machte aus meiner Höhle eine so genannte Lichtstube .
„Bei dir ist alles so düster, Scarlett. Du bist doch eine Frau. Ich dachte, die mögen frische Farben!“
Er hatte keine Ahnung. Die bereits wieder verräucherten Tapeten zeugten von irrem Brainstorming, mein heiß geliebter Teppich von meinem Liebesleben, meine Mahagoniküche davon, dass ich morgens eh nicht die Augen aufkriegte. Wozu also Licht? Ich fand alles blind!
Jetzt, wo Erwin bei mir wohnte, war nichts mehr an seinem Platz.
„Es muss nicht immer alles bleiben, wie es war, Scarlett.“
„Warum nicht?“, fragte ich kläglich.
„Veränderung, Entwicklung ist weiblich. Es wird Zeit, dass du mal was veränderst!“
Aber das wollte ich doch gar nicht. Es war gut so wie es war. Alles Weibliche konnte man(n) sowieso nicht beeinflussen oder kontrollieren.
Mein neues Feindbild hatte einen Namen: Erwin!
Ich fühlte mich wie eine Looserin. Hatte mich die Midlife-Crisis gepackt ? Lag es daran, dass ich an Ausstrahlung verloren hatte und derzeit beruflichen Erfolgen hinterherlaufen musste? Bekam ich etwa einen Bauch? Brauchte ich meine Brille jetzt öfter? Oder war ich es einfach nicht mehr gewohnt, Kompromisse einzugehen?
Scheiße!
Irgendwie war ich doch immer eine Erfolgsfrau gewesen, konnte alles alleine und meistens auch viel besser.
Durch Erwins Anwesenheit war einfach alles was mir Sicherheit versprach durcheinander gekommen. Männer waren viel zu kompliziert. Erwin hatte auf einmal auch eine ganz andere Art von Humor. Wenn ich ihn fragte, ob Brandopfer Vergünstigungen in Krematorien bekamen, warf er mir einen vernichtenden Blick zu, der einem Atomschlag gleichkam.
Da hörte es doch auf!
Immer öfter ging ich auf ein Bier in meine Lieblingskneipe nach Altona. Meistens rief Erwin dann ab einundzwanzig Uhr abends an und wollte wissen, wo ich denn blieb.
„Überstunden, Schatz! Du weißt doch, wie das ist. Der Markt hat seine eigenen Gesetzmäßigkeiten.“
Mitte Dezember, nachdem er darauf bestand, einen Weihnachtsbaum zu kaufen und ihn auf dem Balkon zu parken, schmiss ich Erwin aus der Wohnung.
Di e Aussicht auf ein Gänsebratenessen mit seinen Eltern und auf batteriebetriebene Festtagslaune raubte mir den letzten Nerv. Ich ließ ihn zum Ausräumen allein in meiner Wohnung zurück, schmiss mich in meine Lederjacke und brauste los in die Nacht.
Schicht im Schacht
Am 16. Dezember schlug ich wieder in meinem Wohnungsorbit auf, nachdem ich mich zwei Tage lang bei meiner Freundin Marlis versteckt und mit ihr sämtliche Schuhgeschäfte, zwis chen
Weitere Kostenlose Bücher