Bartstoppelkuesse
und legte sich auf den Rücken. Ich ritt ihn wie der Teufel!
Nachdem wir erschöpft gemeinsam eine geraucht hatten, gab Christian zu, dass der Tipp mit den Internetflirts ein Reinfall war. Stattdessen hatte er einen neuen Tipp für mich, um an den Traummann zu kommen.
„Scarlett, besorg’ dir einen Hund!“
„Was soll ich mit einem Hund?“
„Na, mit einem H und lassen sich leicht und ungezwungen Kontakte knüpfen. Ein Hund ist ein ganz großer Flirtfaktor. Ein Spaziergang im Park kann zum Anfang einer Partnerschaft werden.“
„Ich habe doch gar keine Zeit für einen Hund.“ Dabei streichelte ich ihm zärtlich über seine Hoden.
„Dann nimmst du dir welche. Der Hund ist dabei bloß ein Vorwand, der dazu dient, den berühmten ersten Schritt zu tun!“ Christian spreizte seine Schenkel und ich musste an Hundefutter denken.
Zuhause angekommen dachte ich noch mal über seinen Vorschlag nach. Es stimmte. Hunde gingen unbefangen auf andere Menschen zu und brachen so das Eis.
Sie verteilten ihre Sympathien frei Schnauze. Eigentlich genau wie ich!
Aber dennoch hatte ich in meinem stressigen Job keine Zeit, um mich wirklich richtig um so einen Vierbeiner kümmern zu können.
Da kam mir eine Idee: ich brauchte einen Leihhund! Meine ältere Nachbarin im Hochparterre klagte seit einigen Wochen über die Leiden ihres Bandscheibenvorfalles. Ihr Jack Russel-Terrier Kiki war ein süßer Springinsfeld, nicht zu groß, schneeweiß und mit einem hellbraunen Kringel am rechten Auge. Kiki hatte einen wachsamen Blick und war ausgesprochen lebendig. Ich musste lächeln.
Sie passte zu mir!
Die Nachbarin war hocherfreut, als ich ihr das lästige Gassi gehen abnehmen wollte, wenn ich zuhause war, zumal das Wetter auch nicht unbedingt schöner wurde. So gingen Kiki und ich jeden Morgen gegen 8:30 Uhr und am späten Abend gegen 22 Uhr unsere Runde. An manchen Tagen war es wunderbar, spazieren zu gehen, man begegnete nur freundlichen Leuten. Morgens den ganzen Joggern, denen Kiki mit Elan und Gekläffe an die Beine gehen wollte, oder den Lieferanten, denen sie in ihre Körbe mit den Frühstücksleckereien sprang, die für eine Hundenase so verlockend waren. Abends dann den Pistengängern oder den Besoffenen, die an die Hauswände pissten. Nicht nur Hunde markierten ihr Revier. Erfolgreich war Kiki als Flirtfaktor bis dato nicht gerade. Das Glück auf vier Pfoten ließ etwas auf sich warten.
Ich verlagerte am Wochenende mein eigenes Jagdrevier in den Stadtpark, wo ich mit Kiki zum Joggen ging.
Es hatte mich auch nur einen Tag gekostet, um sie auf den Unterschied zwischen Hühnerschenkeln und unrasierten Männerstelzen abzurichten!
Da sie nach wie vor ohne Leine unterwegs war, reagierte sie als besonders mutige und kontaktfreudige Terrierrasse insbesondere auf wohlgeformte, haarige Männerbeine.
Am zweiten Laufwochenende entdeckte ich ihn, wie er an einer Bank Dehnübungen machte. Ich kannte ihn nicht, aber Kiki rannte gleich freudestrahlend auf den Mann zu und sprang ihm an die Wade.
„Mensch, nimm deinen Köter weg!“, brüllte er mich an.
„’Abe isch gar keinen Köter, Senior“, flachste ich mit dem umgewandelten Motto aus der Kaffeewerbung zurück.
„Und was ist dieses vierbeinige Etwas, was mir gerade die Waden zerkratzt hat?“
„Darf ich vorstellen: Kiki von Medienhausen, reinrassig, lebhaft und liebenswürdig. Genau wie ich!“
Der Mann fing an zu lachen, setzte sich auf die Bank und beugte sich zu Kiki runter, die sich gleich von ihm streicheln ließ und aufgeregt zwischen seinen Beinen hin- und her wuselte. Der Hund als Flirtfaktor, das hatte Christian also damit gemeint.
„Hallo, Kiki. Ich bin E rwin. Wie heißt denn deine reinrassige, zweibeinige Begleiterin?“ Ich setzte mich zu Erwin auf die Bank.
„Ich bin Scarlett.“
„Das ist aber ein außergewöhnlicher Name.“
„Ja ja, ich weiß... vom Winde verweht “, räusperte ich zurück.
Erwin sah mich mit wunderschönen dunklen Augen an. Sie glitzerten verführerisch. Ich war hin und weg. Vor lauter Unbeholfenheit sagte ich, nur um etwas Konversation zu betreiben: „Ich hatte mal beim Laufen Löcher in den Socken. Ich kannte mal wen, der hat die Löcher einfach zugeknotet. Das klappt natürlich nur bei großen Socken und kann Blasen geben, wenn die Knubbel an der falschen Stelle sitzen.“
Oh Scheiße, was für ein Schwachsinn!
Aber anstatt mir die Zwangsjacke herüber zu reichen, fing Erwin schallend an zu lachen. Sein Lachen war
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