Bassus (German Edition)
mitmachen würde?“
Alle Erwachsenen schüttelten die Köpfe.
„Dann entführen wir eben auch einen Arzt“, sagte Franzi, und Ralf nickte.
Wolfgang Scheffler sah seine Frau auf einmal eindringlich an. Sie schüttelte vehement den Kopf. Doch Wolfgang sah sie weiter an. „Nein“, sagte sie schließlich, „das würde er nie tun. Nicht einmal für mich.“
„Worum geht es denn?“, fragte Irmtraud.
„Bevor Elisabeth mich kennen gelernt hat, ging sie mit einem Arzt aus. Er mag sie immer noch.“
„Er würde nie im Leben etwas Ungesetzliches tun“, sagte Elisabeth.
„Da bin ich mir überhaupt nicht sicher. Versuche es doch wenigstens.“
„Das wäre auch nicht fair.“
„Ich bin sicher, dass er mitmachen würde.“ Wolfgang klang sehr überzeugt.
„Bitte, Mama, ein Versuch ist es wert. Wir brauchen einen Arzt.“
Elisabeth gab nach. „Okay, ich frage ihn.“
„Und jetzt zu Tony“, ermahnte Franzi.
Sie hatten schon mehrfach angesetzt, doch es wollte ihnen einfach keine brauchbare Strategie einfallen. Die Sicherheitsvorkehrungen an Professor Kalterers Klinik waren sehr ausgeklügelt.
„Schade, dass wir Tony nicht einbeziehen können“, sagte Ralf, „ihm würde bestimmt etwas einfallen.“
Diese Bemerkung brachte Elisabeth auf eine Idee. „Wir müssten ihm lediglich den Weg frei machen. Den Rest könnte er dann selbst erledigen. Natascha, gibt es nicht noch eine andere Möglichkeit, all diese elektronischen Schlösser auszuschalten?“
Aber bevor sie darüber nachdenken konnte, fragte Wolfgang: „Was geschieht eigentlich in einem Notfall?“
„Wenn es brennt“, riefen Franziska und Ralf im Chor.
„Die Rauchmelder gehen los. Die Sprinkleranlage schaltet sich ein. Jemand muss den Feueralarm auslösen, dann werden alle Schlösser automatisch entriegelt, und es klingelt gleichzeitig bei der Feuerwehr.“
„Das ist es!“, rief Elisabeth.
„Moment, das ist gar nicht so einfach. Überall sind Überwachungskameras installiert, und die würden natürlich auch zeigen, dass Tony flieht.“
Alle hatten plötzlich Ideen. Elisabeth schrieb eifrig in ihren Notizblock. Nach einer Weile hob sie die Hand.
„Okay, Leute. Ich fasse zusammen. Damit alles echt aussieht, muss es zumindest Rauch geben. Außerdem müssen alle Lichter ausgeschaltet werden.“
„Wenn die Lichter ausgehen, brennt sofort die Notbeleuchtung.“
„Na gut, dann muss jemand irgendwie die Überwachungskameras deaktivieren.“
„Was bedeutet“, ergänzte Wolfgang, „dass wir jemanden hineinschmuggeln müssen, der diese Überwachungskameras erledigt, für Rauch sorgt, einen der Alarmknöpfe drückt und nicht erkannt werden darf.“
„Ralf und ich!“, rief Franzi wie aus der Pistole geschossen.
Ralf sprang auf. „Wir ziehen uns Balaklavamützen über.“
„Ihr seid verrückt. Wir werden nicht zulassen, dass ihr euch in eine solche Gefahr begebt“, erklärte Wolfgang. „Außerdem, wie würdet ihr überhaupt reinkommen?“
Natascha hob die Hand. „In einem der Müllcontainer. Sie werden am Mittwoch geleert und dann wieder in den Innenhof gerollt. Von dort kann man sich in einen Schuppen schleichen und warten, bis es dunkel wird.“
„Nein, Franziska. Du wirst dich nicht in einem Müllcontainer verstecken!“
„Papa!“
„Das kommt nicht in Frage!“
„Ralf und ich sind die einzigen, die schlank und gelenkig genug sind.“
Wolfgang sah seine Frau an. „Elisabeth?“
„Es ist im Prinzip ein guter Plan, Wolfgang.“
„Sobald der Alarm ausgelöst ist, machen wir uns im dem Durcheinander wieder vom Acker.“ Franzi war Feuer und Flamme.
Jetzt mischte Gwanwyn sich ein. „ Ich bin auch sehr schlank und gelenkig. Ich könnte anstelle von Franziska mitkommen und mich um die Alarmknöpfe und die Kameras kümmern. Ralf sorgt für den Rauch und wird von keiner Überwachungskamera aufgenommen. Und ich werde dort auch nur ganz kurz zu sehen sein. Aber das macht nichts, denn ich trage eine Balaklavamütze. Außerdem kennt mich hier niemand. Und für meine Kollegen an der Uni von Bangor sitze ich in meinem Cottage an einem wichtigen Artikel.“
Wolfgang sah sie erleichtert an.
Gwanwyn lief genau wie Elisabeth, Franzi und Ralf mit einem Stock in der Hand langsam über den Waldboden und suchte jeden Zentimeter ab.
Wolfgang Scheffler musste im Museum an einer Budgetbesprechung teilnehmen, Irmtraud war im Tagesheim und Natascha in der Klinik. Sie würde Tony heute erklären, was sie vorhatten. Franzi und Ralf
Weitere Kostenlose Bücher