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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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einrichten? Überhaupt, wozu ein solcher Aufwand? Roland wusste, dass er gut in Fremdsprachen war und sich überall durchschlagen würde. Sie hätten ihn auch einfach in einem Keller in der Nähe einsperren können.
    Andererseits … Tony erstarrte. Roland würde ihn niemals am Leben lassen!
    War er etwa tot? War das die andere Welt?
    Er kniff sich in den Arm. Dann in den Oberschenkel. Er konnte es fühlen. Moment, er hatte auch einen kleinen Taschenspiegel. Hektisch wühlte er in seinem Rucksack. Da! Bevor er hineinsah, holte er tief Luft. Erleichterung. Er konnte sich sehen! Blass und zerzaust. Er war also unmöglich tot.
    Wieder hörte Tony Stimmen. In der Richtung, aus der sie kamen, stand eine niedrige Mauer. Er rappelte sich auf und ging darauf zu. Nach wenigen Metern blieb er wieder stehen.
    Hinter dem Mäuerchen lag eine Straße mit riesigen Pflastersteinen. Sie war leicht gewölbt, so dass das Regenwasser leichter in die schmalen Gräben an den beiden Seiten fließen konnte.
    Von rechts kam ein kräftiger Mann mit einem rot angelaufenen Gesicht. Er trug einen langen, wollenen Umhang und darunter eine Art Hemd, das bis zu den Knien reichte. Um den Bauch hatte er einen Gürtel gebunden, und seine nackten Füße steckten in Sandalen. Er schwang einen Stock, mit dem er fünf bepackte Esel traktierte. Ihretwegen war er so wütend. Eines der Tiere weigerte sich, weiter zu gehen, und die anderen hatten offensichtlich keine Lust, es mitzuziehen.
    Aus der anderen Richtung näherte sich ein schwerer hölzerner Karren, der von zwei Ochsen gezogen wurde. Der Fuhrmann war ähnlich gekleidet wie der Mann mit den Eseln, nur dass sein Hemd kürzer war und er darunter Hosen trug. Er transportierte Säcke. Auf denen saßen ein Junge und ein Mädchen mit langen braunen Haaren.
    Während der Ochsenkarren an den Eseln vorbeifuhr, wechselten der Fuhrmann und der Mann mit dem Stock einige scherzhafte Worte über den Charakter von Eseln. Tony konnte ihr Latein ganz gut verstehen.
    Er versteckte sich hinter einem Grabstein und beobachtete weiter. Einige Zeit später sprach ein Reiter den Mann mit dem Ochsenkarren an. Er deutete nach Süden und sagte etwas wie: "...Colonia Blabla..."  Der Wanderer nickte und antwortete mit: "Nos Agrippinenses ...sumus."
    Wieder musste Tony an seine beiden Besuche im Römisch-Germanischen Museum denken. Auf dem Bruchstück eines der römischen Stadttore von Köln waren die Buchstaben CCAA eingemeißelt, laut Dr. Scheffler die Kürzel für den römischen Namen von Köln, Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Es bedeutete, dass Köln auf Fürsprache der Kaiserin Agrippina, die in Köln geboren war, von ihrem Gemahl, dem Kaiser Claudius, zur Colonia erhoben worden war. Aus Dankbarkeit nannten sich die Kölner damals nicht "Colonia des Claudius", sondern "Colonia der Agrippina" oder kurz "Agrippinenser".
    Tony stöhnte auf. Er musste einen so schweren Schlag abbekommen haben, dass er Halluzinationen hatte.
    Er legte sich ins Gras und hoffte, dass er wieder einschlief. Beim nächsten Aufwachen war der Spuk dann sicher vorbei.
    Aber so sehr er es auch versuchte, das mit dem Einschlafen klappte einfach nicht. Zum einen fürchtete er, als Rolands Gefangener aufzuwachen, und zum anderen kam er allmählich fast um vor Hunger. Außerdem wurde es ziemlich kühl. Es half nichts, er musste sich vorerst auf diese Situation einlassen.
    Aber wo bekam er hier etwas zu essen her und eine Unterkunft für die Nacht?
    Sein Kopf tat wieder weh. Ein bohrender, pochender Schmerz, der sich von Minute zu Minute steigerte. Tony wurde nach einer Weile so schlecht, dass er sich übergeben musste. So beschissen hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt.
    Jetzt hatte er genug!
    Er würde einfach Gwanwyn anrufen.
    Sein Handy war zum Glück aufgeladen, doch es gab kein Netz. Während er es in alle Himmelsrichtungen in die Höhe hielt, marschierte er in der Gegend herum. Nichts. Er setzte seinen Rucksack auf und lief in den Wald. Es ging sofort bergauf. Immer wieder wurde ihm schwarz vor Augen, und er musste kurz stehen bleiben.
    Er hatte furchtbaren Durst. Das Plätschern eines Baches drang an sein Ohr. Er lief auf das Geräusch zu und musste eine Weile wieder bergab gehen. Schließlich erreichte er den Bach. Das Wasser war kristallklar und schien sauber zu sein. Tony legte sich auf den Bauch und trank. Dann erinnerte er sich an die Schmerztabletten in seinem Rucksack. Er schluckte eine von ihnen und legte sich neben dem Bach ins

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