Bassus (German Edition)
den beiden hinterher.
Er musste sich anstrengen, um der Spur der Römer in dem dichten Wald zu folgen. Sie liefen leichtfüßig wie Indianer und waren sehr schnell. Immer wieder stolperte Tony oder knickte ein. Er biss die Zähne zusammen und lief weiter.
Schließlich erreichte er den Waldrand, und die ersten Grabmale tauchten auf. In der Dämmerung wirkten sie fahl und unheimlich. Die beiden Römer hatten jetzt kleine, kräftige Pferde bei sich. Eigentlich sahen sie eher wie große Ponys aus. Und sie waren geschmückt wie Zirkustiere. Routiniert sprangen die Soldaten von hinten auf und ritten los.
Tony würde sie nicht mehr erreichen.
Er blieb stehen und schnappte nach Luft. Den schweren Rucksack legte er ins Moos.
Da geschah es.
Mehrere Männer in knöchellangen bunten Wollhosen stürzten hinter einem Grabmonument hervor. Sie waren mit Speeren und Schwertern bewaffnet und griffen die beiden Reiter an.
Die Römer hatten keine Chance, doch sie verteidigten sich tapfer. Überraschend lange hielten sie ihren Angreifern stand, die sich mehr durch Wut als gute Technik auszeichneten. Trotzdem würden sie sterben.
Tony hatte keinen bewussten Entschluss gefasst. War es, weil er auf dem Boden einen Ast entdeckt hatte, den man gut als Schlagstock benutzen konnte? Egal. Er hob ihn jedenfalls auf. Aber im selben Moment hatte er eine noch bessere Idee. Er wühlte im Rucksack, bis er den Laserpointer fand. Dann legte er los. Immer wieder richtete er ihn auf die Augen der Angreifer. Einige waren schon geblendet und konnten nichts mehr sehen.
So, das müsste reichen. Sein Taschenmesser in der einen und den Stock in der anderen Hand, stürmte er mit lautem Gebrüll auf die Gruppe zu.
Dann war es vorbei. Die Angreifer waren weg. Und sofort setzten die Schmerzen wieder ein. Tony stöhnte und schaffte es gerade noch, zu einer Steinplatte zu kriechen. Der ältere Römer, der selbst an der Wange blutete, kam zu ihm und untersuchte ihn wieder.
Auch der Jüngere kam herbeigehinkt. Blut lief an seinem Arm hinunter. Viel Blut.
„Ich danke dir“, sagte er feierlich zu Tony. Dann verneigte er sich tief und setzte sich neben ihn.
Der Ältere zog aus der Satteltasche seines Pferdes Stoffstreifen und eine hölzerne Dose, die offenbar eine heilende Salbe enthielt. Die strich er dem jüngeren Soldaten auf die Wunde und verband sie. Dann untersuchte er die Pferde und verarztete auch sie mit der Salbe.
Als er fertig war, setzte er sich Tony gegenüber. Lange sah er ihn an. Was passte ihm nicht? Tony fühlte sich wie ein aufgespießtes Insekt und starrte zunehmend grimmig zurück.
„Einige deiner Rippen sind gebrochen“, sagte der Römer schließlich.
„Was kann man da machen?“
„Nichts. Es heilt von selbst. Aber du solltest eine Weile nicht kämpfen.“
„Kein Problem.“
„Du beherrschst beeindruckende Techniken.“
„Danke. Aber ihr seid auch keine schlechten Kämpfer.“
„Ohne dich wären wir verloren gewesen. Wir stehen tief in deiner Schuld, Tonianus Furmanus.“ Er hatte es höflich, aber ohne Begeisterung gesagt. Nicht so, als sei er wirklich dankbar.
„Keine Ursache“, antwortete Tony kühl - wow, der Soldat hatte sich seinen Namen gemerkt - „aber nenn mich bitte Tony.“
„Wie du willst, Tony. Ich bin Titus Flavius Bassus. Für dich einfach Bassus.“ Er deutete auf den jungen Soldaten mit den blauen Augen: „Und das ist Donatus.“
Donatus lächelte Tony etwas freundlicher an.
Bassus stand wieder auf. Trotz der Dunkelheit suchte er den Boden nach etwas ab. Etwas, das wichtig zu sein schien.
Tony knipste seine Taschenlampe an und reichte sie ihm. Bassus zögerte kurz, bevor er sie nahm, und ließ den Lichtstrahl über das Gras wandern. Nach einigen Schritten hatte er gefunden, was er gesucht hatte. Er hob es auf und kam zurück. Zusammen mit er Taschenlampe reichte er es Tony.
Es war Gwanwyns Medaillon. Das Lederband war gerissen.
„Woher hast du das?“
„Eine Frau hat es mir geschenkt.“
Mond und Sterne erschienen am Himmel und verbreiteten ein unwirkliches Licht.
„Wie hieß sie?“
Was sollte das? Der Name würde ihm nichts sagen. Aber gut, wenn er es unbedingt wissen wollte.
„Gwanwyn.“
„Kennst du sie gut?“
„Eigentlich nicht.“
„Warum hat sie es dir dann geschenkt?“
„Das weiß ich nicht. Sie gab es mir einfach und bat mich, es zu tragen.“
„Hat es eine besondere Bewandtnis mit diesem Medaillon?“, fragte Donatus.
Bassus überlegte einen Moment, bevor
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