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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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einem letzten sinnlosen Kraftakt gezwungen wurde!
    Als der Becher endlich leer war, sank der Mann wieder auf sein Kissen zurück und schloss die Augen.
     
    Severus hatte recht gehabt. Und wie sehr! Arzt sein hatte in der Römerzeit mehr mit Voodoo als mit Heilkunst zu tun. Seit dem Vorfall mit dem Urrum lief Tony erregt auf dem Hof umher. Zu Beginn war er von den Gänsen verfolgt worden. Doch inzwischen ignorierten sie ihn.
    Er setzte sich auf den Rand der steinernen Tränke. Die beiden Hunde waren heute angekettet. Doch die Ketten waren lang, und jeder Hund hatte seine eigene Hütte.
    Tony zuckte zusammen. Eine Hand hatte sich auf seine Schulter gelegt. Er hasste es, wie manche Leute sich immer anschlichen! Ärgerlich drehte er sich um und sah in die blaugrünen Meeresaugen von Morvran.
    Wütend fragte er den Arzt: „Wer passt eigentlich auf das kostbare Urrum auf, während du hier draußen bist?“
    Morvran setzte sich neben ihn und sagte ruhig: „Es tat mir in der Seele weh, dass Quintus Gabinius dabei war, unsere Welt zu verlassen. Deshalb beschloss ich, alles zu tun, um ihn zu heilen, und zog meine Zaubernummer ab.“
    „Heilen? In meinen Augen ist es Unrecht, einen Sterbenden noch so zu quälen.“
    „Warten wir doch einfach ab“, erwiderte Morvran gelassen.
    „Du glaubst also selbst nicht an die wunderbaren Kräfte des Asklepios?“
    Morvran hatte wohl den ironischen Unterton überhört.
    „Wackeron war tatsächlich am Asklepiosheiligtum in Kos.“
    „Aber du glaubst nicht daran?“
    „Wer weiß.“
    „An was glaubst du wirklich?“
    Morvran lächelte. „Ich bin noch mit den Druiden aufgewachsen. Aber die Römer fürchten sie wegen ihrer magischen Kräfte.“
    „Die sie aber gar nicht haben?“
    „Sie sind einfach nur sehr überzeugend.“
    „So wie du vorhin bei dem armen Quintus Gabinius?“
    „Genau darin besteht Magie.“
    „Glaubst du überhaupt an Götter?“
    Wieder lächelte er. „Tony, manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, dass du aus einer anderen Welt kommst. Wir wissen doch alle: Das Imperium Romanum hat eine Staatsreligion, und wer sie in Frage stellt, kann mit dem Tod bestraft werden.“
    Tony stöhnte wieder einmal innerlich auf. Diese verdammte Römerzeit war voller Fallstricke.
    „Um auf deine Frage zurückzukommen“, fuhr Morvran fort, „ich glaube an eine Macht, die unser Schicksal begleitet. Aber ich bezweifle, dass unsere Vorstellungskraft auch nur annähernd ihr Wesen erfassen kann.“
    Jetzt oder nie. Tony zog das Medaillon über den Kopf und reichte es Morvran. „Kannst du mir darüber etwas sagen?“
    Morvran betrachtete es lange.
    „Woher hast du es?“
    „Eine Keltin aus Britannia hat es mir geschenkt.“
    „Warst du selbst einmal in Britannia?“
    „Nein. Nie.“
    „Diese Frau lebt also jetzt in Germania?“
    „Ja. Sie lebt in der Colonia Agrippinensium.“
    „Steht diese Frau dir nahe?“
    „Nun, in gewisser Weise ja.“
    Morvran nickte verstehend. „Denn sonst wäre es nicht zu begreifen, dass sie dir etwas so Wertvolles einfach schenkt.“
    „Davor gehörte es Titus Flavius Bassus. Du siehst es an seinen Initialen auf der Rückseite.“
    Morvran drehte das Medaillon um und runzelte die Stirn. „Titus Flavius diente in Britannia, als die Römer unsere Druiden abschlachteten, das weiß ich. Hat er es dort jemandem abgenommen?“
    Morvrans Stimme hatte keine Gemütsregung verraten, doch Tony spürte die Spannung dahinter.
    „Er hat es geschenkt bekommen. Von einem Druiden, dem er das Leben gerettet hat.“
    Es war, als wäre in Morvrans Gesicht plötzlich die Sonne aufgegangen. Mit großer Wärme sagte er: „Sieh an. Titus Flavius hat einen Druiden gerettet. Warum überrascht mich das nicht?“
    „Ja, warum überrascht dich das nicht?“
    Morvran gab ihm das Medaillon zurück. „Weil er in jeder Hinsicht ein ungewöhnlicher Mann ist.“
    Bassus? Der war doch nur ein einfacher Reitersoldat aus Thrakien!
    Morvran schickte sich an zu gehen.
    „Moment, was ist jetzt mit dem Medaillon?“
    „Hat dir denn niemand gesagt, dass es ein Schutzamulett ist?“
    „Schon. Aber das ist auch alles.“
    „Was möchtest du denn noch wissen?“ Morvran war auf einmal sehr vorsichtig.
    Tony druckste herum. Er konnte Morvran ja schlecht sagen, dass er aus der Zukunft kam.
    „Dieses Medaillon hat mich von sehr weit her in dieses Reich gebracht. Jetzt möchte ich wissen, was ich tun kann, damit es mich wieder zurückbringt.“
    Morvran sah ihn an. „Hat es

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