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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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Ledertäschchen am Halsband des Hundes und holte den Dolch aus dem Korb. Beides steckte er in die Tasche an seinem Gürtel. Den Korb ließ er bei Harpalos. Danach kletterte er auf der Stange nach oben. Auf dem Vordach angekommen, zog er die Stange hinauf und deponierte sie auf dem Dach. Dann stieg er in das offene Fenster.
    Und sofort kletterte er wieder hinaus.
    Es roch widerlich süßlich; fast hätte er sich übergeben. Unten stand Harpalos, der ihn keinen Moment aus den Augen ließ.
    „Lass uns von hier verschwinden!“, schien er zu sagen.
    Doch dass da unten jemand war, der sich Sorgen um ihn machte, gab ihm Kraft. Entschlossen stieg Tony noch einmal durch die niedrige Fensteröffnung.
    Drinnen war es gar nicht so schwarz, wie er zunächst befürchtet hatte. Nachdem seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, kam er ohne seine Taschenlampe aus. Trotzdem war der weitläufige Raum, in dem sich in regelmäßigen Abständen Säulen befanden, unheimlich. An den Säulen waren Ringe befestigt, von denen lange, schwere Eisenketten hingen. Der süßliche Geruch stieg vom fleckigen Boden auf. Tony schauderte, denn er zweifelte nicht daran, dass es sich bei den Flecken um Blut handelte. Wurden hier Tiere geschlachtet? War das hier also ein Schlachthaus? Brachte man die Tiere hierher und tötete sie dann und verkaufte das Fleisch? Das konnte sein. Aber warum wurden sie nicht ins Erdgeschoss, sondern in den zweiten Stock gebracht? Und wie ging das vonstatten? Die ängstlichen Tiere begriffen doch sicher, was mit ihnen geschehen würde.
    Obwohl Tony sich äußerst unwohl fühlte, war er neugierig auf das Erdgeschoss. Als er die steinerne Treppe hinunterging, fragte er sich wieder, wie hier wohl Tiere hinaufgetrieben werden konnten.
    Je tiefer er hinabstieg, desto dunkler wurde es. Er musste seine Taschenlampe einschalten. Und es kam ihm so vor, als würde sie schon jetzt nicht mehr so hell leuchten wie sonst.
     
    Mit jedem Schritt hinab in die Schwärze verstärkte sich der Gestank. Es war einerseits der süßliche Geruch, aber außerdem roch es nach Fäulnis und Exkrementen. Im Erdgeschoss sah es nicht viel anders aus als oben. An einer der Fensteröffnungen versuchte er, ein Brett herauszubrechen. Ohne das Taschenmesser wäre es ihm nicht gelungen. Doch als er endlich eine Öffnung geschaffen hatte, die groß genug war für den Hund, weigerte der sich hereinzuspringen. Er schwankte offenbar zwischen seiner Angst und seinem Wunsch, Tony zu folgen.
    Tony beugte sich hinaus und hievte seinen Korb herein. Danach musste er Harpalos richtig anraunzen, damit der endlich hereinsprang. Drinnen bewegte sich der Hund geduckt, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt. Plötzlich lief er ins Dunkel und knurrte. Tony folgte ihm und entdeckte eine Treppe, die in einen Keller führte. Harpalos sah nervös hinunter, ging aber keinen Schritt weiter.
    Tony schüttelte seine Taschenlampe, um den letzten Rest aus der Batterie herauszuholen. Dann tastete er sich die Stufen hinunter.
    Er war etwa bis zur Hälfte der Treppe gekommen, als er es hörte.
    Da unten rasselte eine Kette!
    Tony knipste sofort die Taschenlampe aus, hastete wieder einige Stufen hinauf, blieb stehen und lauschte. Nichts. Er lauschte weiter. Obwohl nichts mehr zu hören war, war er sicher, dass dort unten jemand war. Während er noch überlegte, hörte er wieder die Kette. Es klang eher wie ein Schaben als ein Rasseln.
    „Ist da jemand?“, rief er.
    Von unten drang ein entsetzliches Stöhnen, als wenn einem Tier furchtbare Qualen zugefügt wurden. Tony schaltete seine Taschenlampe wieder ein und rannte hinunter.
    In einem engen Gang waren zwischen quaderdicken Mauern schwere Holztüren eingelassen, die in Augenhöhe kleine, vergitterte Öffnungen hatten. Die meisten dieser Türen standen offen, und aus den Zellen stank es fürchterlich nach Urin, Exkrementen und Blut.
    Eine Tür war angelehnt. Tony leuchtete in die Öffnung. Zunächst glaubte er nicht, was er sah. Doch das verdreckte Bündel, das da an die Wand gekettet war, war ein Mensch.
    Tony stieß die Tür auf. Der Mensch stöhnte wieder. In diesem Moment erlosch die Taschenlampe.
    In Tonys Kopf überschlugen sich die Gedanken. An den Wänden des Ganges glaubte er Halterungen mit Fackelstümpfen gesehen zu haben. Er tastete die Wände des Ganges ab, bis er eine dieser Halterungen gefunden hatte, und hielt sein Feuerzeug darunter. In wenigen Sekunden leuchtete eine Fackel. Mit ihr lief er in die Zelle

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