Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
Vom Netzwerk:
was machte der Sklavenhändler, jetzt mit ihm? Dieser Perpenna, falls er den Namen richtig verstanden hatte.
    „Guten Morgen, Tony!“, rief Junia. „Wenn du dir noch ein Frühstück verdienen möchtest, hätte ich wieder Arbeit für dich.“
    Er sprang auf.
    Junia lachte. „Immer mit der Ruhe.“
    Er sollte die Tische und Bänke mit einem ölgetränkten Lappen einreiben und danach mit einem Wolllappen blank polieren.
    „Schön sieht das aus“, lobte Junia nach einer Weile.
    Während sie ihm eine Frühstücksplatte zurechtmachte und für Harpalos eine Schale füllte, wurde sie ernst: „Tony, was ist eigentlich mit deiner Familie?“
    „Meine Eltern und meine Schwester sind tot.“
    „Aber du hast noch andere Verwandte?“
    Er zögerte. Wenn er sagte, dass er welche hätte, würde Junia ihn fragen, warum er nicht bei ihnen war. Und wenn er sagte, dass er keine hätte, würde sie ihn vielleicht unter ihre Fittiche nehmen wollen. Aber obwohl er sie mochte, wollte er nicht noch einmal von jemandem abhängig sein.
    „Meine Verwandten leben in der Nähe von Moguntiacum. Ich bin auf dem Weg zu ihnen. Ich lasse mir Zeit, um mir die Städte auf dem Weg anzusehen. Wer weiß, wann ich wieder einmal eine Gelegenheit haben werde zu reisen.“
    So, jetzt hatte er Verwandte bei Mainz erfunden. Dass seine Antwort gut war, zeigte sich an Junias Reaktion.
    „Jetzt verstehe ich. Du bist auf dem Land aufgewachsen und zum ersten Mal in einer Stadt.“
    Er nickte.
    „Kein Wunder, dass du nicht weißt, was hier üblich ist.“ Sie sah ihn wieder ernst an. „Ich verstehe auch, dass du einmal den Duft der großen weiten Welt schnuppern möchtest, bevor du wieder in einem Dorf landest. Trotzdem, Tony: So eine Reise, ganz allein, ist viel zu gefährlich.“
    „Ich kann schon auf mich aufpassen.“
    Junia legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich habe eine Idee: Bei uns verkehren viele Händler. Bleib noch ein bisschen hier und geh uns zur Hand. Wir fragen dann bei unseren Gästen herum, ob jemand nach Moguntiacum reist und dich mitnimmt.“
    Ein verdammt guter Vorschlag. Nur, er hatte in Moguntiacum nichts verloren.
    „Ich werde darüber nachdenken“, versprach er.
     
    Tony aß sein Frühstück wieder draußen. Dabei beobachtete er die festlich gekleideten Menschen, die auf dem Weg zu einem der Tempel waren und Hühner, Schafe oder Ziegen mit sich führten. Von Junia wusste er, dass heute der Feiertag des Gottes war, dem dieser Tempel geweiht war. Die Tiere würden geopfert werden, um den Gott gnädig zu stimmen. Sie taten ihm leid. Selbst wenn er ein gläubiger Mensch wäre, hätte er Götter abgelehnt, die ein Tieropfer verlangten. 
    Plötzlich schoss Harpalos, der unter dem Tisch gelegen hatte, davon. Er raste zu den Markttischen auf dem Platz und sprang dort an einem Soldaten hoch. Tony erschrak, doch dann sah er, dass es Donatus war. Was machte der hier?
    Jetzt entdeckte er Tony und winkte. Tony hob zögernd die Hand. Donatus sah sich um und winkte einem anderen Mann zu. Morvran! Die beiden Männer kamen herbei und setzten sich zu ihm.
    Tony sah ihnen sofort an, dass sie Bescheid wussten. Das war aber schnell gegangen.
    „Sucht ihr etwa nach mir?“, fragte er.
    Donatus schüttelte den Kopf. „Wir haben zwei freie Tage. Da sind wir eben in die Colonia geritten.“
    „Werdet ihr mich jetzt zu Severus zurückbringen?“
    „Nein. Du bist kein entlaufener Sklave. Wir haben kein Recht, dich zu irgendetwas zu zwingen.“
    „Außerdem möchte Severus dich nicht mehr haben“, fügte Morvran hinzu.
    „Gut“, antwortete Tony, hatte dabei allerdings plötzlich ein furchtbar schlechtes Gewissen. Vor allem gegenüber Flavia und Marcia.
    „Heißt das, es sucht niemand nach mir?“
    „So ist es.“
    Tony konnte es kaum glauben. Dann wäre ja alles geritzt!
    „Ich kann von jetzt an tun und lassen, was ich will?“, fragte er zur Sicherheit noch einmal nach.
    Aber Donatus schien seine Frage nicht zu verstehen. „Tony, du bist jetzt ein Mensch, der zu niemandem gehört. Ist dir nicht klar, wie gefährlich das ist?“
    Er wurde es langsam leid, immer wieder dieselben Antworten zu bekommen.
    „Das Problem ist, dass du kein registrierter Bürger des römischen Reiches bist“, fügte Morvran hinzu.
    „Na und?“
    „Wenn du in Schwierigkeiten gerätst, kann das entsetzliche Folgen für dich haben.“
    „Ich lebe lieber unabhängig und gefährlich als unter der Diktatur eines pater familias.“
    „Ich glaube nicht, dass du

Weitere Kostenlose Bücher