Bassus (German Edition)
grob.
„Tonianus Furmanus.“
„Zu wem gehörst du?“
„Ich bin allein.“
„Er ist sicher ein entlaufener Sklave“, sagte einer der Soldaten.
„Ich bin ein freier Bürger.“
„Wenn das so ist, wer ist deine Familie?“
Tony schwieg. Es war das eingetreten, wovor ihn alle gewarnt hatten. Was sollte er tun? Wie kam er nur wieder aus dieser Nummer heraus?
„So kräftig wie der ist, in die Bergwerke mit ihm“, sagte der reiche Mann.
„Legt ihn erst Mal in Ketten“, befahl der Anführer.
Hinter sich hörte Tony es rasseln. Wie hatten sie nur so schnell Ketten herbeigeschafft? Gottverdammte Scheiße. Dies war erst sein zweiter Tag in Freiheit, und schon hatte er alles verbockt.
Zum Glück hatte er das Medaillon.
Die eisernen Hände zogen ihm die Arme auf dem Rücken zusammen. Er schrie vor Schmerz auf. Und dann brüllte er: „Morvran! Donatus!“
Vielleicht war ja zufällig einer von ihnen in der Nähe.
„Moment“, sagte auf einmal eine gelassene Männerstimme: „Der Junge gehört zu mir.“
Tony drehte sich zu der Stimme um und sah in die freundlichen Augen des vornehmen Mannes mit dem Rassepferd.
„Gehörst du wirklich zu ihm?“, fragte der Anführer der Soldaten mit einer seltsamen Stimme.
Der junge Mann lächelte Tony aufmunternd an.
Tony nickte. „Ja, ich gehöre zu ihm.“ Was hätte er sonst auch tun sollen? Der Mann war seine einzige Hoffnung.
„Lasst ihn los, ich komme mit ihm klar“, befahl der Vornehme.
Tony war überrascht, dass niemand das zu bezweifeln schien. Mehrere Hände befreiten ihn flink und beflissen aus dem Netz.
Wie in Trance folgte Tony dem Mann.
„Ich wohne in der Nähe. Dort kannst du erst einmal ausruhen.“
Tony schwieg. Als sie zu einer vornehmen Villa kamen, die von einigen bewaffneten Männern bewacht wurde, zog sich in seiner Magengrube etwas zusammen. Für einen Moment verspürte er den Impuls zu fliehen. Aber er tat es nicht. Es wäre undankbar gewesen. Er dachte an Harpalos und sagte sich, dass er nur kurz hier bleiben würde, um sich ordentlich zu bedanken. Und vielleicht konnte ihm der reiche Mann ja auch ein paar Tipps geben, wie er in Zukunft solche Situationen vermeiden konnte. Oder noch besser: Wie er an eine Arbeit kam.
Kaum hatten sie das Haus betreten, liefen bildschöne Sklavinnen auf sie zu. Sie wuschen ihnen die Hände und die Füße, nahmen ihrem Herrn den Umhang ab und geleiteten sie in ein geschmackvoll ausgestattetes Zimmer mit mehreren Sofas. Plötzlich knurrte Tony der Magen. Sein Gastgeber hörte es und lachte.
„Es gibt gleich etwas zu essen.“
Sie legten sich auf die Sofas. Andere Sklavinnen servierten köstliche Speisen und Getränke. Tony sah keine männlichen Sklaven, nur junge schöne Mädchen. Sie waren sanft und freundlich und bewegten sich so anmutig wie Balletttänzerinnen.
„Warum habt Ihr mir geholfen?“, fragte Tony seinen Gastgeber.
„Ich habe dich kämpfen sehen. Ich hätte für dich Verwendung.“
„Ihr habt Arbeit für mich?“
„Oh ja. Aber sage mir, wo hast du diese Techniken gelernt?“
„Es sind Techniken aus Asien.“
„Interessant. Doch das beantwortet meine Frage nicht“, sagte sein Gastgeber freundlich.
„Ich habe es in einer speziellen Schule gelernt.“
„Wo?“
Er musste sich auf die Lippen beißen, um nicht „in Köln“ zu sagen. Denn von einer solchen Schule hätte sein Gastgeber wohl gewusst.
„Ein Veteran hat es mir bei uns auf dem Land beigebracht“, log er.
„Du kommst also vom Land?“
„Ja. Und ich bin auf dem Weg zu Verwandten in Moguntiacum, denn meine Eltern sind tot.“
„Nun, dann solltest du dich morgen früh besser auf den Weg nach Moguntiacum machen.“
„Ich hätte eigentlich größeres Interesse an der Arbeit, die du für mich hast.“
Sein Gastgeber lachte schallend. „Du gefällst mir. Ich glaube, wir werden gut zusammenarbeiten.“
Er hob sein Glas und prostete ihm zu. Es war der köstlichste Wein, den Tony je getrunken hatte. Bald danach fühlte er sich ganz leicht, Doch er hatte zunehmend Mühe, Worte zu formulieren. Sein Verstand funktionierte zwar noch, aber er erreichte seinen Mund nicht mehr.
Mit allergrößter Anstrengung gelang es ihm gerade noch, seinen Gastgeber zu fragen: „Wer seid Ihr?“
Lächelnd antwortete der Mann: „Ich bin Händler. Mein Name ist Perpenna.“
Innerlich schrie Tony, aber aus seiner Kehle drang kein Laut. Was Perpenna ihm in den Wein geschüttet hatte, lähmte jeden Muskel.
Kräftige Hände
Weitere Kostenlose Bücher