Bassus (German Edition)
Bürger.“
„Muss ich zu Severus zurück?“
„Das ist vorbei. Wenn du genesen bist, wirst du im Valetudinarium bei Wackeron in die Lehre gehen. Fabius Pudens hat das beim Praefectus der Ala durchgesetzt.“
„Ich soll Arzt werden?“ Tony sagte es ohne jegliches Interesse.
„Natürlich nur, wenn du das möchtest.“
Es dauerte eine Weile, bis Tony weitersprach. „Ist Wackeron mein neuer pater familias?“, fragte er.
„Nein. Du gehörst jetzt zu mir.“
Bassus wartete gebannt auf Tonys Reaktion. Doch es kam nichts. Wo war die Aufsässigkeit geblieben? Zumindest hätte er jetzt fragen müssen, was das bedeutete.
Gerade als Bassus ihn fragen wollte, ob er überhaupt verstanden hatte, was er gerade gesagt hatte, betrat Wackeron das Krankenzimmer.
„Oh, ist da etwa jemand wach?“, fragte er herzlich.
„Wackeron“, flüsterte Tony.
Bassus trat zur Seite, und der Arzt setzte sich auf die Bettkante.
„Ich bin froh, dass du wieder bei uns bist“, sagte er.
Tony schwieg. In seinem Blick lag eine unbeschreibliche Hilflosigkeit.
In diesem Moment ertönte draußen der Klang der Trompete.
Bassus straffte seine Schultern. „Ich muss zum Dienst, Tony. Heute Abend komme ich wieder.“
Während Bassus in der Dunkelheit durch die breiten Straßen des Lagers Durnomagus eilte, versuchte er, seine Umgebung mit Tonys Augen zu sehen. Es herrschte das übliche frühmorgendliche Treiben, und er musste aufpassen, dass er nicht mit einem seiner Kameraden zusammenstieß.
Das Valetudinarium lag unmittelbar hinter dem Praetorium, in dem der Praefectus mit seiner Familie lebte. In den offiziellen Räumen im Erdgeschoss waren bereits alle Fenster erleuchtet. Gerade betraten die höheren Offiziere der Ala das Gebäude, um beim Praefectus die Losung und die Tagesbefehle abzuholen. Einfache Soldaten kamen entweder von den Latrinen oder vom Bäcker, wo sie frisch gebackenes Fladenbrot für ihr Contubernium geholt hatten.
Wie sollte er Tony diese Welt näher bringen?
Als Erstes würde er wohl erklären müssen, dass alle Lager der römischen Armee nach dem gleichen Muster ausgelegt waren, egal, ob sie aus Holz oder Stein oder nur aus Zelten für eine Nacht bestanden. In der Mitte standen die Principia und das Praetorium. Dort kreuzten sich auch die Hauptstraßen, die jedes Lager in seiner gesamten Länge durchschnitten: die Via Praetoria, die Via Decumana und die Via Principalis, die alle zu ihren jeweiligen Eingangstoren führten.
Seit 27 Jahren kannte er nichts anderes.
In dieser Welt fand er sich im Schlaf zurecht.
Aber wie würde Tony darauf reagieren?
Und wie würde er mit den Ritualen dieser Welt umgehen? Mit der Verehrung der Götter und des Imperators? Der Verehrung der Feldzeichen? Der ganzen Kette aus Befehl und Gehorsam? Den drakonischen Strafen für diejenigen, die sich nicht einfügten? Dem täglichen Drill, der nicht nur dazu diente, dass die Männer im Notfall blitzschnell einsatzbereit waren, sondern auch, dass sie nicht auf dumme Gedanken kamen. Denn schließlich waren sie ein bunt zusammen gewürfelter Haufen aus allen Teilen des Imperiums. Nicht alle waren freiwillig da, und viele wussten nicht, wie sie ihr Temperament zügeln konnten. In der Armee wurden sie deswegen nicht nur ausgebildet, sondern auch erzogen. Und es lag in den Händen von Offizieren wie Fabius Pudens, dafür zu sorgen, dass der Drill gerade so anstrengend war, dass er Disziplin und Gehorsam zur zweiten Natur der Männer machte, aber nicht so übertrieben, dass sie den Soldatenberuf hassten.
Bassus musste zugeben, dass es der römischen Armee am Ende immer gelang, die Soldaten zu einer Familie zusammenzuschweißen, in der jeder mit Stolz erfüllt war, dazuzugehören. Auch an ihm selbst war diese Erziehung nicht spurlos vorübergegangen.
Er bog in die Straße ein, in der der Wohnblock seiner Turma lag. Fabius Pudens betrat gerade das erste Contubernium.
Drinnen brüllte er: „Seid gegrüßt, Reiter!“
Und die Männer brüllten im Chor zurück: „Sei gegrüßt, Decurio!“
Vier Türen weiter betrat Bassus sein eigenes Contubernium. Er ging durch die Waffenkammer und betrat das Papilio. Donatus und seine anderen Kameraden erwarteten ihn schon. Während sie noch schnell aufräumten, hörten sie, wie Pudens auf seinem Weg immer näher kam. Jetzt war er im Contubernium nebenan.
„Sag mal, Schwarzlöckchen, willst du der Frau des Praefectus Konkurrenz machen?“, hörten sie ihn durch die Wand jemanden anraunzen.
Sie
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