Bassus (German Edition)
verschränkt. Bassus saß auf einer Holztruhe, Harpalos’ Schnauze auf den Knien.
„Rechtlich gesehen gibt es nichts, was wir tun könnten. Tony hat sich freiwillig in Perpennas Hände begeben“, sagte Fabius Pudens. „Jeder Mensch hat das Recht, sich versklaven zu lassen.“
„Es sei denn…“, begann Wackeron und schwieg wieder.
„Was?“, fragte Bassus.
„Es sei denn, man könnte beweisen, dass Tony dazu gar nicht befugt war.“
„Wie meinst du das?“, fragte Bassus.
„Nun, wenn jemand einen pater familias über sich hat, so muss der doch erst seine Einwilligung geben.“
Bassus schüttelte den Kopf. „Selbst wenn Severus bereit wäre, noch einmal in diese Rolle zu schlüpfen, würde Perpenna darauf bestehen, dass er Beweise vorlegt. Und leider gibt es nun einmal keine Dokumente, die belegen, dass Tony ein Bürger des Imperium Romanum ist.“
Donatus beugte sich verschwörerisch vor: „Dokumente kann man fälschen.“
Trotz des traurigen Anlasses lachten die anderen kurz auf.
„Natürlich kann man das“, meinte Fabius Pudens, „aber da alle Bürger des Imperiums auch in Rom registriert sind, würde Perpenna darauf bestehen, dass das Gericht die Antwort von dort abwartet. Und in Rom gibt es nichts über Tony.“
„Es sei denn, jemand Mächtiges setzt sich ein und sorgt dafür, dass in Rom in Windeseile ein solches Dokument erstellt wird“, sagte Wackeron.
„Und wo sollen wir so jemanden herzaubern?“, fragte Donatus.
Wackeron wandte sich an Bassus. „Ich weiß, du bittest andere nicht gern um einen Gefallen, aber ich glaube, da gibt es jemanden, der sich sehr darüber freuen würde, wenn er eine alte Schuld begleichen könnte.“
Bassus schwieg. Donatus sah verwundert zwischen ihm und Wackeron hin und her.
„Und wie es die Fügung will, ist dieser Jemand gerade in unserem Lager zu Besuch.“
Bassus schüttelte den Kopf. „Ich würde ihn anlügen müssen und dazu anstiften, etwas Ungesetzliches zu tun.“
„Nun, die Wahrheit kannst du ihm in der Tat schlecht sagen“, sagte Wackeron trocken, „er ist zwar ein kluger und aufgeschlossener Mann, aber ein Junge, der aus einer 2000 Jahre entfernten Zukunft stammt, wäre auch für ihn ein Brocken, den er wahrscheinlich nicht schlucken würde.“
Jetzt mischte sich Morvran ein. „Warum eigentlich nicht? Wir haben es doch auch geglaubt.“
„Aber nur, weil wir Tony gut kennen“, sagte Wackeron.
„Es geht nicht nur um Trajanus. Ich möchte auch Severus nicht noch einmal in die Sache hineinziehen“, sagte Bassus.
„An ihn hatte ich eigentlich auch gar nicht gedacht“, erwiderte Wackeron, „du bist doch auch römischer Bürger.“
„Ich soll Tonys Vormund werden?“, fragte Bassus verwundert.
„Nun, Vormund würde in Tonys Fall nicht genügen“, sagte Wackeron. „Da er in seinem Freiheitsdrang dazu neigt, Dummheiten zu machen, bräuchte er einen besseren Schutz als das.“
Bassus verstand, worauf das Ganze hinauslief. Seine Kehle fühlte sich auf einmal ganz trocken an. Er schluckte.
Donatus sah fragend seinen Decurio an. Aber Fabius Pudens verzog keine Miene.
Morvran, der ebenfalls verstanden hatte, worum es ging, sagte: „Nerva Trajanus würde das besser verstehen als jeder andere.“
„Ihr sprecht von unserem Imperator?“, fragte Donatus vorsichtig.
Wackeron nickte. „Bassus hat ihm einmal das Leben gerettet. So wie Tony dir und Bassus das Leben gerettet hat.“
Donatus sah Bassus vorwurfsvoll an. „Wenn das so ist, verstehe ich dein Zögern nicht. Du solltest alles in deiner Macht Stehende tun, um Tony zu helfen.“
„Aber wie soll das gehen?“, fragte Bassus. „Ich bin Soldat.“
„Du hast mehr als 25 Jahre gedient und dürftest längst heiraten“, erinnerte ihn Fabius Pudens. „Da kannst du doch genauso gut so etwas tun. Die Armee hat sicher nichts dagegen.“
Bassus stand auf einmal auf und ging zur Tür.
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte er und verließ das Zimmer.
Ratlos sahen sich die anderen an.
Wackeron fand ihn im Stall bei Teres. Er gesellte sich zu ihm.
„Du weißt, dass du es tun musst. Du schuldest es ihm. Und das ist der einzige Weg.“
Bassus atmete tief durch. „Wenn es keinen anderen Weg gibt, werde ich es natürlich tun. Aber ich muss immerzu an den Hass denken, mit dem Tony schon allein auf das Wort reagiert. Ich weiß nicht, ob ich ihm damit wirklich einen Gefallen erweise.“
„Ich sehe in Tonys Haltung nicht so sehr Hass, sondern etwas ganz
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