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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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grinsten einander an. Sie ahnten, wen Pudens meinte.
    Und schon hörten sie auch die Stimme des jungen Reiters: „Verzeihung, Decurio, gleich heute Abend lasse ich sie vorschriftsmäßig schneiden.“
    „Nicht heute Abend! Jetzt!“, brüllte Pudens. „Beim Appell möchte ich dich mit kurzen Haaren sehen.“
    „Zu Befehl, Decurio.“
    Wenige Sekunden später war Pudens bei ihnen. Sie sprangen auf und standen stramm. Fabius Pudens prüfte, ob sie ihre Decken akkurat gefaltet und die Bettlaken makellos glatt gezogen hatten. Danach sah er jedem aufmerksam ins Gesicht, um festzustellen, ob einer von ihnen krank oder verletzt war. Einer der Reiter hatte ein blaues Auge.
    „Wie ist das passiert, Hortensus?“, herrschte Pudens ihn an. „Warst du etwa in eine Schlägerei verwickelt?“
    „Nein, Decurio, es ist im Übungsraum geschehen.“
    „Hauch mich mal an.“
    Der Soldat tat es. Pudens knurrte vor sich hin.
    „Gut“, sagte er schließlich, „frühstückt zu Ende“, und stürmte hinaus.
    Der Soldat mit dem blauen Auge atmete auf. Hätte sein Decurio festgestellt, dass er betrunken war, wäre er sofort in die Principia zur Arrestzelle geführt worden. 
     
    Während sie aßen, fragte ihn Donatus: „Bassus, was ist los mit dir? Du bist so schweigsam.“
    „Tony ist aufgewacht.“
    „Endlich.“ Donatus freute sich. „Wie geht es ihm?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Das verstehe ich nicht.“
    Bassus legte sein Stück Käse auf den Teller zurück und wischte sich die Hände ab. „Er ist zwar wieder da, aber er macht keinen besonders lebendigen Eindruck.“
    „Das gibt sich sicher. Er braucht einfach Zeit.“
    „Ja, wahrscheinlich.“
    „Hast du ihm gesagt …“
    „Nur, dass er ab jetzt zu mir gehört.“
    „Und, wie hat er darauf reagiert?“
    „Gar nicht.“
    „Wie, gar nicht? Er muss doch etwas gesagt haben?“
    „Nein.“
    Donatus legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich bin sicher, dass er darüber froh ist. Alles wird sich fügen, du wirst sehen. Außerdem bist du nicht allein.“
    „Ja, wir sind auch noch da“, bestätigten die Kameraden, die dem Gespräch gefolgt waren.
    Bassus musste lächeln. Es waren Momente wie diese, in denen er mit seinem Beruf versöhnt war. Diesen Zusammenhalt gab es nur in der Armee.
    Es klopfte. Zwei Calones traten ein und riefen, dass die Pferde draußen bereit standen. Danach halfen sie ihnen, für die täglichen Übungen ihre Kampfausrüstung anzulegen.
    Bassus band sein Halstuch um. Ein Calo brachte ihm das Kettenhemd. Bassus zog es über dem Gürtel etwas hoch, damit ein Teil des Gewichtes auf seinen Hüften lag. Dann reichte ihm der Calo sein Langschwert, seinen Helm, seinen Speer und seinen Schild. Den Köcher mit den Wurfspeeren trug der Calo, während sie nach draußen gingen, hinter ihm her und befestigte ihn, nachdem Bassus auf Teres aufgesprungen war, am Sattel.
    Inzwischen war es hell geworden. Bassus atmete tief ein. Wieder machte er sich Sorgen wegen Tony. In der Nacht war es oft unerträglich stickig in ihrem Papilio. Es fiel ihm schon seit Jahren nicht mehr auf. Doch jetzt fragte er sich, wie das für Tony sein würde. Würden ihn die Enge und die schlechte Luft an Perpennas Verlies erinnern?
    Einige von Bassus‘ Kameraden waren noch nicht bereit. Fabius Pudens wartete bereits ungeduldig auf seinem Pferd. Als endlich alle aufsaßen und in Formation vor ihm standen, bellte er: „Morgen erwarte ich, dass ihr eure Ärsche etwas schneller bewegt! Und jetzt fangt an!“
    Die Reitersoldaten riefen der Reihe nach ihren Namen und ihre Funktion. Als der letzte fertig war, teilte Pudens ihnen die Losung mit. Danach forderte er sie auf, ihm zu folgen.
    Unterwegs ritt ihre Turma an einem Trupp Reiter vorbei, die zu Fuß unterwegs waren. Sie hatten etwas ausgefressen und mussten die Latrinen putzen. Die Männer von Fabius Pudens grinsten. Es gab Schlimmeres, als morgens einem übel gelaunten Decurio hinterher zu reiten.
     
    Als Bassus das Valetudinarium am Abend wieder betrat, löffelte Tony Suppe aus einer größeren Schale. Er tat es völlig mechanisch. Freude oder ein anderes Gefühl schien er dabei nicht zu empfinden. Offensichtlich war ihm auch völlig egal, was er sich da in den Mund schob. Besorgt nahm Bassus Wackeron zur Seite.
    „Wird sein Körper nicht rebellieren, wenn er gleich so viel isst?“
    „Ich glaube, er verträgt es“, beruhigte ihn Wackeron. „Es ist eine dünne Hühnersuppe, sie wird nicht nur seinen Körper, sondern auch

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