Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
Vom Netzwerk:
denn?“
    „Ihr meint die Tochter von Publius Flavius Severus?“
    „Genau die.“ In Trajanus’ Stimme schwang ein ungeduldiger Ton mit.
    Tony verstand nicht. Flavia hatte ihm gesagt, dass ihr Vater tot war. Plötzlich bekam er Angst, dass er ihr irgendwelche Probleme bereiten könnte, wenn er etwas Falsches sagte. Seine Gedanken überschlugen sich. Und wenn er abstritt, dass sie mit ihm über ihren Vater gesprochen hatte? Nein. Erst einmal herausfinden, was die Frage überhaupt sollte. 
    „Warum fragt Ihr?“
    Scharf herrschte ihn der Praefectus an: „Du stehst vor Caesar Nerva Trajanus, dem Imperator des Römischen Reiches. Beantworte einfach seine Fragen!“
    So nicht! Nicht in diesem Ton. Tony schwieg und starrte an die Wand.
    „Sieh mich an“, sagte Trajanus.
    Trotzig hielt Tony seinem Blick stand. Diesmal lächelte Trajanus nicht.
    „Willst du denn nicht helfen, Bassus zu finden?“
    „Natürlich will ich das. Doch was hat Flavias Vater damit zu tun? Er ist schon lange tot.“
    „Hat sie dir das erzählt?“
    Er nickte.
    „Was noch?“
    „Dass er kein guter Mensch war.“
    „Weiter.“
    „Nichts weiter. Das war es.“
    Trajanus sah ihn diesmal so durchdringend an, dass Tony Mühe hatte, nicht wegzusehen. Doch dann schien Trajanus zufrieden zu sein.
    „Ist der Mann mit der Brandnarbe Flavias … äh … Erzeuger?“, fragte Tony.
    Trajanus lächelte endlich wieder. „Es sieht ganz danach aus.“
    „Aber wo hat er die ganze Zeit gesteckt?“
    „Das wissen wir nicht.“
    „Und was will er nach all den Jahren?“
    „Das fragen wir uns auch.“
    „Hasst er die Römer deshalb so, weil er herausgefunden hat, dass seine Frau und seine Tochter mit einem Römer leben – und glücklich sind?“
    Trajanus sah ihn nachdenklich an. „Vielleicht.“
    Der Praefectus fragte plötzlich: „Hast du je vom Aufstand des Civilis gehört?“
    Tony schüttelte den Kopf. Aber bevor er fragen konnte, was das für ein Aufstand war, sagte Trajanus freundlich: „Danke, Tony. Du kannst jetzt wieder an deine Arbeit gehen.“
     
    Nach dem Abendessen war Tony zu seinen Vermietern hinübergegangen. Maius hatte ihm trotz Laubas Schimpfen sofort einen starken Met vorgesetzt.
    „Das ist nichts für einen Jungen seines Alters.“
    „Man nimmt das Leben leichter, wenn man Met trinkt. Tony kann ihn im Moment gut gebrauchen.“
    „Man lallt und torkelt herum.“
    „Na und?“
    „Und diejenigen, die das Zeug dauernd in solchen Mengen wie du trinken“, sie sah ihrem Mann wütend an, „verblöden allmählich.“
    Maius goss zuerst Tony und dann sich selbst noch einmal die Gläser voll. Dabei beugte er sich vertraulich zu Tony hinüber. „Weißt du, sie ist der Grund dafür, dass ich so viel trinke. Ich wollte, ich wäre nie in den Ruhestand getreten.“
    Mit einer warmen Tenorstimme begann er auf einmal zu singen: „Ach, was war das Leben in der Ala schön, die Ritte mit den Kameraden, bei Sonnenschein und Regen, bei Sturm und Schnee, der Signifer trug die Standarte voran …“
    Tony wurde von dem Met und dem Gesang ganz schummrig.
    Im Lager hatte ihm niemand etwas Genaueres über den Aufstand des Civilis erzählen können. Die Ereignisse lagen fast 30 Jahre zurück. Und die Ala Noricorum war zu jener Zeit weit von Germanien entfernt stationiert gewesen. Maius‘ Frau jedoch war Germanin und hatte den Aufstand als kleines Mädchen miterlebt. Aber bevor sie berichten konnte, musste sie noch etwas Dampf ablassen.
    „Als aktiver Soldat war er tatsächlich noch ein richtiger Kerl. Aber seit ihm kein Decurio mehr im Nacken sitzt, lässt er sich gehen. Wenn ich nicht das Geld zusammenhalten würde, hätte er längst alles versoffen.“
    Tony sah sie so mitfühlend wie möglich an. Schließlich beruhigte sie sich und kratzte sich am Kopf.
    „Was war es gleich noch mal, was du wissen wolltest? Ach ja, der Aufstand des Civilis.“
    Sie setzte sich neben ihren Mann und deutete auf einen Teller.
    „Greif zu!“
    Er ließ sich nicht zweimal bitten. Die Vollkornplätzchen waren hart wie Stein, schmeckten aber köstlich, wenn man sie erst einmal gründlich eingespeichelt hatte. Lauba nahm auch eines. Während sie das Plätzchen zermalmte, erzählte sie.
    „Es war ein schrecklicher Bürgerkrieg, Tony. Selbst jetzt gibt es noch Ruinen aus jener Zeit. Dauernd zogen plündernde und mordende Horden durch die Dörfer. Sie schlachteten die Menschen ab oder verkauften sie in die Sklaverei, raubten das Vieh und zündeten die Häuser und

Weitere Kostenlose Bücher