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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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klar ist, wer sein neuer Besitzer wird.“
    In Tonys Ohren rauschte das Blut. Er wankte zurück ins Valetudinarium.
    „Hat man die Leiche von Bassus gefunden?“, fragte er Wackeron.
    „Nein. Es gibt noch immer keine Spur von ihm.“
    Tony war erleichtert. Aber den ganzen Tag ärgerte er sich darüber, wie mit Teres umgegangen wurde.
    „Es ist so kalt da draußen“, sagte er zu Donatus, dem es zum  ersten Mal etwas besser ging.
    Doch der antwortete gelassen: „Das halten unsere Pferde aus. Wenn wir unterwegs sind, sind sie ja auch draußen.“
    „Aber gerade jetzt, wo er sich sicher fragt, was mit Bassus geschehen ist.“
    Donatus lächelte. „Tony, Teres ist ein Tier. Über solche Dinge denkt er nicht nach.“
    „Das sehe ich anders.“
    „He, er wird es überleben. Es gibt Unterstände auf den Weiden.“
    Tony beschloss, Teres zumindest eine seiner warmen Decken zu bringen.
    Am Abend war er schon fast aus der Tür, als Wackeron ihn zurückwinkte.
    „Bleib morgen zu Hause, Tony. Ich werde zusammen mit Fabius Pudens am Vormittag bei dir vorbeikommen. Wir besprechen dann, wie es mit dir und Micon weitergehen soll.“
     
    Harpalos saß zwischen ihnen auf der Bank. Spürte auch er, dass heute ein wichtiger Tag war?
    Bis spät in der Nacht hatte Tony zusammen mit Micon voller Sorge darüber gerätselt, was Fabius Pudens und Wackeron ihnen wohl mitzuteilen hatten. Jetzt saßen sie den beiden am Küchentisch gegenüber. Und erst jetzt bemerkte Tony, wie erschöpft auch der Decurio und der Arzt waren.
    Pudens breitete auf dem Tisch umständlich eine Schriftrolle aus. Wackeron berührte kurz seinen Arm. Der Decurio besann sich und legte die Rolle wieder hin.
    „Ja. Also. Die Sache ist folgendermaßen. Bassus wurde heute Morgen vom Praefectus für tot erklärt.“
    Eisige Stille.
    „Aber warum?“, fragte Tony nach einer Weile. „Der Suchtrupp ist doch immer noch unterwegs.“
    „Dieser Trupp ist inzwischen zurückgekehrt.“
    „Mit der Leiche von Bassus?“
    „Das nicht, aber das ist unter den Umständen auch gar nicht nötig“, erklärte Fabius Pudens.
    Wackeron fuhr fort: „Bassus ist tot. Das müssen wir akzeptieren.“
    „Nein!“ Tony sprang auf.
    „Bitte setz dich wieder“, bat Wackeron.
    Aber Tony blieb stehen. „Die Ala kann Bassus doch nicht einfach im Stich lassen!“
    „Wir haben mehrere Wochen nach ihm gesucht, und das, obwohl Donatus gesehen hat, dass er hingerichtet wurde.“
    „Er hat gesehen, wie sie damit begonnen haben!“
    „Tony, bitte“, sagte Wackeron, „ich kann dich ja verstehen. Wir alle trauern um Bassus. Aber jetzt müssen einige Dinge geregelt werden. Es geht um deine Zukunft – und um die von Micon.“
    Nein. Nein. Nein.
    „Setz dich“, bat Wackeron erneut.
    Tony setzte sich. Seine Beine zitterten.
    Fabius Pudens deutete auf die Schriftrolle. „Das ist eine Abschrift von Bassus’ Testament. Ich lese es euch einfach vor.“
    Er räusperte sich und begann feierlich:
    „Ich, Titus Flavius Bassus, seit dem dritten Jahr der Regentschaft des Imperators Vespasian Reiter bei der Ala Noricorum, bestimme, dass mein Haupterbe Titus Flavius Bassus Tonianus, auch Tony genannt, sein soll. Ihm fällt der Großteil meiner Ersparnisse und meiner sonstigen Besitztümer zu. Meinen alten Freund Wackeron setze ich als seinen Vormund ein, bis er erwachsen ist und selbst eine Familie gründet. Meinem Sklaven Micon schenke ich die Freiheit.“
    Micon schluchzte laut auf.
    Pudens räusperte sich. „Micon, er hat auch dir Geld hinterlassen, damit du ein neues Leben beginnen kannst. Außerdem möchte er, dass eine gewisse Summe für Gebete und Opfer an die Götter ausgegeben wird. Auf seinem Grabstein möchte er eine Inschrift mit folgendem Inhalt. Ich lese jetzt wieder vor: Titus Flavius Bassus, Sohn des Mucala, vom Stamm der Dansaler, Reiter der Ala Noricorum in der Turma des Fabius Pudens, war Jahre alt und hatte Dienstjahre. Sein Erbe ließ dies errichten.“
    Fabius Pudens wischte sich über die Augen. Mit belegter Stimme fuhr er fort: „Es muss eingefügt werden, dass er 47 Jahre alt war und 27 Dienstjahre hatte.“
    Tony war wie vom Donner gerührt. „Warum tut er das?“
    „Was?“, fragte Pudens verwundert.
    „Mich zu seinem Haupterben machen?“
    „Wen denn sonst? Du bist sein Sohn.“
    Er musste sich verhört haben. „Ich soll was sein?“
    „Sein Sohn.“
    Wackeron fuhr fort: „Damit du als römischer Bürger davor geschützt bist, noch einmal in die Sklaverei zu

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