Bastard
dem Spalthammer attackiert hat, muss etwas für ihn empfunden haben, und wenn es nur Wut war, die erst nachließ, als Wally bis zur Unkenntlichkeit zerstückelt, zerhackt und zerschlagen war und schließlich verblutete. Anschließend wurde die nackte Leiche, vermutlich mit einem Boot, wahrscheinlich mit Fieldings Boot, weggeschafft und unweit des Reviers der Küstenwache ins Hafenbecken geworfen. Benton hat diese Vorgehensweise als tollkühn bezeichnet, als hätte der Mörder der Polizei eine lange Nase drehen wollen. Auch das passt nicht zu Fielding. Für einen kampferprobten, muskelbepackten Großmeister war er nämlich ein ziemlicher Feigling.
»Danke, lassen Sie uns schauen, was alles ansteht«, sage ich zu Pruitt.
»Nun, da wäre die DNA. Wir haben bereits Hunderte von Proben sichergestellt. Nicht nur vom Sperma, das zu einem Spender zurückverfolgt werden muss, sondern auch von allen anderen Gegenständen hier.«
»Ich weiß. Es ist eine gewaltige Aufgabe, und die Sache wird sich eine Weile hinziehen, weil wir keine Ahnung haben, was sich in diesem Raum abgespielt hat. Wir kennen nur einen Teil der Tatsachen. Was war sonst noch im Kühlschrank, und was hat sich, abgesehen vom Mord an dem Studenten Wally Jamison, außerdem hier abgespielt?« Während ich das ausspreche,
stelle ich mir den markanten Kiefer, die schwarzen Locken, die leuchtend blauen Augen und den kräftigen Körperbau des toten Studenten vor – und dann, wie er später ausgesehen hat. »Seit wann sind Sie hier?«
»John und ich sind vor etwa sieben Stunden mit dem Flugzeug gekommen.« Ich frage ihn nicht, wo Briggs jetzt ist.
»Er hat die äußerliche Untersuchung durchgeführt und wird die Einzelheiten mit Ihnen besprechen, wenn Sie so weit sind«, fügt Pruitt hinzu.
»Und davor hat ihn niemand angefasst?« Fieldings Leiche wurde kurz nach drei Uhr morgens gefunden. So hat man es mir zumindest mitgeteilt.
»Als John und ich eintrafen, war die Leiche genauso zugedeckt wie jetzt. Die Glock ist nicht hier. Nachdem das FBI die entfernte Seriennummer wiederhergestellt hatte, wurde die Waffe eingetütet und ist inzwischen in Ihrem Labor.« Pruitt erklärt mir, wie Benton vorgegangen ist.
»Ich habe es erst auf der Fahrt gehört.«
»Schauen Sie, wenn ich um drei hier gewesen wäre und die Entscheidung bei mir gelegen hätte …« Offenbar will er mir damit sagen, dass er mir reinen Wein eingeschenkt hätte. »Doch das FBI wollte keine Informationen herausrücken, weil niemand sicher war, ob er ein einsamer Wolf ist.« Damit meint er Fielding. »Wegen all der anderen Faktoren. Zum Beispiel Dr. Saltz und das Parlamentsmitglied. Terrorismusgefahr.«
»Ja. Nur dass es nicht die Art von Terrorismus ist, mit der sich das FBI normalerweise befasst, sondern eine andere«, merke ich an. »Es scheint um etwas Persönliches zu gehen, finden Sie nicht auch? Wie schätzen Sie die Lage ein?«
»Niemand hatte die Leiche angerührt, als die Polizei und das FBI sie fanden.« Pruitt hält mit seiner Meinung hinter dem Berg. »Was ich weiß, ist, dass er zu diesem Zeitpunkt dieselbe Temperatur hatte wie der Raum. Also muss er schon
eine ganze Zeit hier gelegen haben. Aber darüber sollten Sie mit John reden.«
»Das heißt, dass Körper- und Raumtemperatur um fünf Uhr morgens identisch waren.«
»So um die null Grad, vielleicht ein wenig wärmer wegen der vielen Leute hier. Doch nach den Einzelheiten müssen Sie John fragen.«
Pruitt starrt auf den menschenförmigen Hügel unter dem blauen Laken, der auf der anderen Seite des Kellers liegt, in der Nähe des Gefrierschranks und der auf dem Boden auftauenden Flüssigkeiten. Spurensicherungsexperten mit Knieschonern sammeln jede einzelne Glasscherbe ein, tupfen jeden Gegenstand ab und verstauen ihn separat in einem Papierumschlag, den sie mit Markierstift beschriften. Ich werde keine Mutmaßungen anstellen, ohne die Leiche untersucht zu haben. Aber die Informationen, die ich gerade erhalten habe, bestätigen meinen Verdacht. Etwas ist hier faul.
21
Der dunkle, hässliche Fleck an der weißen Wand befindet sich etwa einen Meter achtzig oberhalb des Steinfußbodens. Vermutlich haben Wally Jamisons Kopf und Hals dort die Mauer berührt, als er angekettet und zu Tode gequält wurde.
Vom größten Fleck gehen stecknadelkopfähnliche Spritzer aus, winzige schwarze Punkte, die sich bei näherer Betrachtung als länglich und in einem Winkel verlaufend entpuppen: Spritzer, verursacht von einer mehrfach
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