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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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von Cambridge.
    »Es nervt«, antwortet er und nimmt die Einkaufstüte in die andere Hand, um den Schlüssel herauszukramen. »Ich bestelle gleich morgen die Handwerker. Das Problem ist nur, dass ich nie da war und jemand zu Hause sein muss.«
    »Wäre es sehr aufwendig, den Garten für Sock einzuzäunen? Dann könnten wir ihn rauslassen, ohne befürchten zu müssen, dass er davonläuft.«
    »Du hast doch erzählt, dass er nicht gern läuft.« Benton schließt die verglaste Veranda auf.
    Dahinter erheben sich die dunklen Umrisse der Bäume von Norton’s Woods. Das Holzgebäude mit seinem dreischichtigen Metalldach ragt düster in der Nacht auf. Drinnen brennt kein Licht. Der Anblick der American Academy of Arts and Sciences macht mich traurig, und ich denke an Liam Saltz und seinen ermordeten Stiefsohn. Dann frage ich mich, ob der beschädigte Flybot noch irgendwo da draußen herumliegt, im Schnee begraben, erfroren, nicht mehr am Leben, wie Lucy es ausgedrückt hat, da keine Sonne an ihn herankommt. Ich habe das merkwürdige Gefühl, dass er jemandem in die Hände gefallen ist. Vielleicht dem FBI, überlege ich. Oder jemandem von DARPA oder dem Pentagon. Möglicherweise auch Dawn Kincaid.
    »Ich glaube, wir brauchen Schuhe für ihn«, sage ich. »Es gibt kleine Schuhe für Hunde. Schließlich soll er sich auf dem Eis und dem gefrorenen Schnee nicht die Pfoten verletzen.«
    »Nun, in dieser Kälte wird er ohnehin nicht weit gehen.«
Als Benton die Tür öffnet, piepst die Alarmanlage. »Glaub mir. Bei diesem Wetter wirst du Schwierigkeiten haben, ihn vor die Tür zu locken. Hoffentlich ist er stubenrein.«
    »Außerdem muss er ein paar Mäntel haben. Mich wundert, dass Eli, Dawn oder sonst jemand ihm keinen Mantel gekauft hat. Hier in unserer Gegend brauchen Windhunde bei diesem Wetter einen. Eigentlich ist das hier nicht die richtige Umgebung für diese Rasse, aber so ist es nun mal, Sock. Du wirst es warm und gut haben und genug zu fressen bekommen.«
    Benton gibt den Code ins Tastenfeld ein und aktiviert die Alarmanlage wieder, sobald sich die Tür hinter uns geschlossen hat. Sock lehnt sich an meine Beine.
    »Du zündest ein Feuer an, ich kümmere mich um die Drinks«, meine ich zu Benton. »Dann koche ich Hühnchen und Reis. Später wechsle ich vielleicht zu Kabeljau und Gänsefuß, aber noch nicht jetzt. Schließlich hat er den ganzen Tag Hühnchen mit Reis gefressen, und ich möchte nicht, dass ihm übel wird. Was hättest du denn gern? Oder sollte ich besser fragen, was überhaupt im Haus ist?«
    »Im Gefrierschrank ist noch etwas von deiner Pizza.«
    Ich mache Licht. Die Buntglasfenster im Treppenhaus sind dunkel, sehen aber von außen wegen der Innenbeleuchtung sicher wundervoll aus. Ich stelle mir vor, wie die französischen Naturszenen fröhlich funkeln, wenn ich bei Dunkelheit mit Sock vors Haus gehe. Dann male ich mir aus, wie ich im Frühling und im Sommer, wenn es warm ist, mit ihm draußen spiele und sehe, wie hinter den farbenfrohen Fenstern abends das Licht angeht, ein friedlicher und heimeliger Anblick. Ich werde am Stadtrand von Harvard wohnen, von der Arbeit zu meinem alten Hund nach Hause kommen und einen Rosengarten anlegen. Das hört sich wundervoll an.
    »Ich möchte jetzt nichts essen«, erwidert Benton und zieht
die Jacke aus. »Eins nach dem anderen. Einen sehr starken Drink bitte.«
    Er geht ins Wohnzimmer. Socks Fußnägel klicken auf dem Parkett und sind lautlos auf den Teppichen, als wir durch die Zimmer auf die Küche zusteuern. Ich spüre, wie er sich an meine Beine lehnt, während ich Hängeschränke aus dunklem Kirschholz über Küchengeräten aus Edelstahl öffne. Er folgt mir auf Schritt und Tritt, schmiegt sich an mich und drückt sich von hinten an meine Beine, als ich Gläser und anschließend Eis aus dem Gefrierschrank hole. Dann nehme ich eine Flasche von unserem besten Scotch, einem Glenmorangie Single Malt, fünfundzwanzig Jahre alt – ein Weihnachtsgeschenk von Jaime Berger. Es bricht mir fast das Herz, als ich die Drinks einschenke und an Lucys und Jaimes Trennung, die vielen Toten und daran denke, wie Fielding sein Leben ruiniert hat und wie er gestorben ist. Er hat Selbstmord auf Raten begangen, und zu guter Letzt hat jemand das Werk für ihn vollendet, indem er ihm eine Glock ins rechte Ohr gesteckt und abgedrückt hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er dabei neben dem Niedrigtemperatur-Gefrierschrank gestanden, in dem er das illegal beschaffte Sperma gelagert

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