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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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oberhalb der Schultern«, verkündet Dr. Kessel und betrachtet die Zahl auf dem Display des Scanners. »Hier haben wir eine Identifikationsnummer. Ich rufe rasch beim bundesweiten Haustierregister an. Dann wissen wir, wem das Kerlchen gehört.«
    Dr. Kessel telefoniert und macht sich Notizen. Dann reicht er mir ein Stück Papier mit einer Telefonnummer und dem Namen Lost Sock – verlorene Socke.
    »Ein toller Name für einen Rennhund, was, alter Junge?«, sagt der Tierarzt zu Sock. »Vielleicht trifft er ja zu, und der Hund wurde deshalb aufs Altenteil geschickt. Die Vorwahl lautet sieben-sieben-null. Eine Ahnung, wo das sein könnte?«
    »Nein.«
    Er geht zum Computer, der auf einer Arbeitsfläche steht, und tippt die Vorwahl in ein Suchfeld ein. »Douglasville, Georgia. Wahrscheinlich eine Tierarztpraxis. Möchten Sie
von hier aus anrufen und feststellen, ob noch geöffnet ist? Du bist aber weit weg von zu Hause«, meint er zu Lost Sock. Ich habe bereits beschlossen, ihn nicht so zu nennen.
    »Du wirst nie wieder verlorengehen«, sage ich ihm auf dem Rückweg zum Auto, weil ich den Anruf nicht vor Zeugen erledigen will.
    Die Frau am anderen Ende meldet sich einfach mit Hallo , als ob ich mit einer Privatnummer verbunden wäre. Ich erkläre, dass ich wegen eines Hundes anriefe, auf dessen Mikrochip diese Nummer verzeichnet sei.
    »Dann ist er einer von denen, die wir gerettet haben«, antwortet sie in gedehntem Südstaatenakzent. »Wahrscheinlich aus Birmingham. Wir kriegen viele ausgemusterte Hunde von der dortigen Rennbahn rein. Wie heißt er denn?«
    Ich sage es ihr.
    »Schwarzweiß, fünf Jahre alt.«
    »Ja, stimmt«, erwidere ich.
    »Geht es ihm gut? Er ist doch nicht verletzt, oder? Wurde er etwa misshandelt?«
    »Er liegt zusammengerollt auf meinem Schoß. Alles bestens. «
    »Ein Schätzchen, aber das sind sie alle. Das Schöne an ihm ist, dass er gut mit Katzen, kleinen Tieren und auch mit Kindern kann, solange sie nicht an ihm zerren oder ihn an den Ohren zupfen. Wenn Sie einen Moment Zeit haben, rufe ich ihn auf dem Computer auf und sehe nach, wo er eigentlich sein sollte und bei wem. Ich weiß noch, dass eine Studentin ihn aufgenommen hat, erinnere mich jedoch nicht mehr an den Namen. Sie war aus dem Norden. Ist er herrenlos herumgeirrt? Von wo aus rufen Sie an? Er ist ausgebildet, hat die Maßnahme mit Bravour durchlaufen. Also haben Sie einen wirklich netten Hund gefunden. Seine Besitzerin ist sicher schon außer sich und sucht ihn.«

    »Ausgebildet in einer Maßnahme?«, hake ich nach, als ich höre, dass Socks Besitzerin eine Studentin ist. »Was für eine Maßnahme? Ist Ihr Tierschutzverein an einer Maßnahme beteiligt und besucht mit Windhunden Seniorenheime oder Krankenhäuser?«
    »Gefängnisse«, antwortet sie. »Er wurde letzten Juli von der Rennbahn freigestellt und hat eine neunwöchige Hundeschule durchlaufen, bei der die Häftlinge die Ausbildung übernehmen. In seinem Fall war es Chatham in Savannah, Georgia.«
    Ich erinnere mich an das, was Benton mir über die Frau erzählt hat, die in einem Gefängnis in Savannah einsitzt. Es ist die Therapeutin, die verurteilt wurde, weil sie Jack Fielding sexuell missbraucht hatte, als er ein schwererziehbarer Junge war und in einem Heim in der Nähe von Atlanta lebte.
    »Wir arbeiten mit diesem Gefängnis zusammen, weil dort bereits Sprengstoffsuchhunde ausgebildet werden. Deshalb dachten wir, die Häftlinge dort wollen vielleicht auch einmal etwas zum Knuddeln haben«, fährt die Frau fort. Ich schalte sie auf Raumlautsprecher und stelle den Ton lauter. »Zum Beispiel, sich um einen dieser niedlichen Racker kümmern. Auf diese Weise lernen die Insassen Geduld und Verantwortungsgefühl kennen und machen die Erfahrung, bedingungslos geliebt zu werden. Der Windhund lernt dafür, Befehlen zu gehorchen. Sock wurde in Chatham von einer Frau ausgebildet, die ihn nach ihrer Entlassung unbedingt aufnehmen wollte. Allerdings wird das, wie ich fürchte, noch eine Weile dauern. Also wurde er von einer jungen Frau in Massachusetts adoptiert, die sie uns empfohlen hat. Haben Sie etwas zum Schreiben da?«
    Sie nennt mir den Namen Dawn Kincaid und einige Telefonnummern. Die Adresse ist die in Salem, wo wir gerade herkommen. Jack Fieldings Haus. Ich bezweifle stark, dass
Dawn Kincaid wirklich dort gewohnt hat, aber vielleicht war sie ein häufiger Gast. Mit Eli Goldman hat sie vermutlich auch nicht zusammengelebt, doch er könnte auf ihren Hund aufgepasst haben.

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