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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mit Beinen ersetzt, die schwere Lasten auch über unebenes oder rutschiges Gelände tragen können«, erklärt sie. »Wie der Vierbeiner namens Big Dog, den man bei YouTube bewundern kann. Das verdammte Ding ist in der Lage, Hunderte von Kilo zu schleppen, und zwar den ganzen Tag lang und unter den unangenehmsten Bedingungen, die du dir nur vorstellen kannst. Es springt wie ein Hirsch und findet sein Gleichgewicht wieder, wenn es stolpert, ausrutscht oder getreten wird.«
    »MORT.« Ich gebe mir einen Ruck und spreche das Wort aus. »Warum hat er einen Transportroboter wie MORT in seiner Wohnung? Anscheinend verstehe ich dich nicht richtig.«
    »Hast du MORT mit eigenen Augen gesehen, als du auf dem Capitol Hill darüber debattiert hast? Und du verstehst mich ganz richtig.«
    »Mit eigenen Augen nicht.« Ich kenne den Roboter nur aus Lehrvideos und hatte mehr als einmal Streit deswegen, insbesondere mit Briggs. »Wozu braucht er so ein Ding?«, erkundige ich mich noch einmal nach dem Roboter, der laut Lucy in der Wohnung des Toten steht.

    »Ein unheimliches Teil. Wie eine riesige mechanische Ameise mit Benzinmotor«, fährt sie fort. »Es klingt wie eine Kettensäge, wenn es sich langsam auf seinen kurzen, dicken Beinen fortbewegt und zwei Paar Greifzangen ausstreckt wie Edward mit den Scherenhänden. Wenn so ein Roboter auf dich zukommt, haust du entweder so schnell wie möglich ab oder wirfst eine Granate nach ihm.«
    »Aber warum in seiner Wohnung?« Ich erinnere mich an die Vorführungen, die mir Angst eingeflößt haben, und die hitzigen Diskussionen mit Kollegen wie Briggs beim AFME, im Walter Reed und im Russell Senate Office Building.
    MORT. Das Sinnbild fehlgeleiteter Automatisierung, das heftige Konflikte in militärischen und medizinischen Kreisen auslöste. Das Grausige daran war nicht die Technologie an sich, sondern ihre mögliche Anwendung. Es war ein stickiger Sommermorgen in Washington. Die Hitze stieg von den Gehwegen auf, und es wimmelte von Pfadfindergruppen, die die Hauptstadt besichtigten, während Briggs und ich stritten. Wir schwitzten in unseren Uniformen und waren gereizt. Ich weiß noch, wie wir am Weißen Haus vorbei durch die Menschenmenge gingen. Dabei fragte ich mich, was wohl als Nächstes kommen würde. Welche Unmenschlichkeiten würde die Technik uns noch zumuten? Und das war vor einem knappen Jahrzehnt, verglichen mit heute, in der Steinzeit.
    »Ich bin ziemlich sicher, ja sogar mehr als das, dass in der Wohnung dieses Typen so ein Ding steht«, verkündet Lucy. »Und so etwas kauft man nicht bei eBay.«
    »Vielleicht ist es nur ein Modell«, mutmaße ich. »Nicht funktionstüchtig.«
    »Auf gar keinen Fall. Als ich es näher herangeholt habe, konnte ich die Einzelteile genau sehen. Sie weisen Abnutzungserscheinungen auf, vermutlich von Demonstrationen in rauem Gelände. Es hat auch einige Kratzer abgekriegt. Ich
konnte sogar die Fiberglaskabel erkennen. MORT war nämlich nicht drahtlos, eine seiner vielen Schwächen. Kein Vergleich mit den autonomen Robotern von heute, die mit Computern ausgestattet sind und durch am menschlichen Körper tragbare Sensoren gesteuert werden, so dass man keinen lästigen Koffer voll Elektronik mehr mit sich herumschleppen muss. So haben die Soldaten im Kampfeinsatz die Hände frei, wenn sie mit ihren Robotern unterwegs sind. Diese leichten Prozessoren, die man in eine Weste einarbeiten kann, um ein unbemanntes Fahrzeug oder einen bewaffneten Roboter zu lenken, sind die neueste Erfindung von SWORDS, dem Special Weapons Observation Remote Direct-Action System, der Abteilung, die für die Entwicklung ferngesteuerter Waffensysteme zuständig ist. Mir ist nicht sehr wohl bei dem Gedanken, und ich weiß ja, wie du darüber denkst.«
    »Ich glaube, meine Haltung dazu kann ich gar nicht in Worte fassen«, erwiderte ich.
    »Im Irak sind bis jetzt drei SWORDS-Einheiten stationiert, haben ihre Waffen allerdings noch nicht eingesetzt. Es kann nämlich niemand sagen, wie man einen Roboter dazu bringt, eine Situation richtig einzuschätzen. Künstliche emotionale Intelligenz. Eine ziemliche Herausforderung, aber gewiss nicht unmöglich.«
    »Roboter sollte man nur für befriedende Maßnahmen, zur Überwachung und als Packesel verwenden.«
    »Das findest du. Manche Leute sehen es anders.«
    »Sie dürfen keine Entscheidungen über Leben und Tod fällen«, füge ich hinzu. »Das wäre, als würde der Autopilot bestimmen, ob wir durch die Wolken fliegen sollen, die

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