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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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da auf uns zukommen.«
    »Der Autopilot könnte das, wenn mein Helikopter über Feuchtigkeits- und Temperatursensoren verfügen würde. Bau noch Kraftumformer ein, und er würde ganz allein und federleicht
landen. Wenn genügend Sensoren vorhanden sind, werde ich überflüssig. Du steigst einfach ein und drückst auf einen Knopf wie die Jetsons, diese futuristische Zeichentrickfamilie. Klingt zwar verrückt, aber je verrückter, desto besser. Frag bei DARPA nach. Hast du eine Vorstellung davon, wie viel Geld die Forschungsbehörde des Verteidigungsministeriums in die Umgebung von Cambridge gepumpt hat?«
    Lucy drückt den Hubkrafthebel herunter, so dass der Helikopter sinkt, und geht vom Gas, als sich wieder eine gespenstische Wolkenwand aus der Dunkelheit auf uns zuwälzt.
    »Abgesehen von den Mitteln, die in dein CFC gesteckt wurden«, fügt sie hinzu.
    Ihr Verhalten, ja sogar ihr Gesichtsausdruck hat sich verändert, und sie macht keinen Hehl mehr aus ihren Gefühlen. Ich kenne diese Stimmung nur zu gut. Ich habe sie zwar schon seit einer Weile nicht mehr so erlebt, bin aber damit vertraut wie mit den Symptomen einer Krankheit, die eine Weile geschlummert hat.
    »Computer, Robotertechnik, synthetische Biologie, Nanotechnologie, je abgefahrener, desto besser«, spricht sie weiter. »Der verrückte Wissenschaftler ist ausgestorben. Inzwischen bin ich nicht mehr sicher, ob es so etwas wie Science-Fiction gibt. Erfinde die aberwitzigsten Gerätschaften, die du dir vorstellen kannst, und du wirst sehen, dass sie vermutlich schon irgendwo im Einsatz und Schnee von gestern sind.«
    »Willst du damit andeuten, der Mann, der in Norton’s Woods ums Leben gekommen ist, hatte etwas mit DARPA zu tun?«
    »Es muss irgendeine Art von Verbindung existieren. Ich weiß nicht, ob direkt oder indirekt«, antwortet Lucy. »MORT wird nicht mehr verwendet, weder vom Militär noch zu anderen Zwecken. Aber vor acht oder neun Jahren, als DARPA die Mittel für den Einsatz von Robotertechnik, Biotechnik und
Information für militärische und geheimdienstliche Zwecke erhöht hat, war er der letzte Schrei. Außerdem ging es um Forensik und andere Anwendungen im Zusammenhang mit unseren Gefallenen und den Kampfhandlungen auf dem Schlachtfeld.«
    DARPA hat die Erforschung und Entwicklung der Röntgengeräte finanziert, die wir in Dover und jetzt auch am CFC bei virtuellen Autopsien benutzen. Auch mein viermonatiger Lehrgang, der dann schließlich ein halbes Jahr lang gedauert hat, wurde von DARPA bezahlt.
    »Ein erheblicher Prozentsatz der Forschungsmittel fließen an Labors in der Umgebung von Cambridge, nach Harvard und ans MIT«, fährt Lucy fort. »Erinnerst du dich, wie es war, als es plötzlich nur noch um den Krieg ging?«
    Es wird zunehmend schwieriger, sich eine Zeit ins Gedächtnis zu rufen, in der das noch nicht der Fall war. Der Krieg ist in unserem Land zum wichtigsten Industriezweig geworden, so wie früher die Automobilindustrie, die Stahlbranche oder die Eisenbahn. Das ist die gefährliche Welt, in der wir leben. Ich glaube nicht, dass sie sich noch zum Besseren verändern wird.
    »Die tolle Idee, Roboter wie MORT dazu einzusetzen, Gefallene auf dem Schlachtfeld zu bergen, damit Soldaten ihr Leben nicht für tote Kameraden aufs Spiel setzen müssen?«, hält Lucy mir vor Augen.
    Das ist keine tolle Idee, sondern eine ausgesprochen bedauerliche. Und, wie ich damals dachte und bis heute denke, eine unglaublich idiotische. Briggs und ich waren in dieser Sache unterschiedlicher Meinung. Er wird es mir trotzdem nicht danken, dass ich ihn vor einem Tritt ins Fettnäpfchen bewahrt habe, das ihn vermutlich die Karriere gekostet hätte.
    »An dem Projekt wurde eine Zeitlang mit aller Kraft geforscht, und dann hat man es ad acta gelegt«, ergänzt Lucy.
    Und zwar, weil die Verwendung eines Roboters zu diesem Zweck voraussetzt, dass er die Fähigkeit besitzt, zu entscheiden, ob ein am Boden liegender Soldat, ein Mensch also, nur schwer verwundet oder nicht mehr am Leben ist.
    »Das Verteidigungsministerium hat deswegen – zumindest intern – ziemlichen Ärger gekriegt, weil die Idee als eiskalt und inhuman galt«, sagt sie.
    Und zwar zu Recht. Kein Mensch sollte in den Greifzangen eines Apparats sterben, der ihn vom Schlachtfeld, aus einem zerbeulten Fahrzeug oder den Trümmern eines eingestürzten Hauses zerrt.
    »Worauf ich hinauswill, ist, dass die ersten Generationen dieses Roboters vom Pentagon unter Verschluss gehalten wurden.

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