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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Nirgendwo ist eine andere Maschine in Sicht. Durchaus möglich, dass wir heute Abend als Einzige unterwegs sind.
    »Ich kann es mir nicht leisten, nachsichtig gegenüber den Beschränkungen anderer zu sein«, antworte ich meiner Nichte. »Was heißt, dass es vermutlich ein Fehler war, Marino einzustellen. Fielding war vielleicht ein noch größerer.«

    »Nicht vielleicht und auch nicht zum ersten Mal. Jack hat dich in Watertown sitzenlassen und ist nach Chicago gezogen. Da hätte er meinetwegen auch bleiben können.«
    »Der Gerechtigkeit halber muss man bedenken, dass uns in Watertown die Mittel gestrichen worden sind. Er wusste, dass das Institut wahrscheinlich schließen würde, und das ist ja dann auch geschehen.«
    »Er ist nicht aus diesem Grund gegangen.«
    Ich erwidere nichts, weil sie recht hat. Es ist tatsächlich nicht der Grund. Fielding wollte nach Chicago, weil seine Frau dort ein Stellenangebot hatte. Zwei Jahre später hat er mich gebeten, zurückkehren zu können. Er sagte, er vermisse es, für mich zu arbeiten. Ihm fehle seine Familie. Lucy, Marino, Benton und ich. Eine große, glückliche Familie.
    »Es sind nicht nur die beiden. Du hast mit jedem dort ein Problem«, fügt Lucy hinzu.
    »Also hätte ich niemanden einstellen sollen. Offenbar auch dich nicht.«
    »Richtig. Ich bin nicht unbedingt teamfähig.« Lucy ist beim FBI und bei der ATF, der Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen, rausgeflogen. Ich glaube, niemand kann ihr Vorschriften machen, nicht einmal ich.
    »Nun, das ist ja ein hübscher Empfang«, meine ich.
    »Das ist die Gefahr bei einer Einrichtung, die experimentellen Charakter und, ganz gleich, was alle auch behaupten, zivile und militärische Aufgaben hat. Die Verwaltung vor Ort und die Bundesbehörden wollen ein Wörtchen mitreden, und die Universitäten sind auch noch mit von der Partie«, verkündet Lucy. »Der Laden ist weder Fisch noch Fleisch. Deshalb wissen die Mitarbeiter nicht, wie sie sich verhalten sollen, und erkennen ihre Grenzen nicht, vorausgesetzt, dass sie sie überhaupt verstehen. Davor habe ich dich schon vor langer Zeit gewarnt.«

    »Ich kann mich an keine Warnung erinnern. Nur an einen Hinweis.«
    »Wir gehen auf die Frequenz von Lakehurst und geben durch, dass wir auf Sichtflug gehen, weil ich das Flugleitsystem verlasse«, beschließt sie. »Das schickt uns nämlich nur immer weiter nach Westen, wo uns die Seitenwinde um mehr als zwanzig Knoten bremsen und wir schließlich gezwungen sind, in Harrisburg oder Allentown zu landen und dort die Nacht zu verbringen.«

5
    Schneeflocken tanzen wie wild gewordene Motten vor unseren Landescheinwerfern und dem Luftzug unseres Rotors, während wir auf den Holzkarren aufsetzen. Die Kufen berühren vorsichtig die Oberfläche und gehen dann in die Knie, als das Gewicht der Maschine sich verteilt und vier Scheinwerferpaare vom Sicherheitstor neben dem Flughafengebäude auf uns zukommen.
    Langsam bewegen sich die Scheinwerfer über die Rampe und beleuchten das dichte Schneetreiben. Ich erkenne die Umrisse von Bentons grünem Porsche Cayenne. Der Suburban und der Range Rover, beide schwarz, sind mir auch vertraut. Im Gegensatz zum vierten Auto, einer eleganten, dunklen Limousine mit verchromtem Kühlergrill. Anscheinend sind Lucy und Marino heute getrennt gefahren und haben ihre Autos beim Flughafenpersonal hinterlassen, was Sinn ergibt. Meine Nichte ist stets vor allen anderen am Flugplatz, um den Helikopter startklar zu machen und ihn vom Pitotrohr an der Front bis zur Halterung am Leitwerksträger zu überprüfen. Ich habe sie schon seit einer Weile nicht mehr so erlebt, und während wir zwei Minuten lang im Leerlauf abwarten, bevor sie die Systeme abstellt, versuche ich, mir das letzte Mal ins Gedächtnis zu rufen. So hoffe ich herauszufinden, was hier gespielt wird. Denn sie erzählt es mir einfach nicht.
    Sie wird schweigen, solange es ihr in den Kram passt, und es gibt keine Möglichkeit, ihr Informationen zu entlocken, die sie noch nicht preisgeben will, was im Extremfall auch nie heißen kann. Lucy liebt Heimlichtuerei und verstellt sich leidenschaftlich gern, anstatt zu sich zu stehen. Das war schon früher in ihrer Kindheit so. Ein Geheimnis zu haben verleiht
ihr Macht, und sie liebt Dramen, Risiken und Gefahren. Je bedrohlicher, desto besser. Bis jetzt hat sie mir nur verraten, dass es sich bei dem veralteten Roboter in der Wohnung des Toten um einen Transportroboter namens MORT handelt, der vor einiger

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