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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Zentimeter langen Eisennägeln, die sich ins Gehirn bohren.
    »Der Täter hätte sich keine tödlicheren Stellen aussuchen können, um die Nägel zu platzieren«, erkläre ich. »Drei sind über dem linken Ohr in den Schläfenknochen eingedrungen und haben die Verbindung zwischen den Hirnhälften durchtrennt. Ein Nagel wurde von unten nach oben in den Hinterkopf getrieben, so dass das im Gehirn mündende Ende des Rückenmarks beschädigt wurde.«
    »Wie schnell ist er daran gestorben?«
    »Fast sofort. Allein der Nagel im Hinterkopf wäre nach wenigen Minuten tödlich gewesen. So wenig Zeit, wie man eben zum Sterben braucht, wenn man nicht mehr atmen kann. Eine Verletzung des Rückenmarks auf Höhe der Wirbel C-1 und C-2 beeinträchtigt die Atmung. Die Polizei, die Staatsanwaltschaft und auch die Geschworenen werden wohl kaum davon ausgehen, dass ein anderes Kind so etwas getan haben kann. Offenbar war es die Absicht des Täters, einen raschen Tod hervorzurufen. Und es ist Vorsatz im Spiel, sofern der Hammer und die Nägel nicht am Tatort, das heißt im Garten oder vor dem Haus, herumlagen, und das taten sie nach allgemeiner Auffassung nicht, oder?«
    »Ein Hammer war vorhanden, doch zeig mir das Haus, in dem es keinen gibt. Allerdings stimmen die Werkzeugspuren nicht überein. Aber das weißt du ja aus den Laborberichten. Außerdem wurden weder Nägel wie die, die ihn umgebracht haben, noch eine Nagelpistole im Haus der Familie gefunden«, erwidert Benton.

    »Es waren Stifte, wie man sie normalerweise beim Verlegen von Dielenbrettern verwendet.«
    »Laut Polizei wurden keine derartigen Nägel im Haus gefunden«, wiederholt er.
    »Eisen, kein Edelstahl«, zähle ich weiter Einzelheiten der Fotos und Laborberichte auf. Während ich mich selbst reden höre, wird mir klar, dass ich den Fall mit Benton erörtere, als ob es meiner wäre. Und seiner. Als ob wir wie in unseren Anfangstagen gemeinsam ermitteln würden. »Mit Rostspuren, obwohl sie verzinkt sind, was heißt, dass sie nicht erst vor kurzem gekauft wurden«, fahre ich fort. »Das bedeutet, dass sie vielleicht irgendwo herumgelegen haben, wo sie der Feuchtigkeit ausgesetzt waren. Möglicherweise Salzwasser.«
    »So etwas wurde am Tatort nicht sichergestellt. Keine Stifte, überhaupt keine Eisennägel«, entgegnet Benton. »Der Vater verbreitet, zumindest in der Öffentlichkeit, die Theorie von der Nagelpistole.«
    »Öffentlich. Also hat er, wie ich annehme, mit den Medien gesprochen.«
    »Ja.«
    »Aber wann? Wann hat er den Medien Auskunft gegeben? Das ist die interessante Frage. Woher stammt dieses Gerücht, und wann ist es entstanden? Können wir sicher sein, dass der Vater es in die Welt gesetzt hat? Denn wenn es sich so verhält, ist es wichtig. Es könnte bedeuten, dass er sich ein Alibi verschaffen will, indem er eine Waffe ins Spiel bringt, die er nicht besitzt, und somit die Polizei auf eine falsche Fährte lockt.«
    »Wir denken beide dasselbe«, stimmt Benton zu. »Mr. Bishop könnte es den Journalisten erzählt haben. Der springende Punkt ist, ob es ihm jemand zuvor eingeflüstert hat.«
    Ich höre da noch etwas zwischen den Zeilen heraus und habe den Verdacht, dass Benton sehr wohl weiß, woher das
Gerücht um die Nagelpistole stammt. Außerdem ist er offenbar sicher, wer es zuerst verbreitet hat, und es ist nicht schwer zu erraten, was er andeuten will. Jack Fielding versucht zu beeinflussen, wie andere diesen Fall einschätzen. Vielleicht steckt er ja hinter dem Gerücht, über das nun sämtliche Nachrichtensendungen berichten.
    »Wir sollten noch eine Ortsbegehung machen. Ich kann mich nicht an den Namen des Detective in Salem erinnern.« Es gibt so viel zu erledigen, so vieles, was ich übersehen habe, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll.
    »St. Hilaire, Vorname James.«
    »Kenne ich nicht.« Ich bin eine Fremde in meinem eigenen Leben.
    »Er ist fest von Johnny Donahues Schuld überzeugt, und ich mache mir wirklich Sorgen, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein könnte, bevor der Junge wegen vorsätzlichen Mordes angeklagt wird. Wir müssen uns beeilen. Wenn St. Hilaire Mrs. Donahues Brief an dich liest, macht das die Sache noch schlimmer. Er wird seinen Verdacht bestätigt sehen. Also müssen wir rasch handeln«, meint Benton. »Eigentlich müsste mir der Fall schnurzegal sein, aber er liegt mir am Herzen, denn Johnny ist nicht der Täter, und der Geschworene, der ihn sympathisch findet, muss erst noch geboren werden. Er verhält

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