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Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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wirklich mehr Wert haben konnte als ein anderes. War alles, was man ihn von der Wiege auf gelehrt hatte, eine Lüge? Oder nur eine verdrehte Wahrheit?
    Auch Serena starrte wie alle anderen ins Feuer und dachte an ihr Kind und ihren Vater. Welches Schicksal ihn wohl ereilt hat? War er wirklich tot? Wenn ja, wie war er gestorben? Was hatte er in ihrer Mutter gesehen? Wie hatte er für eine leblose Puppe seinen König, seine Männer und seine Freunde im Stich lassen können? Er hatte an dem Mittag, als sie ihn geholt hatten, um Serenas Leben und das ihrer Mutter gebettelt. Ihr Vater hatte sich abführen lassen, wohl in dem Gedanken, er habe es verdient. In dem Bewusstsein der Schuld.
    Was wäre aus Serena geworden, wenn Zorghk sich nicht ihrer angenommen hätte? Wäre sie auch zum Spielball der Mächte geworden? War sie es nicht schon längst? Sie dachte an Laura, an Molly, an ihren Vater, an Aira. Wieso konnte man nicht bei den Menschen bleiben, die man liebte? Sie strich sich über den Bauch und sah zuerst zu Mikhael, dann zu Malhim.
    Malhim sah sehr gut aus, hatte Macht und Einfluss und schien sie zu favorisieren. Unter andern Umständen, würde er einen sehr guten Partner abgeben. Ein Partner, der ihrem Kind Sicherheit und eine gute Zukunft garantieren konnte. Und trotz alledem wand sich ihr Blick wieder zu Mikhael, bevor sie wieder ins hypnotisierende Feuer starrte. Serena ertappte sich dabei, wie sie sich von ganzem Herzen wünschte, dass Mikhael der Vater sei.
    Mikhael, der Dieb. Mikhael der Betrüger. Mikhael der Assassine. Und doch, etwas an ihm, ließ Serena ihm vollkommen vertrauen. Ließ sie sich wünschen, er würde sie in den Arm nehmen und nie wieder loslassen. Sie dachte an einen anderen Mann, während das Herz von Malhims Kind in ihr schlug. Konnte Mikhael das Kind eines anderen wie sein eigenes lieben? Konnte irgendjemand dieses Kind in ihr lieben, das bereits jetzt Angst und Schrecken verbreitete? Malhim stand zu dem Kind, wollte es großziehen. Doch konnte ein Mischling mit so viel Macht am Hofe der Senjyou glücklich werden?
    Gefüllt mit all diesen Gedanken wurde ihr Kopf schwerer und schwerer, bis sie die Augen nicht mehr aufhalten konnte, umkippte und einschlief. Einer nach dem anderen schlief ins Feuer starrend ein. Die züngelnden Flammen nahmen ihre Gedanken, Gefühle und Träume auf und führten sie weiter, tief durch die Erde, in das flüssige Magma, wo sie sich konzentrierten. Eine dunkle Hand griff in das Herz der Erde nach den gespeicherten Daten und las in ihnen wie in einem Buch.
    Nach einer Weile ließ die Hand die Gedanken, Erinnerungen und Wünsche wieder frei und zurück zum Feuer fließen. Zurück in die Geister derjenigen, aus denen sie entsprungen waren. Oril nickte zufrieden. Damit ließe sich arbeiten. Eine Ansammlung von Charakteren, die auf ihre Weise das Schicksal der Landen verändert hatten, veränderten und noch verändern würde. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schienen hier an diesem Punkt zusammenzulaufen. Der Mittelpunkt wuchs heran in der Tochter des berühmten Verräter Paares. Hier mussten die Fäden, die noch zu ziehen waren, ihre Wirkung zeigen.
    Oril dachte daran, dass er bereits mit dem Geist der Zukunft Kontakt gehabt hatte. Noch ungeboren wie er war, gerade im Entstehen begriffen, hatte Oril eine unendliche Macht gespürt. Er verstand die Sorge von Morphis und Phynissia. So eine Ansammlung von Macht hätte es nie gegen dürfen.
    Um an das Kind zu gelangen, musste er zu der Mutter vordringen. Ihr Kind war von dem Senjyou, aber ihre Neigung ging zu dem Vostoken. Mikhael hatte sie ihn in ihren Gedanken genannt. Aber er spürte keine Macht in diesem Namen. Als trüge er ihn noch nicht lange. Das Mädchen namens Serena spielte in dessen Gedanken eine große Rolle. Aber da war noch ein Name. Ein mächtiger Name, der ihn geprägt hatte: Armirus. Ein Name der Angst und Schrecken verbreitete. Ein Name, den man nur flüsterte, aus Angst gehört zu werden. Blonde Engelslocken, dunkelbraune, fast schwarze Augen und Narben am ganzen Körper.
    Oril stand in einem leeren, dunklen Raum. Er war allein mit der Flamme und den Bildern, die sie ihm zeigte. Er griff wieder hinein, suchte zwischen all den Seelen, die dem Feuer ihre Gedanken anvertrauten, nach dem blonden gezeichneten Mann mit dem Namen Armirus und wurde fündig. Er sah Mikhaels Bild in Armirus Gedanken, schwarze Haare und leuchtende bernsteinfarbene Augen. Oril machte sich nicht die Mühe, sich mit Armirus

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