Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Gedanken näher zu beschäftigen. Oril wusste, was er zu tun hatte. Er ließ die Flammen Bilder von Mikhael, von Tarahalm und den Namen der Stadt übertragen. Der Rest würde sich von selbst entwickeln. Von allen Rassen waren Vostoken die interessantesten. Berechenbar und leicht zu führen. Sei es durch Angst, Hass oder Liebe. Das Interessante war jedoch, dass sie gegen ihre eigenen Prinzipien verstießen, Regeln brachen und manchmal oft völlig irrational handelten.
Ohne jede Logik.
Anders als die von Logik gesteuerten Senjyou und die unflexiblen steinharten Airen. Vostoken passten sich an. Sie passten sich und ihre Regeln der Umgebung an. Auch wenn sie, jedes Leben für sich betrachtet, am kürzesten auf dieser Welt weilten, hatten sie jedoch das größte Potenzial am längsten diese Welt zu bevölkern. Wie lange sie auch immer existieren mochte.
Vielleicht lag ihre Stärke eben genau in ihrer kurzen Lebensdauer. Die Regel ihrer Vorfahren vergessend, schuf sich jede Generation ihre eigenen Gesetzte. Oril fühlte sich so lebendig wie schon lange nicht mehr. Es war schön eine Aufgabe zu haben und gebraucht zu werden, wenn es auch von Morphis war. Wenn nach der Erfüllung seiner Pflicht auch der sichere Tod auf ihn wartete. Es war doch schön, weil es nicht ewig dauern würde. Nichts sollte ewig existieren. Er hatte schon zu lange gelebt, wie auch Morphis. Es wurde Zeit den natürlichen Lauf der Dinge wieder herzustellen. Den ersten Schritt dazu hatte diese kleine Gruppe bereits getan. Der Anfang vom Ende war bereits eingeläutet. Das spürte Oril.
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Armirus hatte sich persönlich nach Tarahalm begeben. Er hatte gewusst, dass er ihn wiederfinden würde. Sein Instinkt hatte ihn nicht im Stich gelassen. Er war nach seiner Flucht Monate nicht mehr auffindbar gewesen. Armirus hatte seine Männer im ganzen Reich nach ihm Ausschau halten lassen. Niemand war erfolgreich gewesen, einige waren nicht zurückgekehrt. Unter anderem einer seiner besten und ergebensten Männer: Ramires. Von den ermordeten Hunden abgesehen, schrieb er ihm auch das zu. Jetzt sagte Armirus sein Instinkt, er würde ihn in Tarahalm finden. Er würde seinem Schicksal nicht entgehen.
Tarahalm war nicht weit von seinem gegenwärtigen Versteck. Nachdem er entkommen war, hatte es Armirus für klüger erachtet, das Versteck zu wechseln. Wer weiß, wozu der Junge fähig war. Wozu seine Wut und sein Hass ihn treiben würden. Mit einer Handvoll seiner besten Männer ritt Armirus nach Tarahalm und ließ alle Gaststätten nach einem jungen Mann mit bernsteinfarbenen Augen durchsuchen. Er wurde nicht enttäuscht. Noch am selben Abend meldete ein Wirt, eine seltsame Gruppe habe sich bei ihm einquartiert. Ein Airen, zwei Senjyou und zwei Vostoken. Einer davon mit goldenen Augen. Sie hatten nach einem nördlichen Kloster gefragt, dem Morphirium.
Für ein paar Silbermünzen erfuhr Armirus auch die Zimmernummern und beschloss sich ebenfalls im selben Gasthaus ein Zimmer zu nehmen. Daran, dass dafür ein Gast für die Nacht obdachlos wurde, verlor Armirus keinen Gedanken. Zum ersten Mal seit Langem war er sich nicht sicher, wie er vorgehen sollte. Den Jungen im Schlaf überraschen, war nicht ganz sein Stil. Armirus wollte ihm die Unumgänglichkeit seines Schicksals vor Augen führen. Er wollte jedes Körnchen Hoffnung auf ein anderes Leben in dem Jungen zermahlen. Er musste sich völlig in sein Schicksal ergeben und es mit offenen Armen empfangen.
Das wäre für Armirus der köstlichste Sieg. Er hatte zu viel Arbeit in den Jungen gesteckt, als dass er ihn einfach so gehen lassen konnte. Außerdem hatte Armirus nicht mehr viel Zeit. Er spürte, dass sein Ende immer näher kam. Das war eines der Geschenke, die mit seinem Job kamen. Mit der Rolle des Assassinen.
So setzte Armirus sich morgens in die dunkelste Ecke des schlecht beleuchteten Wirtshauses. Wenn der Chefkoch so bestechlich war wie der Wirtsherr, würde alles nach Plan verlaufen. Kurz nachdem Armirus gesehen hatte, wie all etwas vom Frühstück zu sich genommen hatten, setzte er sich neben den Jungen.
Er schien nicht überrascht zu sein und begrüßte Armirus: „Was verschafft mir die Ehre?“
„Wer ist das Mikhael?“, fragte das junge Ding, neben ihm, die schwanger war. Ob das Kind von ihm war? Wenn ja, hätte Armirus etwas, mit dem er arbeiten konnte. Besser konnte es nicht laufen.
„Du hattest dich gar nicht verabschiedet. Mikhael nennst du dich jetzt also? Gefällt mir“, höflich
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