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Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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schlecht, sie drehte sich um und übergab sich. Mit verschwommen, trüben Augen fuhr Armirus fort: „Die ersten Monate verbringst du mit der Durchforstung des Labyrinths. Immer die Hoffnung im Herzen, du würdest bald den Ausgang finden. Der Gedanke ‚Es muss einen geben‘ echot immer wieder in deinem Kopf. Dann, bei den einen früher, bei den anderen später, kommt die Hoffnung auf den Tod. Aber jemand mit starkem Überlebensinstinkt, der schleppt sich weiter, Stunde um Stunde, Tag um Tag, Monat um Monat. Bis der Körper vom Instinkt übernommen wird. Wie ein Tier stürzt man sich auf das Essen, wenn doch der Hungertod eine Erlösung verheißen würde.“ Gleich, gleich, schrie es in Armirus. Gleich würde er sehen, wie alles in Serena zerbrach.
    Mikhael schaute Armirus an und sprach es aus: „Du warst in dem Verlies ...“ Die Blicke auf Armirus wurden bei Mikhaels Worten intensiver. Serena, die sich ein wenig von der Übelkeit erholt hatte, dachte laut: „Wenn es keine Kerker gibt, dann muss man doch auch hier und da auf Insassen treffen.“ Auf den Boden blickend und einem leichten Lächeln um die Lippen antwortete Armirus: „Wenn man das Verlies zu oft füttert, wächst es schnell und gedeiht. Wenn man es gut genug füttert, verschlingt es irgendwann die ganzen Landen, bis nichts mehr übrig bleibt. Nichts außer einer einzigen großen Hölle. Auch dieser Gedanke kommt dir. Wenn der Wahnsinn dich übermannt, werden deine Gedankenstränge viel deutlicher und klarer, da sie nicht mehr von Logik in Ketten gelegt werden.
    Wie lange bin ich schon hier? Ist das Verlies schon so gewachsen, dass nichts mehr übrig ist von der Welt? Hat es schon alle verschlungen und ich bin die einzige Person auf dieser Welt, die noch übrig ist, die noch lebt? Würde ein König den Fehler begehen, das Verlies zu häufig zu benutzen, würde es größer und größer werden.“ Bei Armirus Worten war der Wahnsinn über sein ganzes Gesicht geschrieben.
    „Aber wenn man es weiterhin benutzt, auch nur für wenige, dann wächst es langsam, aber es wächst und über die Jahrhunderte ...“ Pures Entsetzen waren in Serenas Stimme zu hören.
    „Ja , das tut es“, gleich, gleich hatte er sie soweit ... gleich.
    Serenas Körper schüttelte sich unkontrolliert und alles in ihr schrie danach dieses Ungetüm in Schutt und Asche zu legen. Sie spürte die Kraft in sich hochsteigen, kämpfte sie jedoch herunter. Ihr Vater war dort drin, vielleicht noch am Leben. Serena klammerte sich an diesen Gedanken fest. Er war vielleicht noch am Leben .
    Mikhael schaute Armirus an und empfand das erste Mal Mitleid für seinen Peiniger. Wie lange er wohl dort drin gewesen war? Dann breite sich das Augenscheinliche vor ihm aus: „Du bist entkommen! Du hast einen Weg gefunden. Es muss einen Ausweg geben.“ Armirus war zu sehr auf Serena konzentriert, um Mikhael Beachtung zu schenken, horchte bei dessen Frage jedoch auf.
    An diesen Hoffnungsschimmer hatte er nicht gedacht. Bewundernd schaute er zu Mikhael. Sein Zögling hatte Serena durch eine solche offensichtliche Banalität Hoffnung gegeben.
    „Die Zeit ist verschwommen, nur im Traum sehe ich manchmal noch Visionen davon. Ich war wohl sieben oder acht, als sie mich rausholten. Ich weiß es nicht genau, Minuten dort fühlen sich an wie Stunden und Stunden wie Tage. Das Zeitgefühl ist das erste, das verloren geht. Wie es passierte, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich an ein Licht, ein Feuer, das mir den Weg gezeigt hatte. Mehr nicht.“
    „Es ist nicht wichtig“, Serenas Stimme klang tief und ließ keine Widerworte zu: „Ich werde hineingehen, meinen Vater finden und es von innen heraus zerstören.“ Armirus spürte wie sich Entsetzen und Bewunderung für seine Nichte in ihm breitmachte. In einer Situation, in der jeder andere um sein Leben rennen würde, dachte sie an Vernichtung. Was für eine Seele. Er musste sie haben, egal was es kostete!
    „Das Labyrinth lebt und atmet und verändert sich“, vielleicht würde sie seinem Druck nachgeben, wenn sie es als das erkannte, was es war, „ es ist ein Ungeheuer, das lebt, atmet und wächst.“
    „Das ist nicht wichtig. Ich werde es zersetzen, bis nichts mehr übrig bleibt. Eine solche Abnormität hätte nie geboren werden dürfen“, bei ihren Worten, griff Serena unbewusst zu ihrem Bauch.
    „Ich werde mit dir kommen“, war alles, was Mikhael dazu sagte.
    Armirus starrte das Wesen vor sich an. Klein und rund, wie sie gerade war, war sie bereit

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