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Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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die Haut. Sie glitten ineinander, trennten sich, um sich wieder zu vereinen. Ein paar beäugten Mikhael mit Neid und Hass. Andere lachten und klopften ihm auf die Schulter. Allein dass er es geschafft hatte vor Armirus zu fliehen und immer noch am Leben war, flößte ihnen Respekt ein. Wenn die Männer zu Armirus blickte, sah Serena Angst in ihren Augen und noch etwas anderes. Verwundert musste Serena feststellen, dass es Respekt war. Ging Respekt Hand in Hand mit Angst? Konnte man jemanden respektieren, den man fürchtete?
    In Mikhaels Augen sah Serena nur Vorsicht. Er ließ s ie keinen Moment aus den Augen, da er sich wohl sorgte, dass die Männer ihr etwas antun würden. Auch wenn Armirus es ausdrücklich verboten hatte. Mikhael hatte diese Männer schon unvorstellbare Dinge tun sehen und war sich jetzt nicht mehr sicher, ob es richtig gewesen war Serena aufzuhalten. Sie hätte diesen ganzen Abschaum mit einem Wink vom Angesicht der Erde fegen können.
    Aber wo fing man an und wo hörte man auf? Hatten sie das Recht zu urteilen, wer es wert war verschont zu werden? Müsste man nicht mit dem Richten bei sich selbst anfangen? Vielleicht wäre er selbst nicht verschont worden. Mikhael hatte gelogen, gestohlen, getötet. Es waren immer kleine Grenzen, die man überschritt. Ein wenig weiter, ein wenig mehr, das würde nicht schaden. Was machte eine Lüge, ein Geldbeutel oder ein gebrochenes Herz mehr? Der Mensch war schwach.
    Mikhael kannte Grenzen und wusste, wenn man eine überschritten hatte, gab es kein zurück. Serena hatte ihre Macht benutzt, um eine ganze Orkarmee auszulöschen. Was machten da ein paar Leben von Gaunern, Vergewaltigern und Mördern aus? Aber er hatte Serena die Grenze, die sich schnell in einen Abgrund wandeln konnte, nicht überschreiten lassen können. Wenn es auch vieles einfacher gemacht hätte.
    Im Moment würde Mikhael am liebsten jeden der Männer häuten, die Serena mit Verlangen, Hass oder auch nur Neugier anblickten. Armirus bemerkte Mikhaels Unruhe und konnte nicht umhin ihn auszulachen. Er sah in den Augen seiner Männer Neugier und Scheu. Serena weckte etwas in ihnen, von dem er dachte, dass sie es verloren oder nie besessen hätten. Das furchtbare Äußere seiner Männer schien Serena nicht im Geringsten zu stören. Sie redete mit ihnen wie Gleichgestellte und hatte trotz ihres furchterregenden Aussehens keinerlei Berührungsängste. Aus ihr würde eine wundervolle Königin der Verdammten werden.
    Armirus beobachtete sogar, wie Boril, einer seiner grimmigsten Männer, Serena auffing, als sie stolperte und errötete, als sie ihm mit einem Lächeln dankte. Der Gedanke, dass man mit Freundlichkeit mehr erreichen könnte als mit Schrecken, war Armirus nie gekommen, auch jetzt nicht. Er sah nur wie sich Serenas Fall als tiefer entpuppen würde, als erwartet und freute sich auf das Schauspiel. Aber wie konnte er auch an die Existenz von etwas glauben, das er selbst nie erfahren hatte? Er hatte Mikhael so erzogen und ausgebildet, wie man ihn erzogen und ausgebildet hatte. Alles was er getan hatte, hatte er getan, um Mikhael stärker zu machen, um ihn auf seine Rolle vorzubereiten.
    Hoffte Serena wirklich, dass ihr Vater noch am Leben war? Selbst wenn er all die Jahre im Kerker überlebt haben sollte, war er mit Sicherheit ein gebrochener Mann. Es gab nichts, dass Armirus mehr verabscheute und vor dem er sich mehr fürchtete als Sorifly. Allein der Name löste bei ihm Angstschweiß aus. Er hatte diesen Ort immer um jeden Preis gemieden und jetzt war er unterwegs zu dem tiefsten und dunkelsten Verlies des ganzen Königreiches.
    Sorifly. Er war unterwegs zum Abgrund der Hölle, um seine Nichte darüber schauen zu lassen und zuzusehen, wie sie zerbrach. Dann konnte er die Stücke aufsammeln und sie nach seinem Bild formen. Er hätte es mit Mikhael getan, wenn er es gekonnt hätte. Aber nichts in der Welt brachte ihn dazu, sich diesem verfluchten Ort zu nähern. Außer die Aussicht auf einen so köstlichen Sieg über seinen überheblichen Bruder, wie Armirus ihn jetzt vor Augen hatte.
    Sie ritten zwei Tage fast ohne Pause durch, als würden die mit der Müdigkeit der Pferde erkauften Stunden, das Seelenheil seines Halbbruders retten können. Tier und Mensch erschöpft, standen sie dann vor ihr: der Festung des Schreckens. Der Altar des Horrors. Armirus lief es eiskalt über den Rücken und er wurde bleich. Er hatte sich geschworen nie wieder hinter diese Mauern zu gelangen, komme was wolle.

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