Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Bücher lesen und Wissen anhäufen. Wie ein Schwamm saugte er das nicht endend wollende Arsenal an Wissen ein und machte es sich zu eigen. Halif verschlang ein Buch nach dem anderen. Zunächst wahllos, dann gezielter, las er jeden Tag zwei drei Bücher und speicherte sie in seiner eigenen virtuellen Bibliothek ab. Bücher über Heilkunde, Pflanzen, Geschichte, Mythologien, Magie und vieles mehr. Nach einer Weile unterteilte er Magie in hell und dunkel.
Zuerst konzentrierte er sich auf die Geschichte der Landen und die Entstehung der Rassen. Dann verlagerte er sein Augenmerk auf Magie. Aber die Seraflyn, die sich in eine andere Dim ension zurückgezogen haben sollen und in dem handgeschriebenen Büchlein als Quelle der Magie bezeichnet worden waren, fand er nur am Rande erwähnt oder in Fußnoten. Doch das Thema Magie ließ ihn nicht los. Er arbeitete sich von den Theorien ihrer Entstehung zu Geschichten über die größten Magier bis hin zu Lehrbüchern mit Nutzungsanweisungen.
Hier hatte er mehr Glück. Der Name Morphis tauchte immer wieder in den historischen Chronologien auf. Halif folgerte daraus, dass Morphis ein Titel war, der von den Leitern des Klosters getragen und weitergegeben wurde zu Ehren von Morphis, dem Gründer der Klosterschule. Ursprünglich ein Name und von den folgenden Generationen als Titel getragen.
Halif hatte es sich zur Gewohnheit gemacht in einer Ecke der Bibliothek zu arbeiten, in die sich nur selten jemand verirrte: der Abteilung für Kochen und Haushalt. Er war selbst sehr überrascht gewesen, auf eine solch thematisch befremdliche Abteilung zu treffen. Hier konnte er sich aufhalten, ohne viel Aufsehen zu erregen.
Eines Abends verstarb plötzlich das künstliche Licht in seiner Abteilung, das die ganze Bibliothek Tag und Nacht erhellte. Er war gerade bei einer sehr interessanten Theorie, die besagte, dass alles in der Welt aus kleinen für das Auge nicht sichtbaren Teilchen bestand, die man mittels Manipulation der Energieflüsse biegen, drehen und in etwas völlig Neues verwandeln konnte.
Halif war verärgert und wollte unbedingt weiterlesen. Seine Lippen formten automatisch die Worte, er konzentrierte sich, vollführte eine Handbewegung in der Luft und eine leuchtende Kugel erschien auf seiner Handfläche. Voller Schrecken riss er seine Hand zurück. Er sprang auf, und starrte auf den Holztisch, der sich gleich mit all den Büchern darauf in Flammen auflösen würde. Halif wartete auf den Schmerz in seiner Hand, wo das Feuer seine Haut berührt hatte. Doch weder der Tisch brannte noch schmerzte seine Hand. Die Kugel schwebte in der Luft und folgte ihm, egal wo er hinging. Fast einen halben Tag lang.
Er hatte Magie benutzt! Halif erinnerte sich genau an das Buch, die Seite und den Absatz, wo dieser Spruch niedergeschrieben war, als Übung für Lehrlinge gedacht. Er erinnerte sich an alle Sprüche, die er gelesen hatte. Er war jedoch nie auf den Gedanken gekommen, sie auszuprobieren. Er benutze den Spruch immer häufiger, bis die Kugel zu seinem ständigen Begleiter wurde. Halif kannte die Worte, mit denen er die Kugel wieder verschwinden lassen konnte, sollte er in die Verlegenheit kommen, sich verstecken zu müssen.
Ohne es wirklich zu merken oder infrage zu stellen, verwendete er nach und nach kleinere Sprüche, auf die er in einem der Bücher gestoßen war. Um das lauwarme Essen aufzuheizen, das immer bereitstand, wenn er sein Zimmer betrat oder die kalte Luft in seinem Zimmer um ein paar Grad zu erwärmen. Als er sich an dem Papier eines Buches schnitt, murmelte Halif ein paar Worte und schaute ohne Verwunderung dabei zu, wie sich die Wunde schloss.
Eines Abends, als er auf dem Weg zurück in sein Zimmer war, hörte er plötzlich Stimmen und sammelte automatisch Licht um sich und badete seinen ganzen Körper darin. Er war nicht unsichtbar, aber eins mit dem Licht, sodass ihn die zwei jungen Gestalten in Weiß nicht sahen.
Halif sammelte Luftfeuchtigkeit in einem Gefäß, das er aus einem Stück Holz erschaffen hatte. Als das Gefäß bis oben hin mit Wasser gefüllt war, erwärmte er es und wusch sich. Zuerst das Gesicht, dann ein Körperteil nach dem anderen. Die Luft um ihn herum erwärmte er zu einer angenehmen Temperatur und ließ die Nässe auf seiner Haut wieder eins werden mit der Luftfeuchtigkeit.
Halif hatte nicht nachgedacht, ihn hatte es nach all der Zeit des nicht Waschens einfach nach einem Bad verlangt und er hatte das Naheliegendeste getan. Er hatte einfache
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