Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
Vom Netzwerk:
versuchte es gleich noch einmal. Halif hielt sich zurück, tat nichts und nichts geschah. War er es gewesen? Hatte er die Kugel erschaffen, ohne die Worte laut zu sagen? Sie versuchte es einige Male hintereinander, aber nichts passierte. Dann folgte Halif ihren Worten wieder mit seinen Gedanken und die Leuchtkugel erschien, flackerte kurz auf und verschwand wieder. Das Mädchen stieß einen Schrei aus und versuchte es sofort noch einmal. Auch dieses mal folgte Halif ihr in Gedanken.
    Jedes Mal ließ er die Kugel etwas länger leben. Dann ließ er sie es alleine tun. Keine Leuchtkugel, aber er sah ein leichtes Aufblitzen. Sie machte einen enttäuschten Gesichtsausdruck und schaute ihn fragend an. Er schickte sie mit den Worten weg, es sei schon spät und sie sicher erschöpft. Sie versprach morgen wiederzukommen, lief los, drehte sich dann jedoch noch einmal um, als hätte sie etwas vergessen und rief: „Ich heiße Nadine.“ Dann verbeugte sie sich und fügte hinzu: „Gute Nacht, Lehrer!“
    Halif schmunzelte. Lehrer hatte ihn noch nie jemand genannt. Das erste Mal seit er die Mauern dieses kalten Ortes betreten hatte, fühlte er sich sicher. Halif spürte, wie das Treffen mit diesem seltsamen Mädchen ihm das gegeben hatte, ohne das er sich unvollkommen fühlte, nackt: eine Maske. Sie hatte ihm eine völlig neue Maske gegeben. Er würde von nun an ein Lehrer sein. Mit diesem Gedanken schlief er ein.
     
    ----
     
    Nadine war noch vor ihm da. Den Kopf über Bücher gehängt, die Augen rot. Vermutlich hatte sie geweint. Als sie ihn sah, kam sie auf ihn zugelaufen, blieb ein paar Meter vor ihm stehen und sank zu Boden. Ihre Augen waren trocken. Vermutlich hatte sie solange geweint, bis keine Träne mehr übrig da war. Die Schatten unter ihren Augen sprachen von einer schlaflosen Nacht. Er konnte nicht anders. Sie erweckte in ihm Mitleid und den Wunsch ihr zu helfen. Halif beugte sich zu ihr herunter und streichelte ihr über das Haar.
    „Du hast es wieder und wieder versucht und es hat nicht geklappt“, es war keine Frage, nur eine Feststellung. Trotzdem nickte sie. Er seufzte innerlich. Es würde den ganzen Tag dauern, ihr Ego wieder aufzubauen.
    Halif ließ sie die Worte zunächst wieder und wieder lesen und sagte ihr, sie solle die Worte in Gedanken rezitieren, jedoch nicht laut aussprechen. Wieder und wieder. Er ließ sie Atemübungen machen. Erst als sie sich beruhigt hatte und normal atmete, ließ er Nadine die Worte laut sagen und folgte ihnen gedanklich. Wie auch den Tag zuvor, erschien eine leuchtende Kugel in ihrer Hand, wenn auch nur für einen Augenblick. Sie schrie kurz auf und lachte fröhlich. Sie wollte es gleich noch einmal versuchen, aber er verbot es ihr und ließ sie wieder Atem- und Geistesübungen machen, bis sie sich beruhigt hatte.
    Diese Prozedur wiederholte sich den ganzen Tag. Das Problem war, dass sie jedes mal, wenn sie die Kugel sah, überrascht war, dass es geklappt hatte. So würde sie es nie alleine schaffen. Also ließ er sie die Übungen so oft wiederholen, bis sie keine Kraft mehr hatte überrascht zu sein. Bis es etwas Natürliches war, dass die Kugel erschien. Er lern te, wie er den Prozess verkürzen und die Kugel ohne Worte jederzeit erscheinen lassen konnte. So konnte er Nadine alleine probieren lassen und wenn es nicht klappte, eingreifen und ihr Selbstbewusstsein stabil halten.
    Gegen Abend stellte er fest, dass sie kleine Blitze erzeugen konnte, auch wenn er ihr nicht half. Dann war es soweit. Er hatte sie entlassen und sie war bereits aufgebrochen. Er hatte es sich auf dem Stuhl so gut es ging bequem gemacht und rieb sich die Schläfe. Es war anstrengend immer auf das Timing zu achten und die Magie in dem Bruchteil einer Sekunde wirken zu lassen.
    Nadine kam aufgeregt zurückgelaufen, fiel ihn regelrecht an, drückte ihn und ließ ihn gar nicht mehr los. Sie strahlte und lächelte und schien einfach nur glücklich. Es dauerte, bis er ein kleines Etwas um sie herumschwirren sah. Es leuchtete nicht wirklich, es glühte eher vor sich hin und umschwirrte Nadine wie ein kleiner Vogel. Wie ein kleines Herz pulsierte er und passte seinen Rhythmus Nadines Gemütszustand an.
    Es war auf dem Weg zu ihrem Zimmer dunkel geworden. Sie hatte die Worte automatisch gesagt und Mariella war erschienen. Nadine hatte ihrer Lichtkugel einen Namen geben. Halif musste schmunzeln und dachte daran, dass auch er seiner Lichtkugel getauft hatte: LaroAm. Über die Zusammenstellung des Namens wollt

Weitere Kostenlose Bücher