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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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ihm die nötige Kraft gefehlt, daher hab ich ihm versprechen
müssen, sein Werk zu vollenden. Und jetzt ist es abgeschlossen, Mr. Mosley, es
wird keine Graffiti mehr geben.«
    Es war eine traurige
Geschichte, und sie enthielt einen Kern bitterer Wahrheit, aber ein Verbrechen
ist nun mal ein Verbrechen. Dies war kein einmaliger Ausrutscher, kein
spontaner Akt des Vandalismus, begangen in einem Zustand der
Unzurechnungsfähigkeit; diese Taten waren mit Vorsatz verübt worden, und sie
hatten den guten Ruf hart arbeitender Bürger dieser Stadt beschädigt. Dass Dessie
Martin bereits tot war, war natürlich ein unglücklicher Umstand, ebenso wie
die fehlgeleitete Entscheidung seines Sohnes, seine Hasskampagne fortzuführen.
Trotzdem, der Gerechtigkeit musste Genüge getan werden.
    »Jimmy«, sagte ich, »Sie haben
eine Menge Leute gegen sich aufgebracht.«
    »Ich weiß.«
    »Und die wollen, dass etwas in
dieser Sache geschieht.«
    »Klar, natürlich... aber wenn
die mich anzeigen, wenn die zur Polizei gehen ... Ich hab eine junge Familie,
ich...«
    »Wären Sie bereit, irgendeine
Form gemeinnütziger Arbeit zu leisten?«
    »Ja... alles, was Sie
verlangen.«
    »Gut. Ich werde mich mit den
betreffenden Personen besprechen. Bleiben Sie in der Nähe Ihres Telefons.« Ich
legte auf. Ich trank eine weitere Coke. Aß ein Twix. Dann rief ich wieder an.
Gleich beim ersten Klingeln hob er ab.
    »Jimmy«, verkündete ich, »Sie
können sich wirklich glücklich schätzen. Ich habe mit dem Komitee gesprochen
...« An dieser Stelle legte ich eine kleine Kunstpause ein und konnte förmlich
hören, wie er bei der Erwähnung dieser nichtexistenten Organisation erbebte.
»Und man hat sich bereit erklärt, Ihnen noch eine Chance zu geben. Wir haben
diverse gemeinnützige Aktivitäten erwogen - natürlich solche, die Ihren
beruflichen Fähigkeiten entsprechen -, darunter Neuanstriche des Hauptsitzes
der Samariter oder der Kirche von Finaghy. Aber letztendlich sind wir zu dem
Schluss gekommen, dass Sie zuallererst sämtliche beleidigende Graffiti
beseitigen müssen und anschließend, und zwar ohne jede Bezahlung, anstandslos
und in feinster Qualität, einen Buchladen in der Botanic Avenue renovieren
müssen, der eine zentrale Rolle in der kulturellen Bildung der ortsansässigen
Bevölkerung spielt. Erst nachdem Sie diese Aufgaben ausgeführt haben, wird das
Komitee erwägen, ob es eine Anklage gegen Sie unterlässt. Sind Sie bereit, das
zu tun?«
    »Ja ... ja, natürlich«,
erwiderte er hastig. »Ich bin ja so dankbar, dass ich noch eine Chance
bekomme.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf
meiner Seite«, erwiderte ich.
     
    9
     
    Nachdem die Serienkiller-Woche
für ein weiteres Jahr vorüber war und an der Universität die sommerlichen Semesterferien
begonnen hatten, dünnte das dürftige Rinnsal meiner Kunden zu einem zähen
Tröpfeln aus. Das gab mir Gelegenheit, sowohl meinen eigenen Bauchnabel zu
betrachten wie auch die atemberaubende Schönheit im Juwelierladen gegenüber.
Ich ging davon aus, dass sie nicht die Besitzerin des Ladens war, da sie das
Geschäft nie als Letzte verließ oder alles hinter sich abschloss. Vielleicht
hatte sie aber auch ein Händchen für das Delegieren von Aufgaben, etwas, womit
ich mich selbst schon an meinem verlässlichen Assistenten Jeff versucht hatte,
allerdings mit sehr enttäuschenden Resultaten. Ohne ins Detail gehen zu wollen,
soll hier nur gesagt sein, dass Dixieland-Jazz im Spiel war. Die junge Frau
aus dem Juwelierladen war zierlich, und sie schien beim Verlassen des Ladens
niemals Schmuck zu tragen- zumindest soweit ich das durchs Fernglas beurteilen
konnte -, ein Umstand, der in meinen Augen viel über sie aussagte. Normalerweise
ging sie in gemächlichem Tempo, immer ein Taschenbuch in der Hand, doch blieb
sie niemals vor meinem Laden stehen oder riskierte gar einen Blick durch die
Tür, um beispielsweise das lebensgroße Columbo-Gemälde an der Wand hinter mir
zu bewundern. Einmal hatte ich mich hinreißen lassen, ihr im Vorbeigehen zuzuwinken,
aber entweder hatte sie es nicht bemerkt oder mich bewusst ignoriert.
Allerdings war meine freundliche Geste einem vorbeischlurfenden Betrunkenen
aufgefallen, der sie fälschlicherweise als Aufforderung interpretierte, sich
umgehend von meinem Schaufenster zu entfernen und stattdessen - vielleicht
verständlicherweise - in meinen Laden zu trampeln. Er bespuckte einen Stapel Bücher
und belegte mich mit Schimpfworten, die man in einer Episode von Mord ist

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