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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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allein waren
und dass das sehr tröstlich war. Und wenn ich schon sterben musste, dann war
dies eine gute Art zu gehen, auf den wundervollen Schenkeln von jemandem
ruhend, den ich liebte, und nicht in einem bedingt sterilen Krankenhausbett
oder mit dem Gesicht im Schlamm oder in den Händen von Fritz und seinen
Fallschirmjägern.
    »Ich liebe dich«, sagte ich.
»Ich liebe dich wirklich, wirklich, wirklich, wirklich.«
    Sie lächelte auf mich herab.
    »Und du bist mein bester
Freund. Und du bist der beste Privatdetektiv der Stadt. Wir werden es ihnen
zeigen, wir werden es ihnen verdammt nochmal zeigen.« Alison wischte mir die
Stirn mit Toilettenpapier. »Du hast es für die anderen gesungen. Jetzt sing es
nochmal für mich.«
    »Was ist mit Fritz?«
    »Scheiß auf Fritz. Sing es
nochmal, Sherlock, sing >Lady inRed<.«
    Ich blickte auf in ihre roten
Augen mit den dunklen Pupillen. Wir beide allein, verloren in der Musik, auf
dem Boden einer Toilette in Banbridge. Meine Stimme war nur noch ein
ersterbendes Krächzen, aber es spielte keine Rolle - ich wusste, das war der
glücklichste Augenblick meines Lebens.
    »Lady in bed...«
     
    34
     
    Man sollte den Verlust der
eigenen Jungfräulichkeit nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber man
sollte auch berücksichtigen, dass egal, wie sorgfältig man diesen Vorgang
plant, sämtliche Pläne durch die Umstände über den Haufen geworfen werden
können, etwa durch Feuersbrünste, Flutkatastrophen, Wirbelstürme, durch sich
verschiebende Erdplatten oder durch den Genuss großer Alkoholmengen. Man sollte
auch nicht notwendigerweise damit rechnen, dass sich der Verlust der eigenen
Jungfräulichkeit im Anschluss an eine weiße Hochzeit vollzieht, sondern dieser
möglicherweise vorangeht oder nachfolgt, oder beides. Die eigene
Jungfräulichkeit ist etwas so Kostbares wie die seltene Erstausgabe von Poes Der Untergang des Hauses
Usher, aber
anders als bei Poe kann man sie niemals ersetzen. Und während man, sofern man
nicht gerade das Lesetempo von Charlie in Blumen für Algernon hat, sich Poe nicht in
eineinhalb Minuten zu Gemüte führen kann, ist es doch möglich, in dieser
Zeitspanne seine Jungfräulichkeit zu verlieren, vom ersten hektischen Gefummel
bis zur ernstgemeinten Entschuldigung danach.
    Um eventuellen
Missverständnissen vorzubeugen: Ich rede hier nicht von Alisons
Jungfräulichkeit.
    Da sie verheiratet gewesen war
und weiter sein würde, und da sie zudem ausgesprochen attraktiv war, bestanden
bei mir keinerlei Zweifel, dass sie sich schon zu irgendeinem früheren
Zeitpunkt ihrer Jungfräulichkeit entledigt hatte. Allerdings sprach ich das
Thema weder direkt noch indirekt an, sondern nahm es einfach als gegeben.
    Was das Thema meiner eigenen
Jungfräulichkeit angeht, seien Sie versichert, liebe Leserinnen und Leser, es
ist nicht diese Sorte
Buch. Ich bin fest davon überzeugt, dass solche Intimitäten nichts zwischen
zwei Buchdeckeln zu suchen haben. Es ist schon eine seltsame Welt, in der man
kaum eine Miene verzieht, wenn ein Serienkiller seinem Opfer die Haut abzieht,
um sich daraus einen schicken Anzug zu nähen, man gleichzeitig aber knallrot
wird, wenn von Bereichen die Rede ist, die unter der sogenannten Gürtellinie liegen. Es genügt, zu
erwähnen, dass ich nicht unbedingt ein Feuerwerk erwartet hatte, dann aber doch
leicht überrascht war, als ich mich mit pochendem Schädel und schmerzendem
Magen zurücklegte, und sich als Preis für das Vergnügen, das Alison mir gewährt
hatte, eine milde Form des Tinnitus in meinem rechten Ohr meldete, die
perfekte Ergänzung zu dem konstanten Klingeln in meinem linken. Es war, als
hätte Alison mich von einem defekten Mono in ein defektes Stereo befördert.
Erst als etwa dreißig Sekunden später das Klingeln in meinem rechten Ohr abrupt
verstummte, wurde mir klar, dass es sich um das Telefon im Nebenraum gehandelt
hatte, und mein erster Gedanke war: Wenn ich das Telefon so deutlich hören kann, was mag der Bewohner nebenan
dann wohl alles von unserem Liebesspiel mitbekommen haben?
    Wir lagen auf dem Bett, beide
schweißgebadet. Unser Zimmer befand sich im obersten Stockwerk des Landhauses
von Beale-Feirste-Bücher, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich dorthin
gelangt war. Vielleicht hatte Alison mich getragen. Außerdem konnte ich mich
nicht daran erinnern, meine Kleider ausgezogen zu haben. Womöglich hatte sie
auch diese Aufgabe übernommen. Wir lagen im Halbdunkel, denn es war schon sehr
spät, oder sehr

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