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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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dann am besten gleich. Ich trag
es mit Fassung. Ich bin daran gewöhnt. Obwohl es eigentlich nicht wirklich
zutrifft, wenn ich sage, ich bin daran gewöhnt. Ich bin es nämlich nicht, weil
ich nur selten in diese Lage komme. Und wenn ich selten sage, meine ich in
Wahrheit nie. Ich bin nie in dieser Lage. Trotzdem
solltest du jetzt damit rausrücken. Ich muss nämlich dringend nach Hause. Ich
brauche meine Medikamente. Also, sag es schon.«
    »Was soll ich sagen?«
    »Was du sagen musst.«
    Sie blieb stehen und blickte
mich an. »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es einfach.«
    »Okay, also gut. Du hast es so
gewollt.« Sie holte tief Luft.
    Bevor sie etwas sagen konnte,
unterbrach ich sie. »Ich wollte dir für letzte Nacht danken und mich entschuldigen.
Was auch immer jetzt geschieht, du sollst wissen, dass ich das alles sehr
genossen habe. Und ich bin bereit, dir eine beliebige Anzahl von
Büchergutscheinen zu überlassen, wenn du mir den Laden nicht wegnimmst und mir
in irgendeiner Form Zugang zu dem Kind gewährst.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du
bist wirklich außergewöhnlich.«
    »Tut
mir leid.«
    »Ich
glaube, deshalb liebe ich dich so.« Ich nickte. »Aber...« Sie runzelte die
Stirn. »Aber...?«
    »Aber...«
    »Ist das deine übliche
Reaktion, wenn eine Frau dir erklärt, dass sie dich liebt?«
    Ich musterte sie. Wenn man die
Menschen nicht so gut kennt, wie ich sie kenne, hätte man ihre Worte vielleicht
für bare Münze nehmen können. Aber ich bin erfahren genug, um zu wissen, dass
alle Liebeserklärungen lediglich Mittel zum Zweck sind, um egoistische Ziele
und finanzielle Vorteile zu erreichen. Man baut sein Opfer auf und stampft es
dann wieder ein; man lockt die Maus mit Speck, dann köpft man sie. Aber Alison
würde in mir keinen leichten Gegner finden. Ich kannte alle Tricks und
Winkelzüge. Ich konnte sie mit den besten davon bluffen.
    »Willst
du mir nicht irgendwas sagen?«, hakte sie nach.
    »Ich
liebe dich auch«, erklärte ich.
    Sie
strahlte. »Dann gib deinem Mädchen einen Kuss.«
    Das
tat ich.
    Und nach einer Weile sagte sie:
»Tut mir leid wegen dem Kotze-Geschmack.«
     
    Nach unserer zweiten Runde um
den See, während der wir die ganze Zeit Händchen hielten, brannte ich darauf,
endlich zu fahren. Ich brannte buchstäblich. Ich war auf kaltem Entzug, überall
juckte es, und auf meiner Haut blühten Ausschläge. Alison schien das nicht zu
kapieren. Offensichtlich war sie glücklich, mit mir in einer so reizvollen
Umgebung alleine zu sein. Für mich war die Umgebung definitiv nicht reizvoll.
Es gab Fliegen und Käfer, außerdem stehendes Wasser, das sich, angesichts der
globalen Erwärmung, jederzeit als Brutstätte einer neuen und unheilbaren Form
von Malaria entpuppen konnte. Außerdem gab es Bäume, die sich in der Brise
bogen und die jederzeit über unseren Köpfen brechen konnten; und irgendwo in
der Ferne knatterte eine Kettensäge, und wer konnte schon sagen, wie viele
Menschen der Kerl dort damit bereits massakriert hatte? Zu diesem Zeitpunkt waren wir auch nicht mehr
alleine. Uns gegenüber auf der anderen Seite des Sees war einer der Dichter aufgetaucht.
Der Pfad um den See war einigermaßen breit, trotzdem wich dieser Dichter, der
Amerikaner, davon ab und ging nun gefährlich nahe am Wasser in die Hocke - es
war zwar nicht tief, aber schlammig, und es gab Fische, und er hätte leicht
kopfüber hineinstürzen, sich an einem Fels den Kopf aufschlagen, ertrinken oder
gefressen werden können: trotzdem streckte er den Arm aus und wählte
sorgfältig einige Kieselsteine aus. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte,
begann er sie quer über den See in unsere Richtung zu schleudern, mit einer
Kraft, die in meinen Augen nur auf ein ausgiebiges Baseballtraining sowie eine
völlige Ignoranz gegenüber jeglichen Sicherheitsabständen hindeutete. Er
winkte uns kurz zu, und ich starrte böse zurück. Wenn einer seiner Felsbrocken
von der Wasseroberfläche abprallte und heraussprang, konnte er ohne weiteres
ein schweres Schädeltrauma verursachen, das zu einer vollständigen Lähmung und
einem langsamen Siechtod führte. Es handelte sich um einen Akt sinnlosen Übermuts,
und ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als wir endlich aus seinem
Schussfeld waren.
    Alison drückte meine Hand und
küsste mich auf die Wange, während wir weiterliefen. Aber wir waren noch nicht
weit gekommen, da störte uns der Amerikaner erneut, indem er etwas quer über
den See brüllte. Für einen

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