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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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für die Medikamenteneinnahme hinaus, aber irgendwie
schien es mir nicht mehr so wichtig zu sein. Eine Handvoll Pillen und die
Anwendung diverser Cremes auszulassen, würde wohl keinen allzu großen
Unterschied machen, nicht in einem größeren Zusammenhang betrachtet. Tatsache
war, ich fühlte mich ziemlich entspannt, vielleicht sogar ein kleines bisschen
beschwipst: Wenn ich später auf einem Traktor floh, musste ich sehr vorsichtig fahren. Wir hatten
im Vorfeld über Daniels persönliche Sicherheit gesprochen, und Alisons Plan war
es gewesen, Fritz eine Falle stellen; vielleicht plante sie das immer noch,
aber soweit ich sehen konnte - was zugegebenermaßen nicht sehr weit war, wegen
meiner Kurzsichtigkeit, des Kerzenlichts und des Weins -, vernachlässigte sie
ihr Vorhaben sträflich; außer sie plante in Wahrheit eine Variation der
Penis-Leimrutenfalle, denn dann standen die Dinge recht aussichtsreich,
vorausgesetzt, es war der Penis Brendan Coyles, auf den sie aus war. Sie war dabei, ihm mehr Wein einzuschenken; ihre
Köpfe steckten eng beieinander; noch ein bisschen näher, und sie hätte ihm direkt
in den Mund flüstern können; aber ich war natürlich nicht eifersüchtig. Sie
arbeitete; sie verführte ihn nicht, sie wollte nur einen potenziellen
Nazi-Sympathisanten von ihrer Ermittlungsliste streichen; sie gewann
DNA-Proben direkt an der Quelle, um sie nicht später der von ihm hinterlassenen
Schleimspur entnehmen zu müssen.
    In diesem Moment wurde ich von
Aktivitäten am Ende der Tafel abgelenkt. Kyle hatte sich erhoben und verließ
die Küche. Er kehrte mit einem Keyboard unterm Arm zurück, das er auf einem
Ständer platzierte und einsteckte. Die anderen begannen ihre Stühle vom Tisch
wegzurücken, um einen besseren Blick zu haben. Daniel klatschte in die Hände
und rief: »Also gut, wer ist der Erste?«
    Es gibt jene besondere Art des
Grauens, die mit der plötzlichen Erkenntnis einhergeht, dass einem ein öffentlicher
Auftritt bevorsteht. Ich hasse jede Form von Zurschaustellung. Ich verabscheue
Dinnerpartys nicht nur deshalb, weil sie zwischenmenschliche Kommunikation
erforderlich machen, sondern vor allem, weil sie gelegentlich in eine Art
Farce abgleiten, an der ich nicht gewillt bin, mich zu beteiligen.
Untalentierte Menschen, die aufgrund ihres Alkoholkonsums und ihrer aufgeblasenen
Egos glauben, sie wären begnadete Alleinunterhalter, werden von anderen
Betrunkenen aufgestachelt, die nur auf ihre eigene Gelegenheit lauern. Es ist
immer lächerlich, und es ist immer peinlich. Und hätte ich die Wahl gehabt,
daran teilzunehmen oder mich lieber mit einem Fritz herumzuschlagen, der mit
knatterndem Maschinengewehr durch die Tür gestürmt kam, hätte ich mich dafür
entschieden, ihn mit offenen, wenn auch blutenden Armen zu empfangen.
    Ich leerte mein Glas und
schenkte mir ein weiteres ein. Als ich die Flasche absetzte, packte Alison
meine Hand.
    »Was schwebt dir vor?«, fragte
sie.
    »Meinen Mantel holen. Wir
sollten uns auf die Socken machen.«
    »Nein, ich meine, welches Lied
dir vorschwebt. Was du singst. Kannst du singen, schöner Mann?«
    Ich schluckte. »Wir müssen mit
Daniel sprechen, deshalb sind wir hergekommen. Was, wenn Fritz da draußen
lauert?«
    Ihre Augen waren wie
verschleiert. Vielleicht waren es auch meine. »Dann muss er warten, bis er an
der Reihe ist, wie alle anderen auch.«
    Brendan Coyles Stuhl schabte
über den Steinboden, dann schlenderte er nach vorne. Die übrigen Gäste applaudierten.
Mein Mut sank. Ich wusste, seine Stimme klang nicht wie ein zittriges Falsett
oder ein heiseres Krächzen; sie war tief und stolz und männlich. Die Frauen
liebten ihn, und die Männer bewunderten ihn. Schon den ganzen Abend hatte er um
Alisons ungeteilte Aufmerksamkeit gebuhlt, in dem sicheren Wissen, was kommen würde; es war der
letzte Nagel zu meinem Sarg. In kürzester Zeit würde er sie oben in seinem
Zimmer haben, würde sie über einen Stuhl beugen und hart von hinten nehmen,
während er sich selbst im Ankleidespiegel bewunderte. Ich verfolgte mit
Bestürzung, wie Brendan neben Kyle in die Hocke ging und ihm etwas ins Ohr
flüsterte. Kyle begann zu spielen. Erwartungsvolle Stille machte sich breit.
Brendan legte eine Hand auf die Brust.
     
    Oh, Mary, this London is a wonderfull sight
    With people here workin' by day and by night
    They don't sow potatoes, nor barley, nor wheat
    But there's gangs of them diggin'for gold in the streets
     
    Seine Stimme war weich,
wunderschön und

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