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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Produktion. Und das stimmte auch. Doch da war ein Unterschied, ein Unterschied, den er noch nicht begriffen hatte. Aber das sollte sich bald ändern.
    Es gelang Red nun, drei seiner Objekte – mit dicker roter Farbe zugekleisterte Bücher, die als Bücher gar nicht mehr erkennbar waren – in der Verkaufsausstellung einer der wichtigsten Hamburger Galerien unterzubringen. Wobei solche Gruppenausstellungen natürlich Selektionsverfahren gleichkamen. Manche Künstler stiegen auf, andere wurden mit ihrer ersten echten Chance auch gleich begraben. Der ganze Kunstmarkt hatte sich in eine Schlachtbank verwandelt, die es ungeschoren zu überqueren galt. Red freilich sah in diesem Moment allein die Möglichkeit, aus dem Kreis von zwei Dutzend Konkurrenten hervorzustechen, zunächst mal dank der vielen Farbe, die er verwendet hatte, um drei ohnehin bereits rote Duden-Fremdwörterbücher noch roter zu machen, und darüber hinaus unkenntlich. Das war mehr als ein Gag. In einer Gesellschaft, die so vollständig von der permanenten Entblößung lebte, auch in der Kunst, besaß die Verheimlichung, das Verbergen, die Tarnung einen widerspenstigen Reiz.
    Die Vernissage geriet zum gesellschaftlichen Großereignis. Was freilich bei dieser Galerie dazugehörte. Die eigentlichen Objekte der Begierde waren darum weder die Kunstwerke noch die Künstler, sondern ein Teil der Gäste. Leute, die man aus dem Fernsehen und aus den Zeitungen kannte, Leute, die weniger die Kunst dekorierten, als daß die Kunst sie dekorierte. – Bei einem bemalten Ei stellt sich ja auch die Frage, ob dieses Ei im Sinne einer Leinwand als Träger eines Bildes funktioniert oder inwieweit die Gestaltung, das Muster, das österliche Motiv bloß dazu dienen, ein Ei zu schmücken. Dies von Fall zu Fall zu klären, ist nicht unwichtig.
    Bei dieser Vernissage jedenfalls ergab sich eine dominante Stellung der Prominenz gegenüber der Kunst. Allerdings waren natürlich auch einige wirkliche Kenner und einige wirkliche Sammler anwesend. Das sind Leute, die sich in der Regel im Hintergrund halten, was der Macht, die sie besitzen, etwas Wohlerzogenes verleiht. Wirkliche Macht ist selten laut.
    Nichtsdestotrotz entstand ein gewisser, von der Galeristin persönlich gesteuerter Auflauf, als ein Mann die Räume betrat, der als ein wichtiger Investor in neue Kunst galt. Er erwarb auch viel Unbekanntes, von dem dann das meiste den Weg in die Charts fand. Wobei er seine Einkäufe niemals öffentlich zeigte, weder hatte er eine Stiftung gegründet, noch gab er seinen Namen für einen Preis her oder saß in einer Jury. Er kaufte einfach nur. Seine Zurückhaltung verlieh ihm eine ganz besondere Aura. Eine Aura, die keineswegs dadurch geschmälert wurde, daß es hieß, dieser Mann würde eins der wichtigsten Syndikate der europäischen Unterwelt anführen. Er galt ja nicht etwa als Mafioso, war weder Italiener noch Russe noch Albaner, sondern stammte – zumindest lautete so das andere Gerücht – von einem bekannten skandinavischen Theologen des 18. Jahrhunderts ab.
    Das mochte eine bloße Legende sein, diese Abstammungsgeschichte, aber selbst eine Legende mußte erst mal funktionieren. Und das tat sie im konkreten Fall, nicht nur des Namens wegen, sondern weil eben die Erscheinung dieses Mannes eine durchaus theologische zu nennen war, eine apologetische. Was also bedeutete, etwas Irrationales wie den Glauben in ein wissenschaftliches, ein sachliches und nüchternes Korsett zu zwingen: das Ferne ins Nahe zu verwandeln. Dieser Mann war somit kein Mann der Wolken, sondern ein Mann des Regens, vergaß aber nie, daß der Regen weder aus der Steckdose noch aus dem Wasserhahn stammt, sondern natürlich aus der Wolke. – Sein Name war Palle Swedenborg, manchmal auch Pál Swedenborg, wobei Palle friesisch-niederländischen Ursprungs war, Pál wiederum auf ungarische Wurzeln verwies, während der Name Swedenborg recht eindeutig einen schwedischen Hintergrund beschrieb. Diese gewisse Uneindeutigkeit paßte gut zu diesem Mann, der in erster Linie als angesehener Geschäftsmann fungierte, in mehreren Branchen aktiv war, in einigen bedeutenden Vorständen saß, gleichzeitig aber als von der Politik unabhängig galt. Nicht aber die Politik von ihm. Das war es wohl, was seinen Ruf ausmachte, seine Autarkie von dem, was man »die Gesellschaft« nennt. Palle oder Pál Swedenborg (er selbst verwendete den einen wie den anderen Vornamen, doch aus Gründen der Einfachheit wird im Folgenden allein

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