Batmans Schoenheit
die friesische Variante Anwendung finden) war sich seine eigene Gesellschaft, als Unternehmer wie als Privatmensch.
Zwar blieb Red an diesem Abend von Stars und Musen ungeküßt, aber irgendein Gott schien ihm durchaus Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Denn es geschah, daß Swedenborg nicht nur die aus vielen Bügeleisen zusammengesetzte Installation einer bereits im Verdacht künftiger Berühmtheit stehenden bulgarischen Künstlerin erwarb, sondern auch die drei unter erstarrten Farbströmen versteckten Duden-Fremdwörterbücher des in keinerlei Verdacht stehenden Red. Und natürlich lernte Red den Käufer persönlich kennen. Man gab sich die Hand. Red hatte etwas wie ein Lob erwartet, eine positive Bewertung, die sich logisch aus dem Kauf ergab. Doch im Zuge jener Fragestellung, was denn wichtiger sei, das Ei oder die Bemalung, hätte man sich natürlich auch vorstellen können, es sei jetzt an Red, den Käufer für den Kauf zu loben.
Aber das begriff Red nicht und meinte, sich ein wenig überheblich benehmen zu müssen. Freilich, in dieser Überheblichkeit steckte ein Wurm. Einer von den großen Würmern, die folglich große Löcher hinterlassen.
Palle Swedenborg wischte die wurmstichige Arroganz des Jungkünstlers mit einem einzigen gelassenen Blick zur Seite und lud Red ein, bei der Aufstellung der drei »Bücher« in der Swedenborgschen Privatsammlung anwesend zu sein. – Nicht, daß Palle Swedenborg darauf wartete, ob Red die Einladung annehmen würde. Er nannte eine Adresse und einen Termin in den nächsten Tagen. Was ja bedeutete, daß er die Objekte nicht bis zum Ende der Ausstellung in den Räumen der Galerie belassen würde, sondern sie sofort übernehmen wollte. Das war ungewöhnlich, ja völlig unüblich und eigentlich zum Schaden der Kunstwerke, die augenblicklich in privater Unsichtbarkeit verschwanden.
War dies der eifersüchtigen Liebe des Sammlers zu den frisch angekauften Objekten zu verdanken? Wohl kaum. So einer war Swedenborg ganz sicher nicht. Eher hätte man spekulieren können, es gehe ihm darum, Reds Arbeit aus dem Verkehr zu ziehen. So rasch als möglich.
Und darum kam es also, daß Red sein Glück im wahrsten Sinne des Wortes nicht fassen konnte. Das Glück blieb glitschig und klebrig und verlor sich unter den Händen wie dieses giftgrüne Glubberzeug aus Spielwarenläden.
Wenige Tage später betrat Red die prächtige Villa, die weniger hinter den weißen Mauern, als vielmehr den hohen, massiv aufgereihten Platanen geschützt dastand. Ein historischer Komplex, der um einen modernen Anbau ergänzt worden war, in dem sich ein Teil der Swedenborgschen Kunstsammlung befand. Red wurde von einem Angestellten empfangen und in einen modern eingerichteten Salon geführt, wo Swedenborg in verschwitzter Sportkleidung saß und eine Zigarette rauchte.
»Verzeihen Sie meinen Aufzug. Aber die Zigarette hat so viel machtvoller nach mir gerufen als die Dusche.«
»Kenne ich«, meinte Red und nahm in dem angebotenen Sitzmöbel Platz, holte seinerseits Zigaretten aus der Tasche, wurde jedoch vom Hausherrn ersucht, dies bleiben zu lassen. »Meine Frau mag es nicht, wenn Gäste hier rauchen.«
»Aber …«
»Bei mir ist das was anderes. Dagegen kann Silvia nichts tun. Ich bin nun mal ihr Mann und leider kein Engel. Aber wenn meine Gäste rauchen … das macht sie verrückt. Sie hat schon den einen oder anderen hinausgeschmissen. Da kann ich dann wiederum nichts dagegen tun. Frauen sind so. – Sind Sie mit einer zusammen?«
»Nicht fix.«
»Also nicht. Besser so, glauben Sie mir. Mir ist bis heute völlig unklar, was es eigentlich bringen soll. Um Sex zu haben, muß man ja nicht heiraten. Mir kommt es eher vor, man tut es nur, weil es die anderen auch tun. So wie die anderen umgekehrt … Ein schlechtes Vorbild orientiert sich am anderen. Ich sage das nicht, weil ich etwas gegen Silvia habe. Ich mag sie. Ich mag auch das Meer, möchte aber trotzdem nicht darin ertrinken.«
Nun, was sollte Red dazu sagen? Außerdem war er völlig gefangen von dem erniedrigenden Umstand, nicht rauchen zu dürfen, während der Hausherr gemütlich eine qualmte. Am liebsten wäre er aufgestanden und gegangen. Aber dafür war es zu spät. Im Grunde war es bereits zu spät gewesen, als er sich mit seinen drei Buchobjekten – seiner kunstvollen Dudenunterschlagung – um einen Platz in der Ausstellung einer der angesehensten Galerien Hamburgs beworben hatte. Denn es war ja diese gewisse Maßlosigkeit, dieses
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