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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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kurz hinauszugehen, es sei etwas Privates.
    »Er lügt«, sagte sich Red. »Es ist nichts Privates.«
    Das mochte stimmen, aber es hätte Red nicht zu interessieren brauchen, ob Swedenborg log oder nicht. Denn mitunter ist eine Lüge nichts anderes als der Versuch, den Belogenen zu schützen. Doch leider erkannte Red diese Möglichkeit nicht. Das war überhaupt ein schlechter Tag. Aber so ist das nun mal. An manchen Tagen lösen sich Schrauben, so fest sie ursprünglich auch angezogen waren. Sodann entgleisen Züge oder stürzen Flugzeuge ab oder es bricht auch nur das Gerüst zusammen, auf dem man gerade steht. Und selbst falls keine Flugzeuge abstürzen, weil Boeing gerade absturzsichere Maschinen erfunden hat, was nützt einem das, wenn man gerade von einer zusammenbrechenden Leiter fällt? – Schaut man ganz genau hin, erkennt man: Die Natur von Schrauben besteht darin, sich zu lockern.
    Und die Natur setzt sich immer durch.
    Anstatt also so vernünftig zu sein, hinauszugehen und sich an die Theke zu stellen, blieb Red in dem kleinen, geradezu schrankartig dunklen Verbindungsgang stehen, der das Extrazimmer mit dem eigentlichen Lokal verband, öffnete zwar die Ausgangstüre, schloß sie aber wieder, ohne selbst nach draußen getreten zu sein. Er verblieb somit im Dämmerlicht des schmalen Zwischenreichs und neigte seinen Körper vorsichtig in Richtung des Raums, in dem Swedenborg nun alleine saß und – im Glauben, auch wirklich alleine zu sein – das Telefonat fortsetzte.
    Red konnte jedes Wort bestens verstehen. Natürlich ereilte ihn augenblicklich das schlechte Gewissen. Aber dafür war es zu spät. Er mußte hinhören, als jetzt Swedenborg in einer verärgerten und scharfen Weise sein Gespräch führte.
    »Das ist doch genau der Grund«, redete Swedenborg in das Handy, »daß ich Sie und Ihre Leute so gut bezahle. Damit ich das nicht selbst machen muß, damit ich nicht beim Mittagessen gestört werde … Aha, mit Geld also! Mein Gott, haben Sie sich diese Staatsanwältin denn nicht genau angesehen? Ein verbittertes, gnadenloses Weib … Nein, keine Lesbe. Man muß nicht lesbisch sein, wenn man keine Männer mag. Diese Frau ist schlichtweg verdorben, verdorben im Sinne madigen Fleisches. Sie hat nur noch ihren Haß, Haß gegen eine Welt, in der ihr keine andere Freude bleibt als die Macht ihres Amtes. Und da meinen Sie ernsthaft, einer solchen Frau könnte man Geld anbieten? Was glauben Sie, was die Frau Doktor mit dem Geld anfangen könnte? Kleider kaufen, die sie nie tragen wird? Sich einen Pool bauen lassen, wo sie doch lieber sterben würde, als einen Bikini zu tragen? Nein, unsere Madame hat weder ein Hobby noch eine Leidenschaft, außer ihrem heiligen Zorn. Ihre Unbestechlichkeit ist ihre Seele. Jetzt frage ich, sind Sie der Teufel, daß Sie meinen, Sie könnten so jemand seiner Seele berauben? … Hören Sie zu, die Frau Staatsanwältin hat eine Mutter. Und so wie sie im Großen die Gesellschaft haßt, haßt sie im Kleinen diese Mutter. Was ich gut verstehen kann, weil ich ebenfalls meine Mutter hasse. Aber ich verfüge eben auch noch über andere Leidenschaften, unsere Frau Staatsanwältin hingegen nicht. Das heißt, wir werden uns auf die Mutter konzentrieren. Dort müssen Sie ansetzen.«
    Swedenborg erläuterte in der Folge, wie wichtig es sei zu begreifen, daß wenn man der Staatsanwältin damit drohe, ihrer Mutter etwas anzutun, sie ja keineswegs um das Leben dieser alten Frau bangen würde, sondern darum, das Objekt ihres Hasses zu verlieren. Das sei ein bedenkenswerter Unterschied.
    »Haben Sie das kapiert?« fragte Swedenborg. »Und dann noch etwas: Man sollte der Frau Staatsanwältin zu verstehen geben, daß wir ja nicht grundsätzlich was dagegen haben, wie sie ihre Arbeit macht, ganz im Gegenteil. Das ist eine gute Arbeit, die sie leistet, und wir wären gerne bereit, sie in gewissen Angelegenheiten zu unterstützen, aber eben nicht in dieser einen Sache. Diese Sache ist sakrosankt. Sie soll verstehen, daß es selbst für sie Grenzen gibt, daß auch der größte Haß und die vollkommenste Unbestechlichkeit sich an Regeln halten müssen, die weit über der Unabhängigkeit der Gerichte stehen. Wenn sie das absolut nicht begreifen will, die Madame, was soll man da tun? Dann töten wir natürlich nicht die Mutter, sondern gleich sie selbst. Was ich äußerst schade fände. Ich mag Frauen in solchen Positionen viel lieber als Männer. Auf Männer ist kein Verlaß. Außer sie heißen Marat und

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