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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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einzubüßen.
    »Vergessen Sie ’s«, ersuchte Red. »Mein Kopf brummt noch ein wenig. Im Grunde wollte ich Sie nur bitten, sich zu nichts verpflichtet zu fühlen. Ich stand gerade dort, als es passierte. Es war ein Reflex. Das ist alles.«
    Dennoch schrieb Cheng auf ein kleines Stück Papier seinen Namen – zuerst Cheng , dann Rubinstein in Klammer – sowie Adresse und eine Telefonnummer. Er legte den Zettel zu den Blumen auf das Beistelltischchen, berührte Red sachte an der Schulter und schenkte ihm mit seinen hübschen, von ersten Falten liebevoll verzierten Augen einen Blick von der Art zu Boden schwebender Herbstblätter. Sodann verließ er mit einem leisen Gruß das Krankenzimmer.
    Cheng hörte noch, wie Red »Scheiße!« sagte. Nun gut, das konnte eine ganze Menge bedeuten. Und Cheng war nun mal in der Stimmung, etwas Gutes anzunehmen. – Der wesentlichste Zug am Guten ist, daß wir selten sagen können, worin es besteht. Zum Beispiel ist leicht zu erklären, wieso ein Essen schlecht ist: versalzen, verbrannt, verdorben, zu milde, zu scharf. Aber wenn es einem schmeckt, verliert man sich da nicht eher in diffusem Lob oder blumigen Gleichnissen? Was auch sollte man sagen? Daß es nicht versalzen ist, nicht verbrannt, nicht verdorben, nicht zu milde oder zu scharf? Wollten wir auf diese Weise einer Köchin oder einem Koch huldigen? Nein, das Gute wäre ohne den poetischen Nebel, in dem es steckt, völlig aufgeschmissen.

Elftes Bild:
Park und Paradies
    Cheng war eindeutig ein Mann der Frauen, vielleicht könnte man sogar sagen: ein Frauenmann. Die gibt es nämlich, und zwar in allen Spielarten: häßliche wie schöne, reiche wie arme, wirkliche wie geisterhafte. Der entscheidende Punkt scheint zu sein, daß solche Männer für die sie umgebenden Frauen in keiner Weise eine Bedrohung darstellen, ohne aber langweilig oder gar unerotisch zu wirken. Offensichtlich ist diesem Männertypus überhaupt nicht daran gelegen, die eigene Umwelt zu prägen, und schon gar nicht die Frauen, die den wesentlichsten Teil dieser Umwelt bilden. Männer wie Cheng leben unmittelbar in der Gegenwart. Und die Gegenwart kann man nun mal nicht ändern, weil sie ja gerade eben geschieht.
    Attraktivität gehört natürlich dazu, vor allem im Hier und Jetzt. Denn beispielsweise nützt es wenig bis nichts – im Bett mit jemand liegend –, davon zu sprechen, demnächst eine Diät anzufangen. Demnächst eine Verjüngungskur zu beginnen, demnächst ein freundlicher, kluger Mensch zu werden, während man im Moment leider, leider noch ein unhöflicher, geistloser Sack ist. Was nützt die Aussage eines Mannes, er würde sich morgen waschen, wenn er jetzt aber stinkt? (Wittgenstein sagt ganz richtig, daß, wenn man unter Ewigkeit nicht unendliche Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, jener Mensch ewig lebt, der in der Gegenwart lebt.)
    Frauen sind sehr viel stärker diesem Gegenwärtigen verbunden als Männer, welche mit Vorliebe davon berichten, was sie recht bald alles unternehmen werden. Die Mutterschaft, die tatsächliche wie potentielle, bringt es hingegen mit sich, daß Frauen weniger in Prognosen als in Handlungen leben. Ein schreiendes Kind muß sofort versorgt werden, einen schreienden Geschäftspartner kann man auch auf morgen vertrösten. Die Vertröstung ist derart Teil der männlichen Kultur (der sich natürlich auch Frauen anschließen), daß man sie, die Vertröstung, nicht selten mit einer Handlung, mit einer Aktion verwechselt. Umso ehrgeiziger ein Mann ist, umso mehr spricht er von morgen und übermorgen oder davon, was gestern und vorgestern angeblich geschah, aber nicht davon, was sofort und postwendend erledigt werden müßte. Die Gegenwart scheint für ihn überhaupt nicht zu existieren, beziehungsweise allein als theoretischer, als verbaler Raum. Das ist natürlich oft unverbindlich und nicht wenige Frauen sind sehr zu Recht der Meinung, daß ein Mann, der jetzt stinkt, auch morgen stinken wird, weil ja auch morgen die Gegenwart besteht und angekündigte Veränderungen nie eintreten, sondern nur die augenblicklich vorgenommenen. Man kann nämlich in einem bestimmten Moment nur entweder etwas ankündigen oder etwas vornehmen.
    Paradoxerweise prägen also jene Männer unsere Umwelt, die im Grunde inaktiv sind, nicht wirklich etwas tun, sondern allein in Prognosen und Reminiszenzen schwelgen. Nicht handelnd, in Posen erstarrt, schaffen sie Realitäten, die aus dem Imaginären gewachsen sind.
    Ein Mann wie Cheng

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